
Auf einen Drink mit Tina Turner – ein ganz persönlicher Nachruf

Unser Mitarbeiter Horst von Weitershausen hat die Rocklegende Tina Turner in einer Bar in Wien kennengelernt. Er erinnert sich.
Flughafen Wien-Schwechat. Abgekämpft, übermüdet und frustriert marschierte ich mit meinem Gepäckwagen durch den Wiener Flughafen. Ich hatte wieder einmal mit vollem Einsatz über mehr als zwei Tage und Nächte bei einem Rockkonzert in der Wiener Stadthalle ausgehalten, welche Gruppe es war, weiß ich heute nicht mehr, aber entweder die Rolling Stones, Led Zeppelin, Uriah Heep oder Deep Purple. Dies waren meine Hauptacts, die ich in den Jahren von 1969 bis 1974 auf ihren weltweiten Tourneen im Auftrag einer großen deutschen Jugendzeitschrift begleitete.
Zu dieser Zeit, es war das Jahr 1973, arbeiteten die deutschen Fluglotsen im "Dienst nach Vorschrift", was bedeutete, dass der gesamte internationale Flugverkehr mit großen Verspätungen zu rechnen hatte. Auch Ike und Tina Turner, die ich bei zwei ihrer Konzerte bereits "backstage" ein wenig kennengelernt hatte, schlenderten an diesem Tag mit ihrem Gepäck durch den Wiener Flughafen. Wir begegneten uns. Tina sagte "Hello" und Ike lächelte ein wenig gequält mit seinem weißen Nasenlidstrich an mir vorbei.
Tina Turner sagte: "Lass uns was trinken"
"Lass uns was trinken, bis die Maschine nach München abfliegt", sagte Tina und die nächste Stunde saßen wir gemeinsam an der Bar. Da war natürlich ihr Song "Nutbush City Limits" Thema, der gerade die internationalen Charts stürmte. Ein Song, den sie in Anlehnung an das Leben in ihrem Heimatdorf Nutbush in Tennessee geschrieben und den Ike Turner kongenial vertont hatte. Seither gilt Ike Turner als Wegbereiter der klassischen Soul-Musik, der mit seiner Frontfrau Tina mehr als Weltkarriere hätte machen können. Im Flug von Wien nach München fragte ich Ike, warum er seine große musikalische Muse so schlecht behandle. "Ich brauche sie, Tina ist meine Musik", lautete die Antwort.

Der Rest ist bekannt. Tina trennte sich von Ike, und wir blieben über den Deutschland-Chef von United Artist Records mit ihr in Verbindung. Dieser hatte mir seine Wohnung in München für ein halbes Jahr überlassen, als sich meine Frau damals anderweitig orientierte.
Irgendwie auch mein Glück, denn bis Anfang der 1990er-Jahre riss meine Beziehung zu Tina nie ab: ein Lachen im Backstage-Raum eines ihrer großartigen Konzerte, ein Augenzwinkern, ein warmes "Hello Horst, how is your Family, I hope you feel good". Tinas Tod hat mich traurig, aber auch dankbar für einige schöne Begegnungen gemacht. "Rest in peace Tina, You simply the best."
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