Der Auftakt des diesjährigen Dillinger Orgelsommers mit italienischen Meisterorganisten kennzeichnet die hohe Qualität der verpflichteten Orgelsolisten. Nach der Grandezza von Donato Duzzato bei der Premiere folgte am vergangenen Samstag die außerordentliche Souveränität Adriano Falcionis, der mit jeweils zwei deutschen und französischen Spitzenwerken dominierte.
Seine authentischen Darstellungen wiesen auf Falcionis Studien bei Klemens Schnorr (Freiburg) und Marie-Claire Alain (Paris) hin. So gelang es Falcioni beim ersten Satz aus der achten Sinfonie von Charles-Marie Widor, dessen Ausdruckswelt kenntnisreich einzufangen. Virtuoses Orgelspiel war hier verlangt, das Falcioni mit stupender Technik selbst bei höchsten Anforderungen problemlos bewältigte. Der Organist überreizte nicht die Dynamik, baute auf solidem Bassfundament auf und ordnete sich dem Hell-Dunkel-Kontrast unter. Auch in César Francks „Choral II in h-Moll“ konnte Falcioni die Originalität der harmonischen Sprache des Komponisten, die Dichte seiner Satzweise und Inspiriertheit beeindruckend realisieren.
Zwischen majestätischer Aufmerksamkeit und zarten Ziselierungen
Mit staunenswerter Flexibilität und aufregenden Nuancen entlockte der italienische Organist dem Präludium und der Fuge von Felix Mendelssohn Bartholdy (in einer Transkription von William T. Best) eine Fülle von Schattierungen zwischen majestätischer Aufmerksamkeit und zarten Ziselierungen. Die Orgel eroberte nach und nach aus dem tiefen Melodiegrund durch Klangfülle und formale Auflockerung immer mehr den romantischen Charakter.
Bei dem „Urenkel Bachs“ wurde die Orgel zum Orchester. Max Regers „Zweite Sonate d-Moll op. 60“ zeigte Manualakkorde, Pedalexerzitien und ließ Klangtürme entstehen. Adriano Falcioni verstand es zu differenzieren, Einheitlichkeit herzustellen, Transparenz zu erzeugen. Regers harmonische Eingebungen blühten auf, wenn der Organist den poetischen Kontrapunkt entfaltete. Es war die Kunst Falcionis, den komplexen Stil Regers aufleuchten zu lassen.
Die Zuhörer konnten kaum den enormen Schwierigkeitsgrad ermessen, den der Komponist dem Interpreten auferlegt. Gleichermaßen musste hier die Sandtner-Orgel ihr klangliches Können beweisen. Großer stehender Beifall für exquisites Musizieren.
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