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Erinnerungskultur im Kreis Dillingen: Zwei weitere Lernkoffer mit Zeugnissen jüdischen Lebens übergeben

Dillingen/Lauingen

Zwei weitere Lernkoffer mit Zeugnissen jüdischen Lebens übergeben

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    Zwei weitere Lernkoffer konnten im Rahmen des großen Projekts „Jüdische Lernorte im Landkreis Dillingen“ im Staatlichen Schulamt in Dillingen an die Theresia-Haselmayr-Schule und die Mittelschule Lauingen übergeben werden. Der Dank von Konrektor Manuel Hönicke (Mittelschule Lauingen, links) und Schulleiter Jürgen Stella (Theresia-Haselmayr-Schule, Zweiter von links) galt Siegfried Haide als Vertreter der Sparkasse Nordschwaben für die finanzielle Unterstützung und Schulamtsdirektorin Beate Bschorr-Staimer.
    Zwei weitere Lernkoffer konnten im Rahmen des großen Projekts „Jüdische Lernorte im Landkreis Dillingen“ im Staatlichen Schulamt in Dillingen an die Theresia-Haselmayr-Schule und die Mittelschule Lauingen übergeben werden. Der Dank von Konrektor Manuel Hönicke (Mittelschule Lauingen, links) und Schulleiter Jürgen Stella (Theresia-Haselmayr-Schule, Zweiter von links) galt Siegfried Haide als Vertreter der Sparkasse Nordschwaben für die finanzielle Unterstützung und Schulamtsdirektorin Beate Bschorr-Staimer. Foto: Helmut Herreiner

    Ein knappes halbes Jahr ist es her, dass die Arbeitsergebnisse einer Reihe von Lehrkräften und Fachleuten zur Dokumentation jüdischen Lebens im Landkreis Dillingen und zur Umsetzung im schulischen Unterricht im Landratsamt Dillingen öffentlich präsentiert wurden. Eineinhalb Jahre lang hatte sich zuvor ein Arbeitskreis mit der viele Jahrhunderte währenden jüdischen Geschichte im Landkreis Dillingen beschäftigt. Ziel war es, insbesondere die beiden Orte Buttenwiesen und Binswangen mit ihren überregional bedeutenden, heute noch erhaltenen Zeugnissen jüdischen Lebens, zu „Lernorten“ zu machen und hierfür didaktische Lernmaterialien zu erstellen, die es bisher in dieser Form noch nicht gab.

    Unter anderem wurden mithilfe der Online-Plattform „Taskcards“ eine Fülle von Materialien, Aufgaben und Informationen sowie ein Arbeitsgeheft erstellt, sodass für Lehrkräfte ein reicher Pool an Ideen zur Verfügung steht. „Was Sie hier im Landkreis Dillingen in Sachen Erinnerungskultur tun, ist bayernweit und sogar auf bundesweiter Ebene beispielgebend“, fasste der bayerische Beauftragte für Antisemitismusprävention, Ludwig Spaenle, seine Eindrücke von der Arbeit und den Resultaten dieser Initiative zusammen. Damit meinte er insbesondere auch die Idee eines Lernortkoffers, der im November in 15 Exemplaren an Schulen im Landkreis ausgegeben wurde.

    Es wird ganz konkret an jüdische Geschäftsleute erinnert, die in der Region unterwegs waren

    Ausgestattet mit originalen Gegenständen jüdischer Erinnerungskultur, sollen diese Koffer in den Schulen des Landkreises im Geschichtsunterricht, aber auch in Fächern wie Deutsch, Religion oder Ethik eingesetzt werden. Die Koffer sollen zum einen ganz konkret an die jüdischen Geschäftsleute erinnern, die mit der damaligen Lokalbahn Wertingen-Donauwörth auf ihren Handelswegen unterwegs waren, zum anderen aber auch an die Fahrt, die später viele in die Vernichtungslager der Nationalsozialisten führte. Sie enthalten Ritualgegenstände jüdischen religiösen Lebens sowie heimatgeschichtliche Zeugnisse, welche die Zusammengehörigkeit jüdischen und christlichen Lebens in Buttenwiesen und in Binswangen auf anschauliche Weise dokumentieren.

    In diesen Tagen konnten nun dank der Initiative von Schulamtsdirektorin Beate Bschorr-Staimer und der finanziellen Unterstützung der Sparkasse Nordschwaben im Staatlichen Schulamt in Dillingen zwei weitere wertvolle Lernkoffer an die Theresia-Haselmayr-Schule in Dillingen sowie an die Mittelschule Lauingen übergeben werden. Einfach war es im Übrigen nicht, an Originalkoffer zu kommen, die 90 bis 100 Jahre alt sind. Als Vertreter der Sparkasse Nordschwaben bei der Überreichung der Koffer an Schulleiter Jürgen Stella und an Konrektor Manuel Hönicke betonte Siegfried Haide, dass man dieses Projekt sehr gerne unterstütze, da hier die jahrhundertelange wirtschaftliche und kulturelle Geschichte des heutigen Landkreises ein lebendiges Zeugnis erhalte. Ohne die finanzielle Hilfe seitens der Sparkasse Nordschwaben wäre eine weitere Ausstattung von Schulen im Landkreis nach der Aussage von Beate Bschorr- Staimer schwierig. Sie hob hervor: „Das Projekt Jüdische Lernorte im Landkreis Dillingen hat richtig eingeschlagen! Das freut mich vor allem auch deswegen, weil damit die Arbeit aller beteiligten Lehrkräfte und Personen wertgeschätzt wird.“

    Auch die Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung möchte sich hier einbringen und das Projekt bayernweit kommunizieren, ergänzte die Schulamtsdirektorin und sprach auch die Initiierung einer Fortbildungsinitiative innerhalb des Landkreises an, die bereits im Laufen sei. Einig war sie sich mit Siegfried Haide und den anwesenden Schulleitern darin, dass das jüdische Leben in Deutschland nicht nur, wie häufig geschehen, auf die schreckliche Zeit des Nationalsozialismus reduziert werden dürfe. In Buttenwiesen und Binswangen, aber nicht nur dort, prägte die jüdische Bevölkerung über Jahrhunderte das Ortsbild, die Kultur und vieles mehr.

    Fast alle Mittelschulen im Kreis Dillingen sind schon mit den Lernkoffern ausgestattet

    Die Ausstattung und Übergabe weiterer Lernkoffer an Schulen im Landkreis soll dazu beitragen, dass Schülerinnen und Schüler dieses Wissen erlangen, dass sie Fragen stellen und dass ein Bewusstsein für eine respektvolle, tolerante und inklusive Gesellschaft in der Gegenwart und in der Zukunft gestärkt wird. „Und deswegen sind wir froh, dass nun fast alle Mittelschulen im Landkreis und auch einige Grundschulen bereits mit den Lernkoffern ausgestattet sind“, bilanzierte Beate Bschorr-Staimer.

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