Hey, hey, hey – diesen Begrüßungs-Code entlehnte Landrat Markus Müller dem äußerst munteren wie lustigen Liedtext, den zuvor Mitarbeiterinnen des Hauses eindrucksvoll intoniert hatten. „Die Frühförderung wird 50 Jahr‘, hey, das ist doch wunderbar“, hieß es, begleitet von der Gitarre und später sogar dem Saxofon. Nicht nur der erste Mann des Landkreises zeigte sich beeindruckt von dem kurzen, aber umso heftiger wirkenden Programm zur Feier des 50-jährigen Bestehens der interdisziplinären Frühförderung bei Regens Wagner Dillingen.

Während der unüberhörbaren Geräuschkulisse anlässlich der „Regens-Wagner-Meile“ in der Nachbarschaft, wusste das Team um Leiter Maximilian Mösch Ehrengäste wie Mitarbeiter eine Zeit lang bei Laune zu halten. Darunter die Mitbegründerin Schwester Michaela Speckner sowie die Vorsitzende des Stiftungsrats, Kreisrätin und Altbürgermeisterin Hildegard Wanner. Psychologe Mösch, übrigens das einzige Mannsbild in der unglaublich engagierten Frauenschar an der Regens-Wagner-Straße 2, wusste bei seiner Festansprache um den besonderen Wert der Institution und gab dabei auch einen interessanten Einblick in deren Arbeit.

Es kommen Menschen „in einer Situation der Unsicherheit“
In der Frühförderung kämen Eltern oft, weil irgendjemand sie angesprochen habe, dass mit ihrem Kind etwas nicht stimmen würde. „In all diesen Fällen begegnen uns Menschen in einer Situation der Unsicherheit, voller Fragen, voller Nöte und Ängste“, berichtete der Experte und warb um Menschlichkeit, die es dabei benötige. Nur sie erlaube es, sich in die Eltern hinein zu versetzen und sie auf ihrem oft schweren Weg zu begleiten. Die humane Einstellung beizubehalten, so fuhr Maximilian Mösch im für die Besucher geschmückten zweiten Stock der Einrichtung fort, werde dazu führen, dass man bei den Kindern und Eltern gleichermaßen in guter Erinnerung bleibe. Und: Die Modernisierung der Förderung, die einst mit einem rein pädagogischen Ansatz gestartet war und heute interdisziplinär angelegt sei, „wird zum Wohle der Kinder nur gelingen, wenn die Menschlichkeit nicht außen vor bleibt.“
Stefan Leser: „Es waren immer die Frauen, die uns vorangebracht haben“
Dass der Mensch bei allem im Mittelpunkt stehe, habe sein Vorredner „gut rübergebracht“, gab dann der Landrat zu verstehen. Die Förderung „mitten im Landkreis“ genieße großen Respekt und Anerkennung. Müller sagte, die Gründungsväter und – mütter müssten stolz auf das hier Geleistete sein. Die Frauendominanz im Raum komme nicht von ungefähr, sondern habe den einen Grund, den der Gesamtleiter bei Regens Wagner, Stefan Leser, in die sonntägliche Stunde einbrachte: „Es waren immer die Frauen, die uns vorangebracht haben“, stellte der Mann fest, der sich später wie so viele andere als begeisterter „Meilen“-Gänger zeigte.

Wie übrigens auch Oberbürgermeister Frank Kunz, der zunächst dem Jubilar beziehungsweise Jubilarin ausdrücklich weitere fünf Jahrzehnte wünschte. Die Frühförderung mit einer großartigen Mannschaft trage dazu bei, „unseren jüngsten Mitbürgerinnen und Mitbürgern die möglichst besten Chancen für den Start ins Leben zu gewähren“, gab Kunz freudestrahlend zu verstehen, bevor er einen riesigen Geschenkkorb mit süßer „Nervennahrung“ übergab.
Der als Präsent gedachte Landkreis-Schirm von Markus Müller kam indes zumindest im Albangarten nebenan keineswegs zum Einsatz. Denn unter dem weiß-blauen Bilderbuch-Himmel fand am frühen Vormittag nicht nur der Gottesdienst statt, den Direktor Pfarrer Rainer Remmele zelebrierte und auf die Herausforderungen unserer Zeit hinwies. Schon bald strömten ganze Menschengruppen in Richtung der aufgestellten Buden und Verkaufsstände. Dort erwarteten den Besucher auch zahlreiche „Fachgeschäfte“: Schminken für 1,50 Euro, ein Haar-Reif kostete einen Euro, ein Federmäppchen gab es im „Taschenparadies“ für nur 2,50 Euro, den Stoffbeutel für einen Euro.
Vom Gokart-Fahren bis zum Treten auf der Seifenblasmaschine
Bücher-Flohmarkt und Blasmusik standen ebenso auf dem Programm wie die Sorge ums leibliche Wohl: Bayerischer Schweinebraten und Bratwurst mit Pommes oder Gyros und arabischer Salat. Gokart-Fahren auf der Straße war genauso möglich wie das Treten auf der Seifenblasenmaschine. Bedrohlich nahe der Ballschießanlage stand bei seinem Rundgang Gesamtleiter Stefan Leser, der von Stellvertreter Matthias Kandziora begleitet wurde, und dabei auf die Herkunft der „Meile“ zu sprechen kam. Sie gibt es seit mehreren Jahrzehnten. „Es geht nur um die Feiermeile“, erklärte er, also die Bezeichnung, die ursprünglich für einen Straßenzug mit vielen Lokalen galt. Nicht zu verwechseln mit den ebenso gängigen Land- und Seemeilen.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden