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Geflüchtete im Landkreis Dillingen: Erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt

Landkreis Dillingen

Gelungene Integration: Wie Geflüchtete im Landkreis Dillingen arbeiten

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    Said Egbali (links) ist seit 2020 bei Jürgen Salzmann (rechts) in der gleichnamigen Bäckerei angestellt.
    Said Egbali (links) ist seit 2020 bei Jürgen Salzmann (rechts) in der gleichnamigen Bäckerei angestellt. Foto: Lioba Reiter

    Der Fachkräftemangel wächst - auch im Landkreis Dillingen. Laut aktuellster Beschäftigungsstatistik sind außerdem rund 8000 sozialversicherungspflichtig Tätige älter als 55 Jahre, informiert die Agentur für Arbeit. Das bedeute, dass in den nächsten zehn Jahren fast jeder vierte Berufstätige im Landkreis aus der sogenannten Babyboomer-Generation in Rente gehen wird. Dies könne den Fachkräftemangel erneut verschärfen. Eine Maßnahme, um dem entgegenzuwirken, ist unter anderem die gezielte Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland. Auch die bereits in Deutschland lebenden Geflüchteten können dazu beitragen, die Lücke auf dem Arbeitsmarkt zu verkleinern, heißt es von der Agentur für Arbeit.

    Im September 2024 seien aus den Asylherkunftsländern Afghanistan, Syrien, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan und Somalia bereits knapp 500 Personen im Landkreis Dillingen sozialversicherungspflichtig beschäftigt gewesen, so die Information der Agentur für Arbeit. Das vor allem in der Produktion und im Gesundheits- und Sozialwesen. Einige Beschäftigte aus Asylherkunftsländern erzählen im Gespräch mit unserer Redaktion, wie es für sie ist, im Landkreis zu arbeiten. Deren Arbeitgeber erzählen ebenfalls von ihren Erfahrungen mit geflüchteten Angestellten. Die Antworten fallen positiv aus.

    Für Shillah Kanabo fühlen sich ihre Kollegen an wie Familie

    Sehr international ist das Schwesternaltenheim St. Clara in Dillingen. Elf Nationalitäten seien aktuell unter den Mitarbeitern vertreten, informiert Leiterin Astrid Ziemann. Darunter sind auch die Pflegefachhelferin Shillah Kanabo aus Uganda und Freweini Gebremeskel Gebregergish aus Eritrea, die aktuell in der Reinigung tätig ist. Die Stelle im Haus St. Clara zu finden, sei für beide Frauen nicht schwer gewesen. Hilfe bekamen sie unter anderem von der Diakonie, die ihre Bewerbungen überprüfte. Freweini Gebremeskel Gebregergish, die seit 2016 in Deutschland lebt, war bereits 2019 als Pflegehelferin im Haus St. Clara, bevor sie für fünf Jahre in Elternzeit ging. Seit Januar arbeitet sie wieder im Haus - nun als Reinigungskraft. „Wir haben dringend jemanden für die Reinigung gebraucht“, erklärt Astrid Ziemann. Gebremeskels Bewerbung sei gerade recht gekommen und man wusste aus früheren Zeiten, dass man sich auf sie verlassen könne.

    Shillah Kanabo (links) aus Uganda und Freweini Gebremeskel Gebregergish (rechts) arbeiten im Haus St. Clara in Dillingen. Leiterin Astrid Ziemann (Mitte) hat gute Erfahrungen mit Angestellten aus Asylherkunftsländern gemacht.
    Shillah Kanabo (links) aus Uganda und Freweini Gebremeskel Gebregergish (rechts) arbeiten im Haus St. Clara in Dillingen. Leiterin Astrid Ziemann (Mitte) hat gute Erfahrungen mit Angestellten aus Asylherkunftsländern gemacht. Foto: Lioba Reiter

    Shillah Kanabo kam 2020 nach Deutschland und ist seit September 2024 fest im Haus St. Clara angestellt. Auch sie war im Pflegeheim bereits bekannt, da sie im Rahmen der Ausbildung zur Pflegefachhelferin im August 2023 ein Praktikum absolvierte. Beide Frauen fühlen sich sehr wohl in ihrem Beruf. Alle Mitarbeiter und Kollegen seien sehr nett, betonen sie. „Ich bin immer sehr dankbar. Ich habe hier nicht nur eine zweite Heimat, sondern eine Familie gefunden“, erzählt Shillah Kanabo mit Tränen in den Augen. „Die Kollegen hier sind wie Schwestern. Meine eigenen sind ja weit weg.“

    Natürlich käme es manchmal zu Verständigungsschwierigkeiten. Die Sprache sei, trotz bestandenem B1-Sprachzertifikat, die größte Barriere. „Wir betonen deshalb immer wieder, wie wichtig es ist, dass die Kollegen auch untereinander Deutsch sprechen“, erklärt Astrid Ziemann. Insgesamt habe sie gute Erfahrungen mit Angestellten aus Asylherkunftsländern gemacht. Natürlich könne man nicht alle beschäftigen, sagt sie. Es komme darauf an, eine gute Mischung zu schaffen.

    Said Egbali arbeitet seit 2020 bei der Bäckerei Salzmann

    Auch jenseits ausgebildeter Fachkräfte werden im Landkreis Dillingen Arbeitskräfte gesucht. Bei der Bäckerei Salzmann in Höchstädt ist seit 2020 beispielsweiße Said Egbali aus Afghanistan angestellt. Obwohl er keine Ausbildung zum Bäcker hat, arbeitet er im Betrieb. „Sozusagen als Mädchen für alles“, erklärt Inhaber Jürgen Salzmann. 2015 kam Egbali nach Deutschland und lebt nun mit seiner Familie in Dillingen. Über seine Stelle bei der Bäckerei sei er sehr froh, betont er mehrmals im Gespräch. „Ich habe 83 Bewerbungen geschrieben und davon hat nur eine funktioniert“, erzählt der Afghane. Ohne Ausbildung und ohne die deutsche Sprache zu sprechen, sei es schwer, einen Beruf in Deutschland zu finden. Mit der Sprache habe er immer noch Probleme, auch wenn es schon viel besser geworden sei, so Egbali. Er lerne jeden Tag und auch der Kontakt mit Leuten helfe ihm. Sein Tipp für andere Geflüchtete in Deutschland: Die Sprache lernen und sich eine Arbeit suchen. „Ohne Arbeit geht es gar nicht“, sagt der Afghane. Seit 2024 hat er außerdem einen Führerschein. Zuvor sei er jeden Tag und bei jedem Wetter mit dem Fahrrad von Dillingen nach Höchstädt in die Bäckerei gefahren.

    Jürgen Salzmann, Inhaber der Bäckerei Salzmann, ist sehr zufrieden mit seinem Angestellten. „Said ist immer fleißig, pünktlich und bemüht sich sehr“, betont er. Salzmann habe viele gute Erfahrungen mit ausländischen Arbeitern gemacht. „Viele Deutsche können sich da eine Scheibe abschneiden“, findet er. Bald wolle er noch einen weiteren Afghanen einstellen - einen Freund von Said Egbali. Dieser starte bei der Bäckerei eine Ausbildung. Ohne einen Lehrvertrag müsste er Deutschland verlassen, erklärt Jürgen Salzmann. Seiner Meinung nach sei die Arbeit für Geflüchtete nicht nur reines Geld verdienen. Sie würden sich mehr integrieren und auch die Sprache lernen. Leider werde ihnen die Jobsuche durch lange Behördengänge oftmals schwer gemacht, so Salzmann. „Seine Probleme hat der deutsche Staat sich selbst gemacht“, findet er.

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