Startseite
Icon Pfeil nach unten
Dillingen
Icon Pfeil nach unten

Gerda Ziegler: Pionierin der Fotografie aus Wertingen mit 99 Jahren verstorben

Wertingen

Gerda Ziegler aus Wertingen war eine Pionierin in Sachen Fotografie und Geschäftsführung

    • |
    • |
    • |
    Gerda Ziegler aus Wertingen ist im Alter von 99 Jahren gestorben. Sie war langjährige Geschäftsinhaberin und Fotografin.
    Gerda Ziegler aus Wertingen ist im Alter von 99 Jahren gestorben. Sie war langjährige Geschäftsinhaberin und Fotografin. Foto: Z-Studio

    Sie war zur damaligen Zeit eine Pionierin in Sachen Fotografie und Geschäftsführung. Gerda Ziegler, geborene Zolleis, aus Wertingen leitete gemeinsam mit ihrem Mann ein Fotostudio in der Zusamstadt. „Sie führten das Geschäft gemeinsam und das auf Augenhöhe. Das war in den 50er Jahren ungewöhnlich“, sagt Jonas Ziegler, der Enkel von Gerda Ziegler. Als Fotografin war sie zu dieser Zeit eine Ausnahmeerscheinung. Nun ist die Fotografie-Pionierin und Geschäftsinhaberin am 29. April im Alter von 99 Jahren gestorben. „Sie ist friedlich eingeschlafen“, so Jonas Ziegler.

    Gerda Ziegler war eine bekannte Persönlichkeit in Wertingen und Gründungsmitglied der TSV Handballer. Jonas Ziegler beschreibt sie als „sehr gesellig und zielstrebig“. Diese Eigenschaften benötigte sie. Gerda Ziegler leitete nicht nur gemeinsam mit ihrem Mann das Fotostudio. Sie zog gleichzeitig drei Kinder groß. Nun trauern auch vier Enkel und sieben Urenkel um sie.

    Das Fotoatelier Zolleis in Wertingen wird 1919 gegründet

    Rückblick: Das Fotoatelier Zolleis wurde 1919 von Johann Zolleis, dem Vater von Gerda Ziegler, gegründet. Ein Schritt, der aus heutiger Sicht geradezu tollkühn erscheint: Johann Zolleis war gelernter Schuhfabrikant. Die Erfindung der Fotografie lag gerade mal 80 Jahre zurück und steckte in den Kinderschuhen. Johann Zolleis fotografierte mit einer damals üblichen Holzkamera – Fotografie war noch eine komplizierte technische Angelegenheit, die ausschließlich von den wenigen damals agierenden Fotografen beherrscht wurde. So gehörte Zolleis zu den Ersten, die eine Kamera besaßen. Erst nach der schweren Zeit der Weltwirtschaftskrise wurde die Fotografie salonfähig.

    Mit den Bussen kamen die Menschen, um sich fotografieren zu lassen

    Interessant im Hinblick auf den gestrigen Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus und den damit verbundenen Kriegserinnerungen ist, dass Johann Zolleis während des Zweiten Weltkrieges viele Bilder aufnahm, die von geschichtlicher Bedeutung sind. Die Fotos sind ein Bilddokument des zerstörten Wertingen. 1946, nach dem Kriegsende, als alle Bundesbürger einen neuen Personalausweis benötigten, karrte man die Einwohner mit Lastwagen von der US-Armee zum Wertinger Fotostudio.

    Gerda Ziegler aus Wertingen war eine Fotografie-Pionierin

    Das Ehepaar Zolleis hatte zwei Töchter. Eine von ihnen, Gerda Zolleis, übernahm das Fotostudio. Sie heiratete Egon Ziegler. Das Paar war somit die zweite Fotografen-Generation in Wertingen. Die 1950er Jahre waren für sie eine schwierige Zeit. Erst das Wirtschaftswunder und die Reisewelle Mitte der 1960er Jahre brachten den Aufschwung zurück. Egon Ziegler, der in das Fotografie-Geschäft eingeheiratet hatte, war gelernter Elektriker. Doch er interessierte sich brennend für die Fotografie und wurde ein Pionier für Farbaufnahmen. 1969 kam die Werbefotografie dazu. Aber auch Modefotografie gehörte zum festen Repertoire von Gerda und Egon Ziegler.

    Die Begeisterung für Fotografie, und später auch für den Film, wurde in der Familie weitergegeben. Heute leitet der Enkel von Gerda Ziegler, Jonas Ziegler, das Z-Studio in Wertingen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden