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Junge Gründer wollen vieles anders machen: Das macht den Pflegedienst Hito im Landkreis Dillingen aus

Lauingen

Vier junge Menschen krempeln den Pflegedienst im Landkreis Dillingen um

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    Bürgermeisterin Katja Müller gratulierte dem Hito-Team zum neuen Büro. Von links Oskar Ott, Manuel Breskott, Celin Tausend und Claudia Lempart beim offziellen Empfang.
    Bürgermeisterin Katja Müller gratulierte dem Hito-Team zum neuen Büro. Von links Oskar Ott, Manuel Breskott, Celin Tausend und Claudia Lempart beim offziellen Empfang. Foto: Jonathan Mayer

    Der Charme frisch eingerichteter Räumlichkeiten umgibt das neue Büro von Manuel Breskotts Team. Der Konferenzraum ist ausgestattet, die Siebträgermaschine neu angeschafft, die Arbeitsplätze sind entsprechend ausgerüstet. Sogar eine neue Wand aus Grobspanplatten wurde eingezogen. „Wir diskutieren noch, ob wir sie streichen sollen oder nicht“, witzelt Breskott beim Rundgang. In diesem kleinen Satz steckt jedoch viel mehr als nur ein kleiner Scherz. Er zeigt, was Breskott und sein Team immer wieder hervorheben: Bei Hito laufen einige Dinge anders.

    Denn der „Chef“ Breskott will eigentlich gar keiner sein. „Formal bin ich Geschäftsführer“, sagt er. „Aber im Alltag läuft das nicht so.“ Er betont die flachen Hierarchien, die man im ambulanten Pflegedienst lebt. „Jeder weiß immer über alles Bescheid. Und wir sind dauerhaft im Austausch“, erzählt er. Die meisten Entscheidungen treffe man gemeinsam im Team, wie eben die, ob die neue Wand gestrichen werden soll oder nicht.

    Was ein Wirtschaftsingenieur beim Pflegedienst macht

    Vor etwas mehr als einem Jahr hat Breskott, damals 26, Hito mit Unterstützung von zwei Freunden gegründet. Celin Tausend, damals 23, war die erste Mitarbeiterin, Wirtschaftsingenieur Simon Fauser, damals 26, unterstützte sozusagen von außen. Die Ansprüche waren hoch, sie wollten alles auf die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen, die sich in kleinen Teams selbst organisieren sollten – frei nach dem Buurtzorg-Modell aus den Niederlanden. Jeder sollte sich die Zeit für die Klientinnen und Klienten nehmen können, die er braucht. Und einiges mehr sollte anders laufen als bei anderen Pflegediensten, und natürlich besser. Wie sieht es also ein Jahr später aus?

    Aus dem Zweier-Gespann von damals ist inzwischen ein vierköpfiges Team geworden. Zu Breskott und Tausend sind Claudia Lempart und Oskar Ott dazugestoßen. Auch Simon Fauser unterstützt neben seinem Hauptberuf weiterhin. Dass alle fünf nicht nur im Team arbeiten, sondern auch privat befreundet sind, merkt man ihnen im Miteinander an. Tausend beschreibt es so: „Es ist komplett familiär bei uns. Und das merken die Klienten auch.“ Manches von dem, was sie sich damals vorgenommen haben, laufe heute sogar besser als erwartet. Tausend spricht etwa die Zeit an, die jeder und jede bei den Klienten hat. Während bei klassischen Pflegediensten oft Zeitdruck herrsche, sei das bei Hito entspannter. „Wir müssen uns nie Stress machen, wenn wir vor Ort sind.“

    Fast das komplette erste Jahr hatte das junge Team kein eigenes Büro, Homeoffice war die Devise. Jetzt hat es endlich Räumlichkeiten in Lauingen gefunden. Beim Empfang, zu dem neben Bürgermeisterin Katja Müller einige Unterstützer vorbeischauen, betont Manuel Breskott: „Wir sind alles Lauinger. Wir wollten nach Lauingen.“ Auch Breskotts Erwartungen wurden von der Realität übertroffen. Die Arbeitsabläufe, etwa dass alle digital und mit der Cloud arbeiten können, hätten sich gut eingespielt. Das sei ein „großer Prozess“ gewesen. „Das alles erfordert sehr viel Kommunikation. Man muss sich die Zeit dafür nehmen, dann rentiert es sich.“

    Die Mitarbeiter bei Hito tragen mehr Verantwortung

    Breskott erklärt: Dadurch, dass sich jeder in dem kleinen Team mit allen wichtigen Themen auskennt, von der Versorgung der Klienten bis zur Abrechnung, sei man viel flexibler. Wenn etwa ein Kollege bei einem Klienten zehn Minuten länger brauche als geplant, würde nicht über mehrere Stationen die Wirtschaftlichkeit geprüft. Stattdessen trage jeder selbst die Verantwortung für die Besuche und könne selbst planen. „Keiner sitzt nur im Büro, alle fahren raus“, sagt Breskott. Das funktioniere auch deshalb so gut, weil man ein „hervorragendes Team“ sei. „Das würde ohne die vier gar nicht funktionieren.“

    Simon Fauser wiederum hat als Wirtschaftsingenieur keinen klassischen Blick auf Pflegedienste. Er erzählt eine Anekdote: Die Familie eines verstorbenen Klienten habe das ganze Team zum Essen eingeladen, weil sich der Angehörige immer so über den Besuch des Pflegedienstes gefreut habe. „Da ist mir klar geworden, es muss die Strategie werden, nicht schnell zu wachsen, sondern sich die Zeit nehmen zu können, um die besten Mitarbeiter zu finden, um dann die höchstmögliche Kundenzufriedenheit zu schaffen.“ Das sei zwar nicht einfach, mache es aber auch so spannend. Breskott wiederum erzählt, auf seinem Schreibtisch lägen aktuell knapp 60 Bewerbungen. Aber: „Wir sind jung, wir wollen langsam wachsen. Alles andere würde gegen unser Konzept verstoßen.“

    In ihrem neu bezogenen Büro in der Ludwigstraße will das Team jetzt durchstarten. Kapazitäten für Klientinnen und Klienten gebe es noch. Auch Beratung wollen sie anbieten.

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