Der Landkreis Dillingen kommt in die Jahre: Heute leben rund 20.200 Menschen im Landkreis Dillingen, die im Rentenalter sind. Ihre Zahl wird in fünf Jahren bereits bei rund 22.100 liegen. Und 2035 werden rund 26.000 Menschen der „Generation Ü67“ angehören – ein „Senioren-Plus“ von 29 Prozent gegenüber heute. Das geht aus einer „Ruhestands-Prognose“ hervor, die das Pestel-Institut im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) gemacht hat.
Die NGG Schwaben warnt jetzt vor zu niedrigen Renten. Es gehe darum, ein „Abrutschen der Rente“ zu verhindern, so die Gewerkschaft in einer Pressemitteilung: „Wer im Alter genug Geld zum Leben haben will, muss sich am 23. Februar darum kümmern. Denn wie hoch die gesetzliche Rente sein wird, das kann jeder mitentscheiden – und zwar per Kreuz in der Wahlkabine bei der Bundestagswahl“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Paul Stüber, der Gewerkschaftssekretär der NGG Schwaben, richtet deshalb einen „Renten-Appell“ an die Beschäftigten im Landkreis Dillingen. Sie sollen den Wahlkampf nutzen, um den Parteien auf den „Renten-Zahn“ zu fühlen: „Wer im Kreis für den Bundestag kandidiert, muss Farbe bekennen. Die entscheidende Frage beim Straßenwahlkampf ist: Wie hoch wollen die Bundestagskandidaten die Rentenlatte legen?“
Denn der neue Bundestag und die Bundesregierung müssten dringend eine Rentenreform anpacken. „Der wichtigste Punkt dabei ist das Rentenniveau: Je höher es ist, desto mehr Geld haben die Senioren im Portemonnaie. Da geht es um jeden Prozentpunkt – auch hinter dem Komma“, so Stüber. Hier müsse es eine Haltelinie nach unten geben: „Unter 48 Prozent darf das Rentenniveau nicht sacken. Sonst rutschen nämlich noch mehr Menschen in die Altersarmut“, sagt der Gewerkschafter. Die NGG Schwaben fordert, dass das Rentenniveau zukünftig auch wieder auf 50 Prozent und höher steigen muss. Neben diesem „Prozent-Check“ zur Rentenhöhe gehe es auch darum, die Positionen der Parteien zum geplanten Renteneintrittsalter abzuklopfen: „Ab wann sollen die Menschen ohne Abschläge in Rente gehen können?“, wäre laut der NGG eine wichtige Frage.
Rente mit 67 Jahren ist für viele unerreichbar
Parteien, die versuchten, das Renteneintrittsalter nach oben zu schrauben, machten laut der Pressemitteilung eine „Weit-weg-Politik vom Arbeitsleben der Menschen“. Schon die Rente mit 67 sei für viele jetzt unerreichbar. „Vom Koch bis zum Produktionshelfer, der Tag für Tag in der Lebensmittelindustrie am Band steht: Viele, die dauerhaft anstrengende Arbeit leisten, sind oft schon viel früher am Ende“, so Stüber.
Außerdem fordert die NGG Schwaben einen „Rententopf für alle“: Von der Rechtsanwältin bis zum Lebensmitteltechniker, von der Köchin, Kellnerin und Konditorin bis zum Arzt, Apotheker und Architekten – für alle müsse es künftig eine Rentenkasse geben. Wichtig sei darüber hinaus, die Rente „finanziell auf solide Füße zu stellen“. Einer Aktienrente erteilt die NGG Schwaben damit eine klare Absage: „Die gesetzliche Rente mit ihren Beiträgen, für die Beschäftigte hart gearbeitet haben, hat an der Börse nichts zu suchen. Sie darf nicht – in Aktienpakete verpackt – gehandelt werden“, so Stüber. Auch das von CDU/CSU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz im Wahlkampf geforderte staatliche Aktien-Depot für Kinder sei nichts anderes als „der Beginn eines schleichenden Ausstiegs aus der gesetzlichen Rentenversicherung“.
Entscheidend für eine Rente, die zum Leben reicht, sei vor allem aber auch ein guter Lohn. Wer heute zum Mindestlohn arbeite, rutsche im Alter „schnurstracks in die Armut“. Aktuell gibt es nach Berechnungen, die das Pestel-Institut für die NGG gemacht hat, rund 8600 Jobs im Landkreis Dillingen, in denen die Menschen weniger als 15 Euro pro Stunde verdienen. (AZ)
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