
Den Dillinger AfD-Kreisverband plagen Turbulenzen

Plus Will oder darf Bezirkstagskandidat Michael Walter aus Lauingen nicht mehr antreten? Dazu gibt es unterschiedliche Meinungen.

Im Dezember hatte die Alternative für Deutschland (AfD) die Kandidaten für die Landtags- und Bezirkswahl im Herbst im Stimmkreis Augsburg-Land, Dillingen präsentiert. Darunter war der Dillinger AfD-Kreisvorsitzende Michael Walter, der als Erststimmenkandidat für den Bezirkstag gekürt wurde. "Im Bezirkstag möchte ich mich insbesondere in dem Bereich der Kultur und Heimatpflege einbringen", kündigte der Lauinger in einer Pressemitteilung an. Doch dazu wird es nicht kommen. Nach Informationen unserer Zeitung hat die AfD ihren Direktbewerber für den schwäbischen Bezirkstag ausgewechselt. Warum das passiert ist, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen.
Nach Informationen unserer Redaktion fand jedenfalls eine neue Nominierungsversammlung am Freitag voriger Woche in der Gaststätte Zum Lamm in Schwenningen statt. Kurioserweise soll AfD-Kreisvorsitzender Michael Walter an dem Treffen zwar nicht teilgenommen, aber im Raum nebenan gespeist haben. Der Lauinger selbst will auf Anfrage dazu nicht Stellung nehmen. Walter sagt nur so viel: "Ich will selbstverständlich als Erststimmenbewerber für den Bezirkstag kandidieren." Nach Informationen unserer Redaktion hat Walter das Schiedsgericht der AfD angerufen. Der Lauinger nimmt dem Vernehmen nach gegenwärtig auch sein Amt als AfD-Kreisvorsitzender nicht wahr, obwohl er auf der Webseite der rechtsgerichteten Partei noch in dieser Funktion angeführt ist.
Walter habe seine Kandidatur "selber freiwillig zurückgezogen"
Kommissarischer AfD-Kreisvorsitzender ist derzeit Peter Kappatsch. Der Höchstädter sagt, er sehe keine großen Differenzen im AfD-Kreisverband, das Verhältnis zu Michael Walter werde gerade "gekittet". Im Übrigen habe der Kreisvorsitzende seine Erststimmenkandidatur für den Bezirkstag "selber freiwillig zurückgezogen". Walter habe nicht mehr kandidieren wollen. "Wir haben ihn auch nicht rausgeschmissen", betont Kappatsch auf Anfrage. Michael Walter sei nach wie vor AfD-Mitglied, im Mai oder Juni stehen Neuwahlen im AfD-Kreisverband an. Dass der Lauinger dabei als Kreisvorsitzender bestätigt wird, scheint unwahrscheinlich. Die Kontroverse, so Kappatsch, sei "eine Geschichte zwischen Michael Walter und dem Bezirksverband".

AfD-Bezirksvorsitzender ist der Landtagsabgeordnete Christoph Maier, der im vergangenen Jahr als Landratskandidat im Landkreis Dillingen angetreten war und im ersten Wahlgang auf 6,5 Prozent kam. Das Verhältnis zwischen Maier und Walter gilt als angespannt, denn der Dillinger AfD-Kreisvorsitzende hatte den Abgeordneten im August in einem Interview unserer Zeitung massiv kritisiert. Für die AfD habe die Landratswahl ein "katastrophales Ergebnis" gebracht, Maier habe mit seiner Kandidatur den Dillinger AfD-Kreisverband "als Steigbügel benutzt", sagte Walter.
Michael Walter spricht von einem "konstruierten Vorwurf"
Der AfD-Bezirksvorsitzende Maier gilt als Vertrauter von Thüringens AfD-Chef Björn Höcke, der als Galionsfigur der äußersten Rechten das völkisch-nationale Lager innerhalb der Partei repräsentiert. Die AfD wird vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft. Walter sagte damals in dem Interview: "Ich bin nicht für das Höcke-Lager." Ihm gehe es darum, eine "Gegenwelle" zu organisieren. In den Landkreisen Dillingen, Donau-Ries, Augsburg-Land und Günzburg seien gemäßigte Vertreter der AfD am Werk. Nun hat die Welle offensichtlich Walter eingeholt. Nach Informationen unserer Redaktion läuft ein Verfahren gegen den AfD-Kreisvorsitzenden, um ihm die Mitgliedschaft zu entziehen. Der Vorwurf: Walter soll "Mitglieder gekauft" haben. Der Versicherungsmakler habe eine Prämie von 50 Euro für jeden und jede ausgesetzt, der oder die ein neues AfD-Mitglied werbe. Walter spricht von einem "konstruierten Vorwurf".
Bezirksvorsitzender Christoph Maier war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die AfD geht nun mit einem neuen Erststimmenkandidaten in die Wahl zum schwäbischen Bezirkstag. Wie der kommissarische Kreisvorsitzende Kappatsch informiert, wurde in Schwenningen Elias Merkle aus dem Harburger Stadtteil Mündling nominiert. Der 23-Jährige sei "ein junger Mann mit vielen Visionen".
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