Gemütlich auf der Couch liegen und Essen bestellen? Für viele Menschen gehört das zum Alltag dazu. Kurz in der Lieferando-App durch die Angebote scrollen, und mit wenigen Fingerbewegungen ist das Abendessen auf dem Weg zur eigenen Haustüre. Doch profitieren auch die Restaurants im Landkreis Dillingen davon? Oder sind sie mittlerweile gar auf Lieferando angewiesen, um zu überleben?
Lieferando gibt es seit 2008 in Deutschland. Dahinter steckt die niederländische Firma Just Eat Takeaway, welche neben ihrem deutschen Ableger auch andere Marken wie Just Eat in der Schweiz oder Grubhub in den USA besitzt. Deutschlandweit hat die Firma einen Marktanteil von 75 Prozent, im Landkreis Dillingen ist es der einzige größere Essens-Lieferservice. Andere Plattformen wie Uber Eats oder Wolt beliefern Kundinnen und Kunden nur in größeren Städten. 19 Restaurants werden im Dillinger Umkreis gelistet.
Der Rajput Pizza Service aus Höchstädt ist auf Lieferando angewiesen
Eines davon ist „Rajput Pizza Service“ in Höchstädt. Neben Pizzen bietet der Imbiss auch Döner, Pide oder Burger an. Viele Kundinnen und Kunden würden ihr Essen bestellen, sagt Saman Rustami, einer der Mitarbeiter des Restaurants. Etwa die Hälfte des Geschäfts laufe über Lieferando, am Wochenende meist noch etwas mehr. „Wir sind auf Lieferando angewiesen, denn die Leute bestellen darüber und kennen uns nicht.“
Wir sind auf Lieferando angewiesen.
Saman Rustami, Mitarbeiter bei Rajput Pizza Service
Für die Nutzung der Plattform verlangt Lieferando eigenen Angaben zufolge 14 Prozent des Umsatzes. „Es ist besser für uns, wenn uns die Leute direkt anrufen“, sagt Rustami. Denn die Preise auf Lieferando und im Laden sind dieselben. Bestellen die Kunden direkt im Restaurant, entfällt die Abgabe an den Online-Service. Stellt Lieferando zusätzlich noch Fahrer und Fahrerinnen zur Verfügung, steigt der Anteil auf 30 Prozent. Im Landkreis Dillingen liefern die Restaurants ihr Essen selbst aus, wie auch der „Rajput Pizza Service“. Es sei schon schwierig mit Lieferando, da der Gewinn pro Gericht sinke. „Aber es ist besser als nichts“, sagt Rustami.
Insbesondere junge Menschen bestellen ihr Essen öfter nach Hause
Gerade im Winter werde tendenziell mehr bestellt, erklärt Christina Konstantinidu, Pächterin der „Taverne zum Griechen“ in Steinheim. Seit der Corona-Pandemie liefert auch ihr Restaurant Essen aus. Bestellt werden kann via Telefon, mittels der Website oder eben auf Lieferando. „Wir könnten auch ohne Lieferdienst überleben, aber man muss sich auch anpassen und mit der Zeit gehen.“ Gerade jüngere Menschen würden weniger essen gehen, sondern sich mehr nach Hause bestellen. „Lieferando ist da eine gute Werbequelle für uns.“ Sobald jedoch Leute öfter in ihrem Restaurant bestellen, rufen sie meist direkt an.
Das spart auch den Kundinnen und Kunden Geld. Denn Lieferando verlangt nicht nur einen Anteil von den gelisteten Restaurants, Kundinnen und Kunden zahlen zusätzlich auch pro Bestellung. „Da sind sie schon klug“, sagt Konstantinidu und lacht. Da ihr Hauptgeschäft weiterhin die Bedienung vor Ort ist, nimmt das Restaurant nur so viele Bestellungen an, wie bearbeitet werden können. „Wenn ich Essen so ausliefere, dass es nicht schmeckt, verliere ich Kunden.“
Vor allem am Wochenende und an Feiertagen bestellen die Leute im Landkreis Dillingen
Michele Pennacchia, Inhaber von „Santa Maria Pizza“ in Gundelfingen, arbeitet gerne mit Lieferando zusammen. „Online ist die Zukunft“, sagt er. Das sei in anderen Branchen auch so. Wie etwa in der Hotellerie, wo die meisten Menschen über Booking.com buchen. Dass die Plattform 14 Prozent seines Umsatzes bekomme, findet er fair. „Es ist ein guter Deal, denn sie machen einen guten Service.“

Auch bei ihm kommen etwa die Hälfte der Bestellungen über die Online-Plattform. „Es ist ein Mischgeschäft, ich bin mit Bestellungen via Lieferando genauso zufrieden wie mit meinen Stammkunden, die am Telefon anrufen.“
Das Sakura in Dillingen hat sich bewusst gegen Lieferando entschieden
Zwar sind viele, aber längst nicht alle Gastronomieangebote im Landkreis Dillingen auf Lieferando zu finden. Manche Restaurants entscheiden sich bewusst dagegen. So auch das „Sakura“ in Dillingen, welches vor einigen Monaten eröffnet hat. Aus preistechnischen Gründen, erklärt Murat Kol, Teilinhaber des Sushi-Restaurants. „Sobald ich mit Lieferando zusammenarbeite, habe ich die als Teilhaber drin, und die wollen ihren Anteil haben.“ Dann müsse er seine Preise hochschrauben. „Aber das will ich nicht.“ Stattdessen hat er eigene Fahrer auf Minijobbasis, wie die meisten Restaurants im Landkreis. Das Essen lässt sich online oder telefonisch bestellen. „Das wird gut genutzt, die Bestellungen gehen nach oben.“

Es scheint also auch ohne Lieferando zu funktionieren, einen Sushi-Laden zu betreiben. „In größeren Städten lassen sich mehr Leute Sushi liefern, an kleineren Orten wie hier passiert das weniger“, sagt Kol. Manche seiner jetzigen Kollegen haben früher mit Lieferando zusammengearbeitet und als Trittbrett genutzt, da man darüber einen größeren Kundenradius erreicht. „Aber damit will ich mich nicht einlassen.“
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