Ein Fluss kann Lebenswelten trennen. Gibt es keine Möglichkeit, ihn zu überqueren, können die Menschen nicht in Austausch treten: Zum einen wirtschaftlich, vor allem aber gesellschaftlich. Brücken bringen Gesellschaften zusammen. Lassen wir unsere Brücken kaputtgehen– wörtlich und metaphorisch –, werden wir es alle schlechter haben.
Während des Hochwassers war die Hilfsbereitschaft im Landkreis Dillingen beinahe grenzenlos
Heutzutage vergessen wir Brücken schnell: Wir nehmen es als selbstverständlich wahr, dass sie existieren. Und wir regen uns auf, wenn die Instandhaltung Mühe und Geld kostet. Als während des Hochwassers im Juni alle Brücken im Landkreis Dillingen gesperrt wurden, waren wir zunächst macht- und hilflos. Auf einmal war der Landkreis wieder getrennt. Doch was ist im Zuge dieser Tragödie geschehen? Wir haben uns als Gemeinschaft wieder aufeinander besinnt; die Nächstenhilfe in dieser Zeit war beispiellos.
Bei der Wiedervereinigung wurden Brücken geschlagen; diese gilt es nun zu pflegen
Ähnliches war am 3. Oktober 1990 zu beobachten. Brücken wurden gebaut, Ost- und Westdeutschland haben sich wiedervereinigt. Doch wie Brücken instand gehalten werden müssen, müssen sich auch Gemeinschaften immer wieder aufeinander besinnen; und nicht nur wir auf uns selbst. Wer sich nicht aktiv Zeit füreinander nimmt, driftet auseinander, wird sich fremd. Und auch das ist leider aktuell der Fall. Die alten und neuen Bundesländer sind sich ferner denn je, gesamtgesellschaftlich und politisch ist Deutschland gespalten. Das hilft nur Extremisten.
Stattdessen sollten wir uns wieder stärker aufeinander besinnen: Sprichwörtlich Brücken bauen. Mit dem Errichten allein ist es aber nicht getan. Wir müssen uns auch weiterhin um sie kümmern, damit sie nicht wieder zerfallen. Das kostet natürlich Zeit und Mühen – doch es lohnt sich.
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