Johann Strauss II ist unvergessen. Der Wiener „Walzerkönig“ hat mit endlosen Evergreens im Dreivierteltakt auch heute nicht an Popularität verloren, wie die zahlreichen Feierlichkeiten zum Anlass seines 200. Geburtsjahres zeigen. Auch in Wertingen wurde der Wiener Komponist geehrt: im Rahmen der Sonntagsmatineen im dortigen Schloss widmete man ihm ein eineinhalbstündiges Konzert. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das Sänger-Ehepaar Annika Egert und Daniel Schliewa. Die sind richtige Stars in der Strauss-Welt, Annika Egert ist sogar Vorstandsmitglied der Deutschen Johann Strauss-Gesellschaft.
Veranstalter der Matinèen ist das Ehepaar Hermann und Charlotte Buhl, deren Stiftung auch die Festspiele trägt. Charlotte Buhl – eine erklärte Strauss-Liebhaberin – ließ es sich nicht nehmen, die Einführung selbst zu übernehmen. Danach betrat Pianist Stellario Fagone die Bühne. Der Turiner kann Zusammenarbeiten mit Künstlern wie Ricardo Muti und Jonas Kaufmann vorweisen und zeigt im Folgenden, warum. Er beginnt das Konzert mit einer dynamischen Version der Ouvertüre zur Operette „Waldmeister“. Dieses Strauss’sche Spätwerk war nahezu in Vergessenheit geraten, bevor es 2021 erstmals vollständig aufgenommen wurde – unter anderem mit Annika Egert und Daniel Schliewa. Als im Folgenden das in der Operette enthaltene Liebesduett „Nur eine rasche Sekunde“ von den beiden bravourös intoniert wurde, hatte man es also mit der Originalbesetzung jenes Meilensteins der Strauss-Forschung zu tun.
Wertingen feiert Johann Strauss II. mit Annika Egert und Daniel Schliewa
Das Sänger-Ehepaar hat neben Fagone auch dessen Ehefrau mitgebracht: Ilme Stahnke singt im folgenden „Nichts kann mich mehr rühren“. In Stahnkes Interpretation des Evergreens „Draußen in Sievering“ sorgt die dem Aufführungsort angepasste Zeile „Draußen in Wertingen blüht schon der Flieder“ für Schmunzeln im Publikum. Für wahrhafte Lacher sorgte allerdings Annika Egerts Interpretation des Schwips-Lieds aus „Eine Nacht in Venedig“: Die Sängerin torkelt gemäß dem feucht-fröhlichen Textinhalt mit Bierflasche durchs Publikum.
Zwischen den Stücken erzählt Stellario Fagone Wissenswertes und Anekdotisches aus Strauss’ Leben, während Daniel Schliewa über den Alltag als Operndarsteller aus dem Nähkästchen plaudert. Musikalisch folgte eine Auswahl aus Strauss’ wohl bekanntester Operette, „Die Fledermaus“, uraufgeführt 1874. Den Bogen zum Anfang schließt ein weiteres Ensemble aus „Waldmeister“: „Trau wem, schau wem“. Hierfür stehen alle Künstler gemeinsam auf der Bühne. Als Zugabe gab es nochmals etwas aus der „Fledermaus“ zu hören: Der altbekannte Gassenhauer „Im Feuerstrom der Reben“ ist ein würdiger Abschluss für eine gelungene Vorstellung.
Im Juli wird es wieder Wertinger Festspiele geben
Man hat in jeder Note gemerkt, dass wahrhafte Strauss-Kenner- und Liebhaber am Werke sind. Diese Leidenschaft wird sicher auch zu spüren sein, wenn „Die Fledermaus“ am 25. Juli um 20 Uhr in der Wertinger Stadthalle bei den Wertinger Festspielen aufgeführt wird. Bei dieser Aufführung wird Daniel Schliewa auch wieder zu hören sein. Ilme Stahnke kehrt vom 21. bis zum 23. Juli für die Kinderoper der Festpiele zurück, sie singt dabei die Wellgunde in Wagners „Rheingold“, auch Annika Egert wird dort in der Rolle der Brünnhilde zu hören sein. Stellario Fagone übernimmt bei beiden Aufführungen die musikalische Leitung. (AZ)
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