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Rotes Gebiet im Kesseltal/Ries: Forschungsprojekt liefert Details zu belastetem Wasser

Bissingen/Burgmagerbein

Glauber zum roten Gebiet im Kesseltal: Betriebe in neuer Düngeverordnung einzeln betrachten

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    Umweltminister Thorsten Glauber (vordere Reihe Vierter von links) und Landtagsabgeordnete Marina Jakob (vordere Reihe Sechste von links) informierten sich in Burgmagerbein über das Forschungsprojekt. Das Bild zeigt die Teilnehmer am Treffen bei der Messstelle im Kesseltal.
    Umweltminister Thorsten Glauber (vordere Reihe Vierter von links) und Landtagsabgeordnete Marina Jakob (vordere Reihe Sechste von links) informierten sich in Burgmagerbein über das Forschungsprojekt. Das Bild zeigt die Teilnehmer am Treffen bei der Messstelle im Kesseltal. Foto: Brigitte Nettel

    In Burgmagerbein befindet sich eine Grundwassermessstelle, die regelmäßig für Diskussionen sorgt. Die dort gemessenen Nitratwerte liegen aktuell bei circa 100 mg/l. Das hat dazu geführt, dass der gesamte Grundwasserkörper, ein großes Gebiet, das sich auf Bissinger Flur bis in den angrenzenden Landkreis Donau-Ries erstreckt, als „nitratbelastet“ eingestuft ist. Das bringt Einschränkungen für die Landwirtschaft mit sich. Ein Forschungsprojekt der Technischen Universität (TUM), das den Ursachen auf den Grund gehen sollte, liefert nun erste Ergebnisse. Am Mittwoch kam deshalb auch der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) vorbei.

    Initiiert wurde das Forschungsprojekt der TUM vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth (WWA), die Interessengemeinschaft (IG) „Rote Gebiete im Grundwasserkörper (GWK) Nördlinger Ries-Bissingen“ und die Marktgemeinde Bissingen hatten das staatlich geförderte Projekt unterstützt. So heißt es in einer Pressemitteilung der IG.

    WWA: Austretendes Wasser ist im Schnitt elf Jahre alt

    Die IG-Vorstände Albert Sporer und Heiko Götz konnten neben dem Umweltminister beim Vor-Ort-Termin auch die FW-Landtagsabgeordnete Marina Jakob, Bürgermeister Stephan Herreiner und die stellvertretende Leiterin des WWA, Patricia Ernst, begrüßen. Daniel Bischof vom WWA fasste die Ergebnisse des Forschungsprojekts zusammen. Er sagte, dass das austretende Wasser im Durchschnitt elf Jahre alt sei. Ein in der Nähe der Quellfassung eingebrachter „Tracer-Farbstoff“ konnte nach 25 Tagen nachgewiesen werden, sagte Bischof. Ein weiter entfernt eingebrachter Farbstoff kam in der Quellfassung nicht an. Der zerklüftete Untergrund hatte dazu geführt, dass später in der Kessel der Farbstoff nachgewiesen werden konnte, führte Daniel Bischof aus. „Wir gehen davon aus“, so der Hydrogeologe des WWA, „dass die Quellfassung ein Einzugsgebiet von circa zwei Quadratkilometern hat, und dass der Nitratwert zu circa 70 Prozent auf den Einsatz von Wirtschaftsdünger zurückgeht.“

    Interessengemeinschaft fordert Betrachtung einzelner Betriebe bei Düngebeschränkungen

    IG-Vorstand Albert Sporer übergab dem Minister eine schriftliche Zusammenfassung von Vorschlägen und Fragen. Vorstandsmitglied Josef Zeller, Milchviehhalter aus Diemantstein, schilderte anschaulich, mit welchen bürokratischen Auflagen er im Alltag zu kämpfen habe und welche Schwierigkeiten ihm die Gebietskulisse des Roten Gebietes bereite. Albert Sporer bat den Minister, dafür zu sorgen, dass die Sommerdüngung von Zwischenfrüchten wieder eingeführt wird. Ein erfolgreicher Zwischenfruchtanbau sei für die Humusbildung und die Speicherung von CO2 im Boden wichtig, führte Sporer aus. Die 20-Prozent-Regelung bei Randgebietsflächen, sagte Sporer, führe dazu, dass viele seiner Flächen „rot“ geworden seien. „Es ist unverständlich, dass ein Anteil von 20-Prozent-Fläche zur Belastung des ganzen Feldstücks führe. Außerdem, so Sporer weiter, gebe es aktuell vier weitere staatlich anerkannte Messstellen, deren Nitratwerte alle unter 37,5 mg Nitrat pro Liter liegen.

    „Die Gebietsänderung muss zeitnah kommen“, forderte Sporer. Der Dillinger Bauernverbandskreisobmann Klaus Beyrer gab zu bedenken, dass die pauschale 20-prozentige Kürzung der Stickstoffdüngung dazu geführt habe, dass in den Roten Gebieten kein Brotgetreide mehr erzeugt werden könne. Der Donau-Rieser Kreisobmann Karlheinz Götz forderte mehr Flexibilität für die Landwirte. „Wir müssen die Möglichkeit haben, dass wir auf die ständig ändernden Bedingungen reagieren können“, sagte der Kreisobmann. IG-Vorstand Heiko Götz fasste die Forderungen der IG zusammen, indem er für eine differenzierte, einzelbetriebliche Betrachtung plädierte. „Nur so wird es gelingen“, so der IG-Vorstand, „den Grundwasserschutz zu verbessern“. Gleichzeitig schränkte er ein, dass man kein Bürokratiemonster brauche. 

    Glauber: 2025 werden rote Gebiete neu geprüft und ausgewiesen

    Minister Glauber lobte die „vorbildliche Zusammenarbeit“ zwischen der IG und dem WWA Donauwörth. Er sagte, die angestrebte Zahl von 1500 Messstellen in Bayern sei nun erreicht. Im betreffenden Grundwasserkörper im Kreis Dillingen/Ries seien fünf notwendige Messstellen eingerichtet worden. Für ganz Bayern, so der Minister, werden im Jahr 2025 die roten Gebiete neu ausgewiesen. Zum Jahresende wird dann auch eine neue Düngeverordnung vorliegen. Die Zuständigkeit für die Neuausweisung in der Ausführungsverordnung der Düngeverordnung liege im Bereich des Landwirtschaftsministeriums.

    Der Umweltminister erklärte, dass er für die einzelbetriebliche Stickstoffsaldierung eingetreten sei, um mehr Verursachergerechtigkeit erreichen zu können. Deshalb ünterstütze er die Forderung nach einer einzelbetrieblichen Betrachtung. In seinen Schlussworten dankte IG-Vorstand Albert Sporer der Landtagsabgeordneten Marina Jakob für die Organisation des Termins und dem Minister für die Förderung des Forschungsprojektes. Ausdrücklich bedankte sich Sporer bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des WWA Donauwörth für die „hervorragende Zusammenarbeit“ beim Projekt und bei der erfolgreichen Suche nach geeigneten Messstellen. „Durch das gemeinsame Projekt, so der IG-Vorstand, haben wir erfahren müssen, dass wir nicht alles wissen, aber auch Erkenntnisse erhalten, die dem Grundwasserschutz dienen werden.“ (AZ)

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