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Christliches Wort: Schatten und Wasser – bei der Hitze haben sie etwas Göttliches

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Schatten und Wasser – bei der Hitze haben sie etwas Göttliches

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    Wohltuend in diesen heißen Tagen: das Wasser und der Schatten im Dillinger Taxispark.
    Wohltuend in diesen heißen Tagen: das Wasser und der Schatten im Dillinger Taxispark. Foto: Maria-Anna Immerz

    Es war ein heißer Julitag damals. In einem Haus für Mutter und Kind in Augsburg war ein neuer Bewegungsraum eingerichtet worden. Jetzt ist Einweihung. Viele Mütter sind da, ihre Kleinen im Tragetuch oder auf dem Arm. Am heißen Tag ist klar: Lange Worte dürfen da nicht sein, von Liedern nur eine Strophe. Zur Segnung tauche ich nach dem Gebet einen Zweig tief in die Weihwasserschale und besprenge Raum und Gäste. Noch heute höre ich, wie der kleine Leon, bis dahin total quengelig, plötzlich zu juchzen beginnt und ruft: „Nommal!“ Alle lachen. Und sind dankbar, dass es vom Weihwasser spontan einen kleinen „Nachschlag“ gibt – man darf mit der Hand in die Schale tauchen. Die Feier endet heiter. Das geweihte Wasser ist Labsal, die direkt unter die erhitzte Haut geht. Genau so soll es sein mit den Zeichen, die Menschen als „heilige Zeichen“ hüten: dass sie Leib und Seele guttun, heilsam sind.

    Daran muss ich denken, wenn ich in unseren Kirchen derzeit sehe, wie mancher Besucher die Hand etwas länger als sonst im Weihwasserbecken hält oder verstohlen die bloßen Füße auf den kühlen Steinboden stellt. Zurecht werden mancherorts Kirchen ja offiziell als Orte empfohlen, in denen Menschen Kühlung finden können vor Überhitzung.

    „Du hauchst in Hitze Kühlung zu“

    Und draußen suchen wir den Schatten, atmen auf, wenn sich mal eine Wolke vor die gleißende Sonne schiebt und freuen uns an kühlendem Nass jeder Art. „Göttlich“ sagt da schon mal jemand, wenn er Arme oder Beine in frisches Wasser tauchen kann. Göttlich – ja wirklich! Denn wir  rühren in diesen heißen Wochen an die Erfahrungen, die für Menschen im Lebensraum von Israel, Palästina, Libanon und Syrien, dem Entstehungsraum des christlichen und jüdischen Glaubens, Alltag sind. Und können neu entdecken: Schatten, Wolke, Quelle – genau diese wunderbar wohltuenden Erfahrungen haben unsere Vorfahren im Glauben als Bilder für ihre Gotteserfahrungen, ja für Gott selber gewählt. Gott als Schattenspender, in der Wolke, im kühlenden Nass, als Gärtner riesiger Bäume – wie wohltuend, wie menschlich! Und ein altes Pfingstlied singt von Gottes Geist: „Du hauchst in Hitze Kühlung zu.“ Weil wir Menschen das so notwendig brauchen, nicht nur auf heißer Haut, sondern in hitzigen Debatten und wenn uns Stress, Neid oder Ungeduld in Wallung bringen.

    Überhitztes Miteinander durch ihre frische Art beruhigen

    Ich bin kein Mensch für große Hitze. Aber dass, wenn ich den Schatten oder erfrischendes Wasser suche, ich zugleich Gott auf der Spur bin, der so wohltuend und heilsam wie diese Elemente für uns da ist, das hat was. Und mich belebt zu sehen, wie viele Menschen für gutes Klima sorgen – Grün erhalten und vermehren, sorgsam mit Wasser umgehen oder überhitztes Miteinander durch ihre frische Art beruhigen helfen. Echt cool! Göttlich menschlich eben!   

    Maria-Anna Immerz, Pastoralreferentin in Klinikseelsorge und Pfarreiengemeinschaft Dillingen

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