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So schützen Sie Ihre Familie effektiv vor Kinderpornografie im Internet

Landkreis Dillingen/Donau-Ries

Wie sich Familien vor Kinderpornografie im Internet schützen können

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    Darüber, was Kinder und Jugendliche im Internet treiben, sollten sich Eltern Gedanken machen.
    Darüber, was Kinder und Jugendliche im Internet treiben, sollten sich Eltern Gedanken machen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Symbolbild)

    Es kann schnell gehen: Ein unbedarfter Kontakt mit einem Fremden auf Snapchat, ein Flirt unter Jugendlichen über Whatsapp, der Gruppenchat der Eltern einer Schulklasse – und schon sind da Bilder auf dem Handy, die man gar nicht haben wollte, und erst recht haben dürfte. Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden im Internet immer wieder mit Kinderpornografie konfrontiert, meist unbeabsichtigt. Die Folgen können gravierend sein, denn Beschaffung, Besitz und Verbreitung von kinderpornografischen Inhalten werden streng bestraft. Wie man mit solchem Material umgeht und wie man sich und seine Kinder schützen kann, erklärt die Kriminalpolizei in Dillingen.

    Kriminalhauptkommissar Thomas Hartmann leitet die Arbeitsgruppe Illegale Pornografie bei der Kripo und hat die Landkreise Dillingen und Donau-Ries im Blick. Ihm ist wichtig zu erklären, dass Kinderpornos nicht nur bei Menschen landen, die explizit danach suchen. Nur ein bis drei Prozent der Männer hätten pädophile Neigungen, bei Frauen sei der Anteil noch geringer. Der Großteil dieser Menschen besorge sich keine illegale Kinderpornografie, sondern bevorzuge „normale Kinderbilder“, die sie auf sozialen Netzwerken finden. Hartmann weiter: „Auffällig ist, dass die Täter immer jünger werden.“ Das liege an einer gewissen Unbedarftheit, mit der Jugendliche sich im Internet bewegen.

    Auch Eltern, die andere vor Kinderpornografie warnen wollen, können sich strafbar machen

    Er nennt Beispiele: Eine Jugendliche etwa, die im Rahmen eines Spiels eine Datei aufs Handy erhalten und ungesehen weitergeschickt hat. Erst später fiel ihr wohl auf, dass es sich um illegales Material handelte. Hartmann berichtet aber auch von gravierenderen Fällen: einer Durchsuchung, bei der die Beamten auf Geräten illegale Dateien im dreistelligen Terabyte-Bereich fanden. Der Kriminalhauptkommissar verweist auch auf Eltern-Chatgruppen. Immer wieder komme es vor, dass Mütter oder Väter entsprechendes Material bei ihren Kindern finden und dann in solche Gruppen stellen, um andere zu warnen. Doch auch das gilt als illegale Verbreitung. Und ganz nebenbei machen sich alle, die die Datei herunterladen, des Besitzes schuldig.

    Die Polizei sei bei dem Thema inzwischen gut aufgestellt und international vernetzt, unter anderem mit dem Nationalen Zentrum für vermisste und ausgebeutete Kinder (NCMEC) in den USA, das jedes Jahr abertausende Hinweise liefert. Hartmann formuliert es so: „Anonymität gibt es in dem Bereich nicht.“ Zudem sei die Aufklärungsquote sehr hoch. „Wer sich in dem Bereich bewegt, bei dem ist die Chance hoch, dass er erwischt wird.“

    Laut Statistik haben sich Fälle von Kinderpornografie im Landkreis Dillingen verdoppelt

    2023 wurden laut Kriminalstatistik im Landkreis Dillingen 31 Fälle von Besitz, Beschaffung oder Verbreitung von Kinderpornos registriert, bei Jugendpornos waren es zwei Fälle. 2024 waren es sogar 63 beziehungsweise 13 Fälle. Im Landkreis Donau-Ries, den die Kripo Dillingen ebenfalls abdeckt, waren es 2023 45 Fälle von Kinder- und sechs Fälle von Jugendpornografie, 2024 78 beziehungsweise 23. Der starke Anstieg ist laut Hartmann darauf zurückzuführen, dass das Personal bei der Kripo im vergangenen Jahr aufgestockt wurde und so mehr Fälle bearbeitet werden konnten.

    Wie sollte man sich also verhalten, wenn man entsprechende Fotos und Videos erhält? In Chatgruppen sollte man sich deutlich von den Inhalten distanzieren und Bilder sofort löschen. Besser noch: Funktionen wie den automatischen Download bei Whatsapp abschalten. Den Chat zu verlassen, sei ebenfalls ein probates Mittel. Dann sollte man die Polizei verständigen. Auch die Meldefunktionen der Netzwerke oder die Website internet-beschwerdestelle.de seien hilfreich, der direkte Kontakt zur Polizei jedoch am besten. Screenshots von Profilen und Seiten, die solches Material teilen, können den Beamten helfen, ebenso wie Webadressen. Aber, und das betont Hartmann immer wieder: „Auf keinen Fall irgendetwas weiterleiten.“

    Polizei gibt Tipps, wie man sich und seine Kinder vor Kinderpornos schützen kann

    Das Thema kann auch Eltern nervös machen. Denn nicht immer hat man einen Überblick über das, was das eigene Kind im Internet treibt. Wie also schützt man sein Kind? Hartmann sieht da viel Potenzial in der richtigen Erziehung: Die Selbstsicherheit der Kinder fördern, ihnen Orientierung auch beim Thema Sexualität geben, sie aufbauen. „Kinder sollen auch wissen, dass Erwachsene nicht immer recht haben“, sagt der Polizist. Denn es gebe Menschen, die Kindern im Internet etwas vormachen, um an intime Bilder zu kommen. Die Kleinen müssten also lernen, dass sie Nein sagen dürfen. „Kinder müssen sich selbst als wertvoll und liebenswert sehen.“ Und natürlich sollten sich Erwachsene damit beschäftigen, was der Nachwuchs im digitalen Raum treibt.

    Auch verschiedene technische Aspekte können helfen: Antivirenprogramme, damit keine Daten geklaut werden, eine Drittanbietersperre, regelmäßige Software-Updates und Apps wie Family Link von Google. Diese erlaubt es Eltern unter anderem, feste Sperrzeiten am Handy der Kinder einzustellen. Auch bestimmte Apps können so erlaubt oder verboten werden. Hartmann weiter: „Es geht auch darum, dass man mit den eigenen, personenbezogenen Daten geizig sein darf.“ So sollte man am besten keine Bilder der Kinder im Internet teilen. Denn mit Künstlicher Intelligenz (KI) können schnell Fake-Inhalte erstellt werden. Die Kripo Dillingen geht schon jetzt davon aus, dass dieses Problem in Zukunft größer werden wird.

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