Der Füsix. Ein grummeliges, magisches Wesen, das im Schattenzahnberg lebt, seine Kristalle und seine Ruhe liebt. Als Kathrin Mattheis aus Steinheim das Tier erfand, hatte sie genug von glitzernden, süßen Feen und Einhörnern. Diese begegneten ihr als Qualitäterin beim Spiele- und Spielzeughersteller Ludo Fact in Jettingen-Scheppach nämlich ständig. Das kann auch einmal zu viel werden – und so ähnlich geht es auch dem Füsix. Er hasse magische Tiere und stehe für das, was im Erwachsenenalltag manchmal fehle: auch einmal schlecht gelaunt sein zu dürfen, in einer Höhle sitzen zu wollen und „keinen Bock auf irgendjemanden“ zu haben. Im Füsix steckt ein Teil von ihr.
Der Füsix lebt im Atomkraftwerk von Gundremmingen
Ihr Alter Ego kommt daher natürlich auch aus der Region. Erfunden hat sie das Fantasiewesen auf dem Weg in die Arbeit. Von Dillingen nach Jettingen sei sie immer am Kernkraftwerk in Gundremmingen vorbeigefahren, wo häufig der Nebel von der Donau aufsteige. Das habe sie an einen unheimlichen Berg erinnert. Sie spann die Idee fort und stellte sich vor, dass dort jemand wohne. „Und auf einmal lebte da der Füsix im Schattenzahnberg – also im Atomkraftwerk.“ Der Name Füsix begegnete ihr ebenfalls beim Autofahren. Das Kennzeichen des Wagens vor ihr habe das Wort ergeben.
Dass aus den Ideen der Steinheimerin schließlich ein Buch entstand, hat nicht zuletzt mit ihrer Schwangerschaft zu tun. Im November ging Mattheis in den Mutterschutz. Draußen sei es zu der Zeit ständig dunkel und neblig gewesen und mit ihrem Babybauch habe sie wenig unternehmen können. Sie war in den sechs Wochen vor der Geburt ihrer Tochter also viel zu Hause. „Ich habe mir gedacht, ich schreibe einfach mal drauflos.“ Den ersten Text gab sie Bekannten zum Lesen und erhielt positives Feedback – Warum also kein Buch daraus machen?
In der Schule galten ihre Aufsätze als „zu fantasievoll“
Im Januar kam ihre Tochter zur Welt. Auf gemeinsamen Autofahrten erzählte sie ihr viel von der Geschichte – und nahm sich dabei mit dem Handy auf. In Form von Sprachnotizen sammelte sie ihre Ideen und verschriftlichte diese dann zu Hause. Die meiste Zeit saß sie dabei auf dem Wohnzimmerfußboden. Während ihre Tochter spielte, tippte sie die Geschichte am Laptop ab. Im Mai stellte sie das Buch fertig.
Geschrieben habe die Steinheimerin schon immer gerne. Ihre Aufsätze seien in der Schule jedoch oft als „zu fantasievoll“ und „nicht realitätsnah“ bewertet worden. Heute sagt sie, „ja, das stimmt auch“. Der Füsix ist genau genommen bereits ihr zweites Buch. Das erste Mal schrieb sie im Sommer für ihre Nichte, um sie zum Lesen zu motivieren. Diese Geschichte habe von Meerjungfrauen gehandelt, die gegen Umweltsünder kämpften, erzählt die 39-Jährige. Veröffentlicht hat sie nun aber zum ersten Mal – und das ohne Verlag.
Buchveröffentlichung auf eigene Faust
Den Buchumschlag entwarf sie mithilfe von Künstlicher Intelligenz selbst und ließ das fertige Exemplar drucken. Einen Vermarktungsplan habe sie nicht. Es sei einfach ein Hobby und auch eine Herausforderung. „Und dann schauen wir einfach, wo die Reise hingeht.“ Dass sie ein Buch schreibe, habe sie daher „einfach jedem erzählt“, zum Beispiel Buchhändlerinnen und Buchhändlern.
Mit ihrer Tochter im Kinderwagen gehe sie viel spazieren und habe dabei auch an einigen Buchhandlungen Halt gemacht. Die Mitarbeitenden dort hätten das Buch gelesen und entschieden, ob es Kundschaft dafür gebe. Etwa die Buchhandlung Hutter in Günzburg, Bücher Brenner in Dillingen oder Gerblinger in Wertingen hätten Exemplare angenommen.

Lillifee in eine Schublade sperren und den inneren Füsix funkeln lassen
„Super toll“ wäre es natürlich, wenn sich das Buch verkaufen würde und der Füsix sogar eine kleine Fangemeinde bekäme, sagt Mattheis. In erster Linie wünsche sie sich aber, dass Leserinnen und Leser Freude mit der Geschichte haben und „ihr innerer Füsix funkelt“. Es sei kein Kinderbuch, sondern für Erwachsene, die „die Nase voll haben von all den magischen Tieren – aber sie irgendwie doch mögen“. Zum Beispiel richte es sich an Eltern, die Lillifee und Co. manchmal „am liebsten in eine Schublade einsperren“ würden.
Die 39-Jährige findet, in Zeiten von Krisen und Kriegen brauche man auch einmal etwas Witziges, etwas, um den Kopf freizubekommen. Die Menschen hätten genug Sorgen und Ängste. Manchmal wollten sie an etwas anderes denken und bräuchten Ablenkung und Unterhaltung. „Es soll keine große Botschaft sein, sondern einfach nur gut zum Lesen, Unterhalten und Lachen.“
Aktuell schreibt Mattheis übrigens schon an einer Fortsetzung. In den Sommermonaten macht das Fantasiewesen seinem Ärger über Touristen Luft. Doch auch ein Füsix hat eine Freundin: die Hexe Grimelda. Sie ist von besonderen Personen in Mattheis‘ Leben inspiriert: „Jeder hat ja jemanden, der auch stören darf, wenn man seine Ruhe will.“
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