Treffen sich zwei Lkws in Höchstädt – und passen kaum aneinander vorbei: Diese Szene hat Stadträtin Carolin Wanner beobachtet. Sie berichtete im Stadtrat von sogar zwei Situationen, in denen es eng wurde. So eng offenbar, dass ein Lkw auf den Fußweg ausweichen musste. Die Sperrung des Kreisverkehrs im Westen der Stadt war wohl nicht ganz unschuldig an der Situation. „Da dachte ich, gut, dass es heute auf der Tagesordnung steht, wir müssen da was anstoßen“, sagte Wanner. Denn so könne es nicht weitergehen. Muss neben der Nordumfahrung nun auch die Südumgehung her?
Wanners Fraktion, die CSU/JU-Fraktion, und die Freien Wähler/Junges Höchstädt-Fraktion hatten zwei ähnliche Anträge in den Stadtrat eingebracht. Die CSU/JU-Fraktion will die Verwaltung „beauftragen“, die Möglichkeiten einer Verkehrsentlastung aus dem Süden zu untersuchen. „Hierzu sollen geeignete Planungsbüros gesucht werden.“ Für deren Beauftragung sollen zunächst einmal Kostenschätzungen eingeholt werden.
In dem Antrag der Freien Wähler/Junges Höchstädt-Fraktion wiederum wird die Testphase der Ampel am Marktplatz angemahnt. „Ferner soll es ein Treffen mit Verantwortlichen aus dem Bau- und Umweltministerium, dem Staatlichen Bauamt und dem Landtagsabgeordneten Manuel Knoll geben“, so der Antrag. Dabei sollen „zielführende Vorgehensweisen“ besprochen werden. Bürgermeister Stephan Karg schlug daraufhin vor, dass der Stadtrat die Verwaltung mit diesen Gesprächen beauftragen könnte. Er werde sich parallel um Planungsbüros bemühen. So wäre beiden Anträgen Genüge getan. Denn die Installation einer Ampel am Marktplatz soll kommen. Zunächst wird dazu ein Gutachten vom Staatlichen Bauamt erwartet, so Karg. Für die Ampel gebe es drei verschiedene Variationen.
Mögliche Trassen um Höchstädt prüfen: „Das sind wir unseren Bürgern schuldig“
Das Thema Verkehr ist Höchstädt ein sensibles. Auch im Stadtrat. Thomas Häußler (CSU) sprach sich dafür aus, diesen „ersten Schritt“ zu gehen. „Keiner weiß, wo diese Trasse laufen könnte, aber deshalb der Antrag gestellt worden.“ Es gehe darum zu erfahren, ob es mögliche Trassen gebe oder nicht. „Das sind wir unseren Bürgern schuldig.“
Hans Mensch (FW) sagte, im Grunde verfolgten beide Anträge das gleiche Ziel: die Entlastung der Herzogin-Anna-Straße. Die Belastung habe schließlich in den letzten Jahren „deutlich zugenommen“.
Wolfgang Konle (SPD) hingegen fand die Diskussion „voreilig“. „Wir wollen gern eine Verkehrsentlastung, aber wenn im Bund ein Milliarden-Infrastrukturprogramm für die Kommunen aufgelegt wird, kann man das machen.“ Zunächst solle es an die B16 Nord gehen. „Müssen endlich in die Planungen einsteigen.“ Zudem müsse man erst eine intelligente Ampelschaltung installieren. „Und wir plädieren für ein umfassendes Sicherheits- und Radwegekonzept anstatt der Südentlastung, deren Auswirkungen niemand einschätzen kann.“
Knoll: Gutes Anliegen, aber „nicht zweiten Schritt vor dem ersten machen“

„Ein gutes Anliegen“ sei der Antrag aus Sicht von Manuel Knoll (JU). „Ich hoffe aber, dass wir nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen.“ Deshalb sei ein Gutachten sinnvoll, „dass wir was in der Hand haben“. Die Idee, gleich beim Minister anzuklopfen hielt Knoll für verfrüht. „Bei der Anzahl der Maßnahmen, die das Staatliche Bauamt in Höchstädt betreut, sind wir einzigartig, wir sollten also klug priorisieren.“
„Wer mit offenen augen die Sachen anschaut, der weiß, dass über die Innenstadt keine Entlastung kommen kann“, sagte FDP-Stadtrat Günter Ballis. „Dann gibt es nur noch einen Weg, den brauche ich euch nicht sagen.“ Deshalb sei er gegen die Beauftragung eines Planungsbüros. Und gegen den Beschlussvorschlag.
Stadtrat entscheidet sich dafür, Gespräche mit allen Beteiligten zu führen
„Wir beauftragen heute kein Planungsbüro, es geht darum, ein gemeinsames Treffen anzustreben, um deutlich zu machen, wie wichtig uns diese Sache ist“, bekräftigte Bürgermeister Karg. „Wir wollen das Büro haben, um zu sehen, was man tun müsste, um so eine Straße zu realisieren.“
In einem Bürgerentscheid um den Verlauf der B16-Umgehung hatten sich die Höchstädter Ende der 90er-Jahre für die Nordtrasse entschieden. Diese Entscheidung ist in die Stellungnahme der Stadt zum Raumordnungsverfahren eingeflossen. Entscheidungshoheit hatte die Stadt allerdings nicht, da es sich bei der B16 um eine Bundesstraße handelt. Deshalb wurden nach dem Entscheid auch andere Trassenführungen geprüft. So etwa eine Südtrasse, die durch die Kiesweiher geführt hätte. Diese wurde später verworfen. Nun könnten die Pläne wieder relevant werden, zumindest was eine Umfahrung an einer möglichen Abzweigung der St 2212 angeht. So konkret wurde es im Stadtrat am Montag allerdings nicht. Erst soll es also Gespräche geben und ein Planungsbüro gesucht werden. Dafür sprachen sich fast alle der anwesenden Stadträte aus. Günter Ballis, Rainer Wanek und Wolfgang Konle stimmten dagegen.
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