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Vortrag in Dillingen: Das Leben unter Umständen selbstbestimmt beenden?

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Vortrag in Dillingen: Das Leben unter Umständen selbstbestimmt beenden?

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    Die meisten Menschen wollen zu Hause in Begleitung von Angehörigen sterben. Professor Andreas Heller sprach im Dillinger Kirchenzentrum St. Ulrich über das Ende des Lebens – „zwischen Autonomie und Verantwortung“.
    Die meisten Menschen wollen zu Hause in Begleitung von Angehörigen sterben. Professor Andreas Heller sprach im Dillinger Kirchenzentrum St. Ulrich über das Ende des Lebens – „zwischen Autonomie und Verantwortung“. Foto: picture-alliance/dpa(Symbolbild)

    Seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes aus dem Jahr 2020 ist die Debatte um den assistierten Suizid aktueller denn je. Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit der Frage, wie sie ihr Leben selbstbestimmt beenden können. Zu diesem brisanten Thema „Zwischen Autonomie und Verantwortung“ referierte Professor Andreas Heller jetzt im Kirchenzentrum St. Ulrich in Dillingen. Er begann mit dem spannenden Eingangssatz: „Wir müssen uns um unseren eigenen Tod kümmern!“

    Der Vortrag wurde mit großem Interesse angenommen. Der Saal war mit etwa 150 Teilnehmenden gut besetzt. Unsere Sterbekultur sei im Wandel, wie Heller erläuterte. Früher habe man sich keine Gedanken machen müssen, das Leben war weitgehend vorgeschrieben, bezüglich Kleidung, Beruf und Heimat. Auch der Tod sei sozusagen ins Leben eingebunden gewesen. Man starb im Kreise seiner Familie oder auch plötzlich und unerwartet, wie der Referent feststellte.

    Heute trete der Tod eher langsam und vorhersehbar ein. Dazu komme die Autonomie der Bürger und Bürgerinnen, das heißt, jeder könne über sein eigenes Leben und seinen eigenen Tod bestimmen. Es gebe keine gesetzlichen Regelungen, das Thema sei ein offenes Feld. Doch dies hat nach den Worten Hellers auch den Nachteil, dass sich die Bürger zusehends alleingelassen fühlen. Einem kippenden medizinischen Versorgungssystem zum Trotz würden die Möglichkeiten, das Leben zu verlängern, immer fortschrittlicher, auch wenn die Lebensqualität des Einzelnen dabei selten von Bedeutung sei. Das werfe die Frage nach einem selbstbestimmten und eventuell auch vorzeitig beendeten Leben auf.

    „Zu Hause lässt es sich nur sterben, wenn jemand zu Hause ist“

    „Wie wollen wir sterben?“ Die meisten Menschen möchten zu Hause aus dem Leben scheiden. „Doch zu Hause lässt es sich nur sterben, wenn auch jemand zu Hause ist, jemand, der sich kümmert“, sagte Professor Heller. Das sei in unserer Gesellschaft zunehmend schwierig, weshalb die meisten Menschen im Altenheim oder Krankenhaus sterben. Gleichzeitig kippe unser Versorgungssystem. Der Mensch komme am Lebensende in eine Notlage, konstatierte der Professor. Er könnte zu einer Last für seine Familie werden, pflegerisch und finanziell. Wohin am Lebensende? Dies sei eine Frage, die zunehmend dringlich werde und mit der viele allein dastehen.

    „Das Individuum wertschätzen, auch wenn es für die Leistungsgesellschaft nichts bringt“

    Da gebe es die Möglichkeit, sich an einen Sterbehilfeverein zu wenden, wo Sterben zum Geschäftsfeld wird, in dem nicht nur gedient, sondern auch verdient werde. „Oder die Menschheit lernt wieder einander zuzuhören, das Individuum wertzuschätzen, auch wenn es für die Leistungsgesellschaft nichts mehr einbringt“, wie der Referent anmerkte. „Die Würde des Einzelnen ist unantastbar im Leben und im Sterben.“ Letzten Endes müsse jeder selbst entscheiden, wie er leben und sterben will, sagte Heller. Umso besser sei es für ihn, „wenn er dabei einen sorgenden Menschen an der Seite hat“.

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