Geschenke und gutes Essen, Lichterglanz und stimmungsvolle Musik am Weihnachtsabend: Für immer mehr Menschen ist dies nicht mehr selbstverständlich. Denn immer mehr rutschen in die Armut ab. Helmut Bauer kennt das stille Leid und die versteinerten, scheuen Gesichter, wenn es am Nötigsten fehlt. Bei der Lebensmittelausgabe der Tafel in Wertingen begegnet er den Schicksalen, über die die Betroffenen nicht gerne sprechen. „Es geht oft ganz schnell“, sagt Bauer, der die Wertinger Tafel mitbegründet hat. „Da reicht die Rente nach vielen Arbeitsjahren nicht, da wird jemand krank und verliert die Erwerbstätigkeit, da gibt es Trennungen in der Familie“, zählt Bauer Gründe auf, in Folge derer Menschen durch das Raster fallen können.
Deshalb ist die Tafel eigentlich ein „Erfolgsmodell“ – 150 Bedürftige sind es derzeit in Wertingen, die jede Woche reduzierte, von Supermärkten gespendete, übrig gebliebene Lebensmittel kaufen. 800 bis 900 Kunden sind es insgesamt, berichtet Bauer, die zu den Tafeln in Wertingen, Dillingen, Höchstädt und Lauingen kommen. 1200 Menschen haben im Landkreis aktuell einen Berechtigungsausweis.
Die Buhl-Stiftung will den Gemeinsinn fördern
Bauer ist Koordinator für die Tafeln, die unter dem Dach der Caritas organisiert sind. Die Tafeln und ihre 50 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen arbeiten ausschließlich ehrenamtlich. Dennoch entstehen Betriebskosten, unter anderem durch die Anschaffung von Kühlfahrzeugen, die gedeckt werden müssen. Spenden sind deshalb ein wichtiges Standbein der Initiative.
Die Charlotte und Hermann Buhl-Stiftung aus Wertingen, geführt vom gleichnamigen Unternehmerpaar, hat der Tafel jetzt 20.000 Euro übergeben. Charlotte und Hermann Buhl würdigen so das ehrenamtliche Engagement und unterstützen bedürftige Menschen im Landkreis. Bei der Spendenübergabe in den Räumen der Buhl-Stiftung an der Dillinger Straße begründete Hermann Buhl den Stiftungs-Zweck und -Auftrag mit sozialem und kulturellem Engagement: Den Gemeinsinn zu fördern und den schwachen Teilen der Gesellschaft zu helfen, gehört zu den Stiftungs-Zielen ebenso wie die Förderung der Kultur. In Wertingen engagiert sich die Buhl-Stiftung in vielen Bereichen und ist jüngst vor allem durch die Gründung eines Jugendchors in der Musikschule und durch die erfolgreiche Veranstaltung der Wertinger Klassik-Festspiele hervorgetreten. So ist den Stiftern auch immer die ganz persönliche Freude anzumerken, die sie empfinden, wenn sie anderen Menschen helfen oder für die Stadt Wertingen einen Mehr-Wert schaffen können. Dass dies mehr denn je nötig ist, bestätigt Cornelia Bartl, Sozialarbeiterin und Kümmerin der Stiftung, bei der viele ganz unterschiedliche Fälle von Hilfsbedürftigkeit ankommen.
Für Helmut Bauer und seine Frau Anni, die ihm seit Jahren bei der Arbeit für die Tafel beiseitesteht, war denn auch die Übergabe der Spende mehr als ein Weihnachtsgeschenk für die Tafel – eine ganz besondere Anerkennung und Würdigung ihrer Arbeit. (hek)
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