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Architekt Wolfgang Obel sprach über die Geschichte und die Restaurierung der Synagoge Hainsfarth.

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Für die Sanierung der Synagoge in Hainsfarth hatten in den 1980er-Jahren viele Hürden genommen werden müssen.

Veranstaltungsreihe
14.09.2011

Denkmalschutz heißt Kurs halten

Von Heike Jahnz

Eröffnungsveranstaltung in der ehemaligen Synagoge Hainsfarth zum Tag des offenen Denkmals

Hainsfarth „Denkmalschutz heißt Kurs halten“. Diese Aussage stand im Mittelpunkt der Ansprache von Landrat Stefan Rößle anlässlich der offiziellen Eröffnungsveranstaltung zum Tag des offenen Denkmals in der ehemaligen Synagoge Hainsfarth. In diesem festlichen Rahmen, den die Nördlinger Salonmusik sehr unterhaltsam gestaltete, wurde Ursula Seefried zur Altbürgermeisterin der Gemeinde Hainsfarth ernannt.

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Nun schon zum 18. Mal finde dieser Tag deutschlandweit statt, so Rößle in seiner Rede. Im vergangenen Jahr hätten an diesem Tag rund 4,5 Millionen Menschen 7500 Denkmäler besucht. Im Landkreis Donau-Ries gebe es 1700 Denkmäler, sagte er. „1700 einmalige Schätze, die unseren Landkreis zu etwas Besonderem machen“. Denkmäler prägen unsere Lebensumwelt, vermitteln ein Gefühl der Geborgenheit und verleihen Identität und machen unverwechselbar.

Die Aufgabe des Denkmalschutzes sei es, so Rößle, diese Schätze mit „Augenmaß und Feingefühl“ vor den schnelllebigen Trends des Zeitgeistes zu bewahren. „Da ist es ganz wichtig, den Kurs zu halten.“ Entsprechend vertrete das Landratsamt die Auffassung, dass Denkmäler freizuhalten seien von Photovoltaikanlagen. „Es gibt andere Formen, sich als Bürger an der notwendigen Energiewende zu beteiligen, wie zum Beispiel durch Bürgeranlagen.“ 200000 Euro stelle der Landkreis jährlich für den Denkmalschutz bereit. Dennoch wisse er, dass die Hauptlast die Eigentümer zu tragen hätten. „Unsere Mitarbeiter im Landratsamt beraten Eigentümer kostenlos, wenn es um Finanzierung und die Abwicklung eines Vorhabens geht.“

Um dies zu verdeutlichen, begleiteten Rößle drei für den Denkmalschutz zuständige Mitarbeiter.

Als Hausherr dankte Hainsfarths Bürgermeister Franz Bodenmüller dem Freundeskreis der Synagoge dafür, dass er dieses Denkmal mit Leben erfülle. Er wies darauf hin, dass die Gemeinde mit dem Erwerb der benachbarten Judenschule jüngst einen weiteren Schritt zur Bewahrung dieses Ensembles getan habe. „Diese Gebäudesituation ist einzigartig in unserer Region. Aber der Erhalt kann nicht von einer Gemeinde allein geschultert werden“, warb er für die anstehende Restaurierung um Unterstützung.

Auf den Tag genau zehn Jahre nach den Terroranschlägen in Amerika sagte Sigried Atzmon, Freundeskreis-Vorsitzende, dass es Terror und Gewalt auf der Welt immer geben werde. Auch davon würden Denkmäler wie die Synagoge erzählen. 1860 sei dieses Gebäude eingeweiht worden, das nach seiner gewaltvollen Entweihung durch die Nazis als Bauhof, Turnhalle und Gemeinschaftsgefrieranlage missbraucht und seiner Identität beraubt worden sei.

Für die Sanierung der Synagoge hätten in den 1980er-Jahren viele Hürden genommen werden müssen. Dank vieler Unterstützer war es unter der Leitung von Architekt Wolfgang Obel gelungen, dieses Denkmal wiederherzustellen.

Obel erinnerte daran, dass bereits 1978 die Spurensuche für die Restaurierung der Synagoge begonnen habe. Er wies die Gäste auf die Klangfülle des Raumes hin. König Ludwig I. sei „quasi“ dessen Baumeister gewesen, ging der Architekt auf das Thema des Tags des offenen Denkmals „Romantik, Realismus, Revolution – 19. Jahrhundert“ ein. Als junger König habe Ludwig I. allen Gebäuden einen eigenen Baustil geben wollen: So sei auch der „maurische Stil“ der Synagoge zu erklären.

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