Ein Tag im Herbst des Lebens
Senioren Tagespflege-Einrichtungen werden in den kommenden Jahren wohl an Bedeutung gewinnen. Das zeigt zum Beispiel die Johanniter-Tagespflege in Nordheim
Donauwörth-Nordheim Vieles wirkt symbolträchtig an diesem Herbsttag in Nordheim. Allein schon, dass Herbst ist. Der Herbst des Lebens – und der ist schön draußen: Orangegoldgrüne Blätter schweben von den Bäumen, die letzten Blümchen wollen sich noch einmal aufraffen, die Sonne wärmt im leichten Wind. Drinnen in der Tagespflege der Johanniter kocht der Tee und direkt nebenan – während die Senioren auf ihr Gedeck warten – macht in der räumlich angegliederten Kinderkrippe die jüngste Generation Brotzeit. Es ist wieder ein Symbol: Der Kreis schließt sich, so scheint’s – beide Generationen verlangen Ähnliches, brauchen Zuwendung, Pflege, einen Ort zum Sein. Dass Tagespflege-Einrichtungen wie die in Nordheim Konjunktur haben, ist unterdessen kein Zufall.
„Die Gesellschaft hat sich verändert“, sagt Andrea Maier, Leiterin der hiesigen Tagespflege und seit 14 Jahren hier tätig. Sie kennt es, wie es früher war mit der älteren Generation und wie es heute ist. Man merkt, sie möchte das nicht beurteilen, ob es einst oder heute besser ist. Es sei eben anders. „Die Großfamilien gibt es so nicht mehr“, wird die 94-jährige Maria H. später an diesem Tag sagen. Und Maiers Erfahrungen geben ihr recht: „Die Angehörigen der alten Menschen sind oft beide berufstätig, oder sie leben irgendwo anders in Deutschland. Da sind die Älteren alleine zuhause.“ Der Wandel in der Arbeitswelt hat die Familienstrukturen teils massiv verändert. Doch die spärlich gewordenen Großfamilien sind nicht der einzige Grund für die rege Nachfrage bei den Tagespflege-Einrichtungen: Früher hat es solche speziellen karitativen Angebote einfach nicht flächendeckend gegeben. Das Ganze habe auch etwas mit einem Stolz an der falschen Stelle zu tun gehabt, meint Maier: Zu denken, man schafft es alleine, Pflegebedürftige 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche immer zuhause betreuen zu können. Kaum einer steht das wirklich für sich durch. „Die Angehörigen kommen oft erst dann, wenn nichts mehr geht, wenn sie sich eingestehen müssen, dass eben nicht alles machbar ist“, so die Leiterin. „Scheu“ und „Scham“ benennt Maier den Hintergrund für die manchmal späte Hilfesuche.
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