Eine Sternstunde mit Jochen Kupfer
Schuberts „Winterreise“ bot Gesangskultur auf höchstem Niveau und einen kongenialen Pianisten
80 Minuten lang hätte man eine Stecknadel zu Boden fallen hören – so gebannt lauschten die zahlreichen Besucher im Mertinger Konzert Kammersänger Jochen Kupfer, Bassbariton, und seinem grandiosen Begleiter am Klavier, Marcelo Amraral. In jedem großen Weihetempel der Liedkunst wäre dieser Abend der weltweit gefeierten Protagonisten in diesem überwältigenden Lied-Erleben vorstellbar gewesen. Ist die „Winterreise“ doch ein Höhepunkt der Gattung Liedzyklus, bedeutet sie technisch wie interpretatorisch eine immense Herausforderung. Die, wenn sie wie an diesem Abend beeindruckend gelingt, Besucher tief bewegt verstummen lässt.
Schubert schrieb seinen 24 Lieder umfassenden Zyklus 1827, im Todesjahr des Dichters Wilhelm Müller – ein Jahr vor seinem eigenen Tod. Die Sammlung romantischer Gedichte hatte Franz Schubert intensiv angesprochen. Den Freunden sang er den Zyklus „schauerlicher Lieder“ mit bewegter Stimme vor, Joseph von Spaun erzählte später, dass sie über die düstere Stimmung der Lieder verblüfft gewesen seien. Eine stringente Handlung hat die Winterreise nicht – Irreales, Fantasie, Erinnerung und tatsächliches Wandern, aber vor allem Leid und intensiver Abschied vom Leben sind ineinander verwoben. Viele Deutungen gibt es – die politische (Müller war Opfer der politischen Umstände, Schubert hatte im Freundeskreis Verbindungen zu Dissidenten), existenzielle (der Komponist war auf den Tod krank) und metaphysische (die erinnerungsschwere, grambeladene Wanderung eines dem Leben Abhandenkommenden durch die fahldüstere Winterlandschaft).
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