
Schiefe Zehe, großer Schmerz

Es ist weltweit ein Problem: Jeder Dritte entwickelt im Laufe seines Lebens einen sogenannten Ballenzeh. Das kann heftige Beschwerden auslösen
Etwa zehn Millionen Menschen in Deutschland haben einen Hallux valgus. Die Großzehe weicht dann von ihrer natürlichen Stellung ab, schmiegt sich an die anderen Zehen an, drängt sie zur Außenseite des Körpers. „Viele sagen dann, solange ich keine Schmerzen habe, muss ich ja nicht zum Arzt“, weiß Dr. Susann Borgwardt, Fachärztin für Orthopädie Unfallchirurgie, Hand- und Fußchirurgie aus dem Fachärztezentrum im Maximilium in Donauwörth. „Dabei kann man am Anfang mit individuell angepassten Einlagen und mit Physiotherapie noch viel erreichen“, gibt zu bedenken. Wer abwartet, riskiert Schmerzen sowie Verschleiß an anderen Stellen des Bewegungsapparats und muss dann oft operiert werden.
„Zwei Gruppen von Patienten sehen wir“, informiert Borgwardt, „ganz junge Menschen, oft schon mit etwa 16, 17 Jahren, und Menschen ab der Lebensmitte, ab 45 Jahren.“ Wer schon in der Jugend unter einem Hallux valgus leidet, hat die Veranlagung oft geerbt. So tragen Senk-/Spreizfüße durch ein schwächeres Bindegewebe dazu bei, dass ein Hallux valgus entsteht. Das schwächere Bindegewebe ist auch dafür verantwortlich, dass es Frauen häufiger trifft als Männer.
Das bei vielen Frauen beliebte Schuhwerk mit hohen Absätzen und/oder spitzen Vorfußkammern kann die Probleme verschärfen, warnt Borgward. Aber auch Barfußlaufen auf harten Böden, etwa Parkett oder Fliesen, kann die Beschwerden eines Hallux valgus begünstigen, ebenso Übergewicht.
So oder so: Wird nicht eingegriffen, bleibt es nicht beim kosmetischen Problem. „Eine Achs- und Rotationsfehlstellung entwickelt sich und der Ballenzeh verdrängt die anderen Zehen“, erklärt Borgwardt. „Das Großzehengrundgelenk wird fehlbelastet, wodurch Arthrose entstehen kann. Bald betreffen die Beschwerden nicht mehr nur eine Zehe, sondern alle.“
Viele Patienten laufen zudem immer öfter auf der Außenkante ihrer Füße. Das belastet da Knie und das Hüftgelenk übermäßig, die ihrerseits beginnen, wehzutun. Ein Teufelskreis entsteht.
„Man möchte doch schmerzfrei laufen können, auch im Rentenalter“, gibt Borgwardt zu bedenken. Das gelte gerade in einer schönen Umgebung wie dieser hier. Die aus Berlin stammende Orthopädin und Unfallchirurgin mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung genießt die Freundlichkeit der Einwohner, das viele Grün und die Weite in der Region sehr. Gerne trägt sie dazu bei, dass die Patienten aus Donauwörth und Umgebung wieder besser zu Fuß sind.
Die Entstehung eines Hallux valgus lässt sich zum Glück aufhalten, betont Borgwardt. „Übergewicht reduzieren, im freien Gelände, etwa am Strand oder auf Wiesen, barfuß gehen“, das empfiehlt sie für anhaltende Fußgesundheit.
Und Schuhwerk, das genug Halt, aber den Zehen auch genug Raum bietet. „Das heißt jetzt nicht, dass Sie nie wieder Absatzschuhe tragen dürfen“, relativiert sie, „gelegentlich getragen, etwa, wenn man abends weggeht, schaden sie nicht.“
Ab wann sollte man zum Orthopäden? Jeder, bei dem eine Fußfehlstellung sichtbar ist – auch Kinder – sollte sich vom Orthopäden untersuchen lassen, empfiehlt Borgwardt. Dann entstehen vielleicht gar keine Schmerzen.
„Wir nehmen den Fuß in die Hand und untersuche ihn von den Zehen bis zum hin zum Kniegelenk“, erklärt sie. „Dann verschreiben wir in der Regel Physiotherapie und Schuheinlagen, die ein Orthopädieschuhtechniker individuell anfertigt und anpasst.“
Erste positive Veränderungen machen sich oft schon nach einer Woche bemerkbar. Manchmal (bei ausgeprägten Befund) hilft bei Fußfehlstellungen aber auch nur eine Operation, etwa, wenn trotz monatelanger konservativer Behandlung die Beschwerden anhalten. Bei erfahrenen Chirurgen mit viel Expertise in Sachen Fußgesundheit ist der Eingriff schnell erledigt und alles rasch verheilt, versichert Borgwardt. Der nächste Spaziergang und der nächste Schuhkauf sind danach wieder ein Anlass zur Freude.
: Über verschiedene Möglichkeiten, Hallux valgus und andere verbreitete Fußfehlstellungen zu behandeln, wird Dr. Susann Borgwardt, Fachärztin für Orthopädie, Unfallchirurgie, Hand- und Fußchirurgie aus dem Fachärztezentrum im Maximilium beim heutigen Vhs-Gesundheitsstammtisch referieren. Der Vortrag „Zeigt her eure Füße … Konservative und operative Behandlung bei Hallux und Co.“ läuft von 19 bis 20.30 Uhr (Einlass ab 18.30 Uhr) im Vhs-Gebäude im Spindeltal 5 in Donauwörth. Eintritt: Fünf Euro an der Abendkasse (Jahreskarte: 25 Euro).
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