
Zauberklänge

Ein besonderes Instrument erklang in St. Margaretha
Etwas ganz Besonderes gab es in der nicht nur akustisch so schönen Kirche St. Margaretha in Heißesheim: ein Konzert mit einem selten gehörten Instrument, der zauberhaften Viola d’amore. Das „Duo Aliquot“ mit den beiden großartigen Musikern Simona und Gheorghe Balan machte auf dem Weg zu einer Tournee in Frankreich Station. Es wurde ein Konzert mit „Duetten für Viola d‘amore“, das viele Musikfreunde anlockte, auch französischer Zuhörer aus Mertingens Partnergemeinde St. Pazanne. Um es gleich vorwegzunehmen: Die Zuhörer waren sämtlich hingerissen – von der Programmauswahl und der glänzend vorgetragenen Musik. Und von jenem Instrument, das eigentlich seit dem 19. Jahrhundert nahezu vergessen ist, das aber vordem seine Blütezeit erlebt hatte. Johann Sebastian Bach hatte gleich zwei Viola d’amore in seiner Johannespassion verwendet, Antonio Vivaldi hatte gar sechs Solokonzerte dafür geschrieben, wie auch Carl Stamitz, Georg Philipp Telemann und weitere berühmte Komponisten des Barock für dieses Instrument komponiert hatten.
Später kam sie eher selten zum Einsatz, erlebt aber mit dem wiedererstandenen Interesse an barocker Musik eine kleine Renaissance. Zu Recht. Denn es ist ein bezaubernd schöner Klang, mit dem dieses ungewöhnliche Instrument, das eher zu den Gamben gehört, verzaubert. Gespielt nicht wie diese auf dem Schoß, sondern wie eine Geige oder Bratsche im Arm, mit einem längeren Wirbelkasten und, häufig statt einer Schnecke mit einem geschnitzten Engelskopf mit verbundenen Augen. Die von den Balans gespielten Instrumente besaßen sieben, mit Resonanzsaiten aus Metall unterlegte Saiten. All das macht den besonderen, farbigen, obertonreichen, „silbernen“, lang nachhallenden Klang der Viola d’amore aus.
Die Balans brachten teils eigene, sehr anrührende Entdeckungen aus böhmischen Archiven (einem Anonymus Bohemicus: „Horologium Bohemicum“, von Carl Zoeller(?) „Andante religioso“, Jan Kral ein „Op.9“, und Anton Huberty „Fuga“) mit. Teils spielten sie die damalige musikalische Weltklasseliteratur – so von Louis Toussaint Milandre ein sehr abwechslungsreiches, schwungvolles „Duo“ mit Adagio, Andante, Menuetto, Giga; von Luigi Borghi eine „Sonata in D“ mit Allegro, Adagio, Rondo. Hinreißend, schwungvoll und farbig erklang die Sonata „Marlborough“ (Allegro, Rondo, Andante, Allegro, Andante con Variazione), von Carl Stamitz, von diesem 1780 bei einem Aufenthalt in Paris komponiert. Der Komponist nimmt das damals von Hof und Volk gesungene Volkslied „Malbrough s’en va-t-en guerre“ auf und variiert es köstlich. Der Soldat, dessen Tod und Begräbnis (fälschlicherweise) darin besungen ist, war John Churchill, Herzog von Marlborough.
Reicher Beifall für das Ensemble in dem von Simona Balan in deutsch und französisch moderierten Konzert – daher als Zugabe: ein rumänischer Tanz. Wunderschön!
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