
Ausstellung in Gempfing: Klimaschutz und Kunst als gemeinsames Projekt

Plus Bernd Nestler zeigt im Pfarrhof Gempfing, wie man die Energiewende ästhetisch ansprechend angehen kann. Bei seinen Motiven hat er eine Vorliebe.
Klimaschutz und Energiewende gehören zu den drängendsten gesellschaftlichen Aufgaben. Doch die Solarmodule stellen an ihren Standorten oft keine Zierde dar. Unter dem Titel „Frei-Sakral-Solar“ zeigt der Münchner Künstler Bernd Nestler nun im Gempfinger Pfarrhof, wie man mit ansprechender Kunst Energie produzieren kann.
Dazu befestigt er die kleinen quadratischen Solarzellen gleichmäßig auf einer Glasscheibe. Die Abstände sind wichtig, da sie Raum für die Glaskunst lassen. Zur Stabilisierung und zum Schutz wird das Modul auf der Rückseite mit einer zweiten Glasplatte doubliert. Die Außenseiten der Doppelverglasung gestaltet Bernd Nestler mit seiner Glaskunst.
Die Module können auch als Fenster verwendet werden
Die Scheiben werden geätzt, bedruckt, bemalt und mattiert. Da die Solarzellen eine Ordnung vorgeben, erinnert das fertige Glasmodul an ein buntes, kleinteiliges Teppichmuster. Die Module bleiben auch nach der Bearbeitung transparent, sodass sie genauso als Fenster verwendet werden können. Diese Methode ließ sich der Künstler inzwischen zertifizieren.
Bernd Nestler realisiert seine Visionen in der Mayer’schen Hofkunstanstalt in München, eine der international führenden Werkstätten für Glasgestaltung. Dort arbeitete auch der bedeutendste Glasmaler der Nachkriegszeit, Josef Oberberger. Als er zwischen 1985 und 1989 seine letzten Großprojekte für den Regensburger Dom schuf, durfte ihm Nestler assistieren und erhielt dabei entscheidende Impulse für sein eigenschöpferisches Tun.
Bernd Nestler beschreitet neue Wege
Oberberger arbeitete noch ganz in der Tradition der mittelalterlichen Glasmaler. Bernd Nestler dagegen beschreitet neue Wege: Er verwendet industriell gefertigtes Floatglas, das er mit modernen Techniken bearbeitet. Auf diese Weise entstand 2011 das NOVA-LUX-Fenster für die mittelalterliche Kathedrale von Roermond (Niederlande). Damals setzte sich Bernd Nestler in einer europaweiten Ausschreibung gegen 111 Mitbewerber durch und schuf ein abstraktes Farbenspiel aus Feuergelb und Rubinrot, aus Irdischem und Göttlichem.
Im Licht Gott begegnen, das war schon das Ziel der mittelalterlichen Glasmaler. Diese Lichtmystik prägt auch Bernd Nestlers künstlerisches Schaffen und gilt in gleicher Weise für seine Kunstfotografie, die der Künstler unter dem Begriff Licht-ART zusammenfasst. Hier arbeitet der experimentierfreudige Fotograf mit einem besonderen Belichtungsverfahren, das er mehr oder weniger nur durch Zufall entdeckt hat.
Ein Kunstverlag wird auf Bernd Nestler aufmerksam
Das Ergebnis sind lichtdurchflutete Fotos, bei denen die Motive in einem völlig neuen bizarren Licht- und Formenspektrum erscheinen. Eine besondere Wirkung erhalten die Bilder, indem sie auf Aluminiumplatten gedruckt werden.
Bernd Nestler bevorzugt religiöse Motive, wie zum Beispiel Rosenkranz, Christusfigur und Kruzifix, und meint: „Ich möchte die Energie, die in diesen Objekten durch das jahrzehntelange Beten drinnensteckt, wieder sichtbar machen.“ Vom Ergebnis der Arbeiten war auch der renommierte Regensburger Kunstverlag Schnell und Steiner so begeistert, dass er die Bilder in seiner Verlagsgalerie zum Verkauf anbietet.
Wann die Ausstellung im Gempfinger Pfarrhof zu sehen ist
Bernd Nestlers Ausstellung im Gempfinger Pfarrhof wird am Freitag, 4. September, um 18 Uhr in der Gempfinger Pfarrkirche St. Vitus eröffnet, da dort die erforderlichen coronabedingten Hygienemaßnahmen eingehalten werden können. Den einführenden Vortrag hält Dr. Christl Karnehm von der Oberbergerstiftung. Die musikalische Umrahmung übernimmt die junge Organistin Luise Fieger aus Rögling. Die Ausstellung ist an den drei darauffolgenden Sonntagen (6. September, 13. September und 20. September jeweils in der Zeit von 14 bis 17 Uhr) sowie am 26. September von 11 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.
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