Wenn der „Konsul von Terrania“ kommt
Was Stefan Baumgärtner und seine Kollegen an der Einlasskontrolle des Justizgebäudes in Nördlingen erleben
Auf sechs Gerichtssäle verteilen sich im Nördlinger Amtsgericht Verbrechen, Familiendramen, Nachlassangelegenheiten und was sonst alles mit Recht und Ordnung zu tun hat. Doch am Einlass verteilt sich nichts, hier muss jeder an Sicherheitsmann Stefan Baumgärtner und seinen Kolleginnen und Kollegen vorbei.
Dementsprechend vielfältig sind deren Erfahrungen mit den Besuchern: Da sind die, die sich grundsätzlich gegängelt fühlen, oftmals sitzt das Etikett „Querulant“ ganz richtig. Auf die höfliche Frage, wo derjenige denn hin will, damit man ihm vielleicht den Weg erklären kann, raunzte kürzlich einer: „Das geht Sie nichts an“ und erläuterte auch gleich die Gesetze, die das belegen. Als er sich weigerte, sich durchsuchen zu lassen, musste man einen Wachtmeister rufen, der grundsätzlich zu Durchsuchungen befugt ist. Wachtmeister, also Justizbeamte, und die Mitarbeiter des privaten Sicherheitsunternehmens sorgen bei der Einlasskontrolle Hand in Hand für Ordnung. Auf dem Hinausweg schob der Kämpfer für Privatsphäre sein Gesicht wenige Zentimeter vor das von Baumgärtner: „So, und Sie wissen immer noch nicht, wo ich war!“ Fehlte nur noch ein „Ätsch!“ Dafür kam die Behauptung, sein Handy sei beim letzten Mal im Metalldetektor zerstört worden; der Mann notierte demonstrativ den Namen der Herstellerfirma. Klischees sind in der Sicherheitsschleuse zum Teil auf den Kopf gestellt – so erweisen sich Gewalttäter hier eher als zurückhaltend und höflich. Andererseits zeugt ein Anzug nicht immer von Zivilisiertheit: Ein schick gekleideter Angeklagter öffnete wie gebeten ein Köfferchen, worin sich ein langes Bajonettmesser befand. Das habe er immer dabei, erklärte er ganz lapidar. In solchen Fällen ist die Polizei zu rufen. Die beschlagnahmte das Messer und nahm die Personalien auf. Einmal führte ein Inder einen Krummdolch mit sich – als religiöses Symbol, so wie das christliche Kruzifix. Ein weiterer exotischer Gast legte bei der Taschenentleerung einen sonderbaren Ausweis ab – den des „Konsuls von Terrania“, mit Wappenadler in der Weltkugel. „Wissen sie überhaupt, was ein Konsul ist“, fragte er Stefan Baumgärtner. „Ja, und ich weiß auch, dass ein Land namens Terrania nicht existiert“, antwortete dieser. Ebenso wenig wie er war später die Politesse beeindruckt, die dem „Konsul“ vor dem Gebäude einen Strafzettel verpasste.
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