Der gebürtige Monheimer Musikwissenschaftler Franz Körndle hat einen Festvortrag anlässlich der Wiedergründung des Historischen Vereins Donauwörth vor 75 Jahren gehalten. Im Enderlesaal des Deutschordenshauses widmete er sich einer „krassen Nummer“: dem abenteuerlichen Leben des Simon Hochbrucker aus Donauwörth, der 1699 als ältester Sohn von Jacob Hochbrucker zur Welt kam. Sein Vater, der Erfinder der Pedalharfe, hatte ihn zwar in den Anfangsgründen des Instruments unterwiesen, doch Simon erreichte autodidaktisch ein so hohes künstlerisches Niveau, dass es seinen Zeitgenossen schier den Atem verschlug. Doch er wurde Priester. Bald nach seiner Weihe gab er allerdings so viel Häretisches und Skandalöses von sich, dass ihm Kerkerhaft und die Exkommunikation drohte. Er musste seine Aussagen widerrufen und floh nach Wien, wo er vor dem Kaiser musizierte. Weitere Stationen führten den unsteten Virtuosen über Bühnen und Höfe in Amsterdam, London, Dänemark und Hamburg bis zuletzt nach Braunschweig. Durch ihn fand die Pedalharfe ins Orchester, er selbst bezog um 1750 das enorm hohe Jahresgehalt eines Starmusikers. Trotzdem wünschte er, ins das Donauwörther väterliche Haus zurückzukehren, und erbat sich gleich die Stadtpfarrstelle vor Ort. Sein Versuch, in München begnadigt zu werden, scheiterte spektakulär. Der mittlerweile 60jährige wurde inhaftiert und floh halbnackt aus dem zweiten Stock seines Arrests. Er starb 1769/70 in Braunschweig. Musikalisch untermalte den Abend die Donauwörther Harfenistin Feodora-Johanna Mandel mit Kompositionen der Hochbrucker-Familie. Im Bild die Virtuosin mit dem Referenten, ganz rechts eine Harfe aus der Hochbruckerzeit.
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