
Uli Karg: So waren die Ferien in den 60er Jahren

Plus Die DZ lädt ein zum Lesesommer. Mitglieder des Donauwörther Autorenclubs schreiben Kurzgeschichten für unsere Zeitung. Unsere heutige Folge 2 wurde von Uli Karg verfasst.
Endlich letzter Schultag – in einem Sommer in den 60er-Jahren! Nur noch zur Zeugnisausgabe und Verabschiedung durch die Lehrerin, dann heim und den Schulranzen in die Ecke gestellt, wo er sechs Wochen seine wohlverdiente Ruhe haben sollte. Nach dem gemeinsamen Mittagessen prüfte der Vater die Benotungen des vergangenen Schuljahres. Mein Taschengeld konnte ich aufbessern: Jeder Einser wurde mit einer Mark belohnt, jeder Zweier mit fünfzig Pfennig, Dreier wurden hinterfragt und toleriert, aber nicht honoriert, schlechtere Noten gab es nicht. Danach durfte ich, wie jedes Jahr, bei Giovanni Sommacal, im 1930 gegründeten italienischen Eiscafé in der Maximilianstraße in Augsburg, eine ganze Cassata kaufen.
Gefrorene Sahne und kandierte Früchte
Diese halbkugelförmige Eisbombe bestand außen aus zwei Schichten, meistens Vanille und Schoko, innen war sie gefüllt mit gefrorener Sahne und kandierten Früchten. Der Seniorchef, stets in Weiß gekleidet und Schiffchen auf dem Kopf, verpackte die in Pergament eingeschlagene Halbkugel in ein mit Firmenlogo bedrucktes Papier, reichte es mir über die Theke und wünschte: „Buon appetito!“ Mit wehenden Haaren rannte ich heim, damit das wertvolle Dessert nicht zu schmelzen begann. Kühltaschen gab es damals noch nicht. Zu Hause stieg mir frisch aufgebrühter Kaffee in die Nase. Ich musste nun für die Familienmitglieder die Cassata in fünf gleich große Stücke aufteilen. „Eine schneidet auf, die anderen dürfen sich die Portionen aussuchen“, so unser Familienoberhaupt. Damit war für die bestmögliche Gerechtigkeit gesorgt. Mit Genuss verzehrten wir das italienische Dessert. Ob man heute noch so eine Cassata bekommt?
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