Als Hannah Rogers im Dezember 2018 in Deutschland ankam, stand sie vor einer ungewissen Zukunft. Im Gepäck hatte sie vor allem eines: Verzweiflung über die Zustände in ihrer Heimat und Hoffnung auf ein selbst bestimmtes Leben ohne Angst und Verfolgung. Gerade einmal 18 Jahre alt, war sie gekommen, um die Gefahren hinter sich zu lassen, denen sie bis dahin ausgesetzt war. Hannah Rogers kommt aus Sierra Leone, einem Land an der Westküste Afrikas, das zu den zehn ärmsten Ländern der Welt zählt. Bürgerkrieg und Ebola-Epidemie haben es hart getroffen. Bildung gibt es kaum, erst recht nicht für Mädchen. Ihnen drohen zudem frühe Zwangsheirat und Genitalverstümmelung. Heute ist Hannah hier in Deutschland, im Landkreis Donau-Ries angekommen. Nicht nur physisch, sondern in vielerlei Hinsicht. Sie gilt als vorbildliches Beispiel für gelungene Integration. Das ist Hannahs Geschichte:
Als Hannah 2013 deutschen Boden betrat, kam sie als Asylbewerberin in eine Erstaufnahme-Einrichtung in München und durchlief alle üblichen Verfahren. Ihr Asylantrag wurde zunächst abgelehnt. Sie kam mit Duldungs-Status nach Möttingen und musste täglich damit rechnen, abgeschoben zu werden. Dennoch verlor Hannah nie ihren Mut.
Hannah hatte hervorragende Zeugnisse in der Berufsschule Donauwörth
Von 2015 bis Mitte 2018 besuchte sie erfolgreich die Berufsintegrationsklasse an der Berufsschule Donauwörth und erwarb den erweiterten Mittelschulabschluss. Ihre Zeugnisse waren ausgezeichnet und ihre Lehrer ermunterten sie immer wieder, nach der Schule eine Ausbildung anzustreben. Aufgrund der aus ausländerrechtlicher Sicht negativen Bleibeperspektive erschien dies zunächst unmöglich.
Anfang 2018 wurde Hannah nach Donauwörth verlegt. Dort lernte sie Kathrin Rees vom Flüchtlingshilfeverein Aktion Anker kennen, die sie bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstützte. Es folgten zahlreiche Gespräche mit der Ausländerbehörde, bis Hannah letztendlich die so genannte Ausbildungsduldung erteilt wurde. Die zweijährige Ausbildung zur Pflegehelferin schloss Hannah mit exzellenten Noten ab. Die Duldung wurde in eine Aufenthaltserlaubnis als Fachkraft umgewandelt. Hannah erhielt eine Anstellung als Altenpflegehelferin im Bürgerspital Donauwörth.
Neben der Freude darüber begannen für Hannah nun ganz alltägliche Herausforderungen, denn nun musste sie wie alle anderen auch ihren Lebensunterhalt komplett eigenständig finanzieren. Wohnungssuche, Kaution, Kauf von Möbeln und vieles mehr standen für die junge Frau an.
Der Rotary Club Donauwörth gab finanzielle Starthilfe
In dieser Situation wandte sich Kathrin Rees mit der Bitte um finanzielle Unterstützung an Hans Breithaupt vom Rotary Club Donauwörth, der mithalf, eine kleine Wohnung in der Parkstadt anzumieten. Hannah war endlich in ihrem eigenen Zuhause in Donauwörth angekommen.
Mit viel Engagement, vor allem aber mit Herz und Leidenschaft, startete Hannah im Bürgerspital ins Berufsleben und wurde dort auch gefördert. Ihre Chefin ermutigte sie, die dreijährige generalistische Ausbildung zur Pflegefachkraft zu machen. Erfreulich schnell erhielt sie auch einen Ausbildungsplatz an der Liselotte-Nold-Schule in Nördlingen.
Hannahs Geschichte in Donauwörth ist eine Erfolgsstory
Mit ihrem Gehalt als Pflegehelferin konnte Hannah den Lebensunterhalt noch sehr gut finanzieren, die Ausbildungsvergütung aber würde jedoch deutlich geringer sein. Abermals sprang der Rotary Club ein ein und ermöglichte, die Ausbildung finanziell zu stemmen. Diese schloss Hannah schließlich 2024 mit Bravour ab. Direkt nach dem Examen im August 2024 unterschrieb die heute 29-Jährige ihren Anstellungsvertrag als Pflegefachfrau im Bürgerspital Donauwörth.
Vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels - gerade auch im Pflegebereich - darf Hannahs Geschichte nicht nur als eine Wende in ihrem persönlichen Leben betrachtet werden. Sie ist vielmehr auch ein Gewinn für ihre neue Heimat. Sozusagen eine Erfolgsstory. (AZ)
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden