Nein, Parkplätze sind keine mehr frei. Rund um die Zott Genusswelt in Bäumenheim ist schon eine Dreiviertelstunde vorher Beginn der Veranstaltung alles zugeparkt. Es ist aber kein berühmter Musiker angesagt. Nein, wer die Menschen an diesem kalten Februarabend in den südlichen Landkreis Donau-Ries gelockt hat, ist ein Politiker: Markus Söder. Mehr als eine eine Stunde redet der bayerische Ministerpräsident beim CSU- Bezirksempfang Schwaben über die bevorstehende Wahl. Warum er den Bäumenheimer Musikverein besonders lobt.
Tatsächlich ist es nicht nur die Platznot um die Genusswelt, die den Anschein erweckt, hier habe ein Pop-Star seinen gefeierten Auftritt. Auch der Einmarsch von Söder wirkt so: Quasi alle der rund 300 Menschen im Raum stehen auf, zücken ihre Handys und versuchen, ein Bild von dem CSU-Parteivorsitzenden zu erhaschen. Als die Blasmusik vom Bäumenheimer Musikverein verstummt, tritt aber zunächst CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek auf die Bühne. Der verbindet eher weniger gute Erinnerungen an Bäumenheim.
Söder scheint Bäumenheim nicht zu kennen
„Ich habe mir hier mal bei einem Fußballspiel eine Verletzung zugezogen“, berichtet er. Holetschek betont aber auch die Bedeutung der Wahl. „Wir müssen die Probleme der Menschen aufgreifen“, sagt er. Er nennt Migration, Wirtschaft und Sicherheit als wichtigste Themengebiete. Dann kommt der Auftritt des Mannes, auf den hier alle gewartet haben. Und Söder weiß natürlich, wie er die Herzen der schwäbischen CSUler gewinnt. „Bayern hat seinen Aufstieg nur gemacht, weil es die Schwaben und Franken gegeben hat“, ruft er in den Saal, das Publikum quittiert es mit lautem Beifall.
Ob die Bäumenheimer Söder für die dann folgenden Sätze auch so feiern? „Bei Asbach denke ich eher an Uralt“, sagt er. Von der Gemeinde im Süden des Landkreises scheint er noch nie etwas gehört zu haben. Doch wie so oft bei Söder kann man sich letztlich nicht ganz sicher sein, ob er das wirklich ernst meint. Glaubhaft versichert er zumindest, dass der ländliche Raum „die Seele Bayerns“ sei. „In jedem schwäbischen Dorf gibt es mehr gesunden Menschenverstand als im Berliner Regierungsviertel.“ In dieser Form geht es in den folgenden rund 75 Minuten weiter. Söder bringt lockere Sprüche, hat aber auch klare Ansagen parat.

Glasklar ist er vor allem in seiner Ablehnung der Grünen. Interessant ist das auch deswegen, weil Kanzlerkandidat Friedrich Merz erst vor wenigen Tagen Söder ins Stammheft schrieb: „Herr Söder schreibt mir gar nichts vor.“ Söder wäre aber nicht Söder, wenn er klein beigeben würde. Und so richtet er Merz über die Bäumenheimer Mikrofone aus: „Mit mir und der CSU wird es keine schwarz-grüne Koalition geben.“ Mehrfach in seiner Rede erklärt er auch, wieso er eine solche Kombination für nicht zielführend hält. Unter anderem wegen der Migrationspolitik, die bei seiner Rede eine große Rolle spielt. Er fordert eine restriktivere Flüchtlingspolitik. „Die SPD ist da auch willig.“ Anders die Grünen aus Söders Sicht: Diese hätten selbst nach dem Anschlag in Aschaffenburg noch mehr Migration gefordert.
Bäumenheimer Musikverein bekommt Lob von Söder
Auch bei der Wirtschaftspolitik attackiert er nicht zuletzt die Grünen und da vor allem einen: Wirtschaftsminister Robert Habeck. „Er trägt schließlich die Verantwortung.“ Unter anderem kritisiert er die Entscheidung, die E-Auto-Prämie auslaufen zu lassen. „Das hat für einen Zusammenbruch auf dem Markt geführt.“ Er wirbt grundsätzlich für mehr Investitionen in Bildung und Forschung. Aber nicht nur von den Grünen grenzt sich Söder ab. Auch die Alternative für Deutschland (AfD) greift er an. Zwar seien deren Wähler vielfach nicht böse oder extrem. Die Partei hänge aber an Russland. „Und wir wollen nicht ein Vasallenland von Moskau werden.“ Es brauche nun eine starke Regierung, damit die radikalen Ränder nicht das Ruder übernähmen.
Einen großen Teil seiner Rede nimmt bayerischer Patriotismus ein. So hebt er positiv hervor, dass bei Staatsgästen aus anderen Ländern bayerische Blaskapellen spielen. In diesem Zusammenhang richtete sich Söder auch an die links von ihm positionierten Mitglieder des Bäumenheimer Musikvereins. „Danke, dass es euch gibt“, sagt er in die Richtung der etwa 20 in Tracht gekleideten Musikerinnen und Musiker. Söder fordert „mehr Bayern“ für Deutschland. „Auch wenn das der CDU vielleicht nicht immer so gefällt.“ Der Bundestagsabgeordnete und Direktkandidat im Wahlkreis Donau-Ries, Ulrich Lange, spricht nach Söder. „Wir brauchen einen Politikwechsel“, ruft er. Wie das die Wähler sehen, wird sich in wenigen Tagen an der Wahlurne entscheiden.
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