Es ist keine Treppe mit Stufen, keine Leiter mit Sprossen. Es ist eine ausgeklügelte Anlage, die einen wichtigen Zweck erfüllt - sie führt an Barrieren vorbei, die ohne sie unüberwindlich wären: Am Wasserkraftwerk in Oberpeiching wurde jetzt die zweite von vier geplanten Fischaufstiegshilfen in unserer Region eingeweiht. 4,5 Millionen Euro hat die Rhein-Main-Donau GmbH (RMD) dafür ausgegeben, um es Fischen und anderen Wasserorganismen zu ermöglichen, weiterzuwandern. Trotz der Staustufe, die den Lech abriegelt.
Im Zuge des technischen Fortschritts versperren seit den 50er Jahren Querbauten wie Wehre, Stauanlagen oder Wasserkraftwerke viele Abschnitten unserer Flüsse. Ein Todesurteil für dortige Lebewesen. „Die Hälfte unserer heimischen Fische sind entweder gefährdet, stark gefährdet oder verschollen“, so Hans-Joachim Weirather, der Präsident des Fischereiverbands Schwaben.
Funktionierende Ökosysteme sind Lebensgrundlage für uns alle
Und das ist noch nicht einmal nur das persönliche Pech dieser Fische. Das ist ein grundsätzliches Problem für uns alle. Wann immer der Mensch in funktionierende Ökosysteme eingreift, macht er es der Flora und Fauna schwer, ihre Aufgaben zu erfüllen. Und diese Arten tun das eben nicht zum reinen Selbstzweck. Vielmehr sind funktionierende Ökosysteme für alle lebensnotwendig, die Teil davon sind. Auch für uns Menschen. Sie ermöglichen Leben auf der Erde, da sie Nahrung, Wasser und Rohstoffe liefern und wichtige Umweltfaktoren wie Klima und Wasserqualität regulieren.

Warum aber müssen Fische überhaupt wandern? Können sie sich nicht einfach nur in einem Teilabschnitt eines Flusses aufhalten? Das wäre doch für alle Beteiligten einfacher! - Die meisten Arten von ihnen brauchen diese Wanderung, um während ihres Lebenszyklus‘ überlebensfähige Populationen aufbauen zu können. Sei es um Nahrungsgründe und Laichplätze aufzusuchen oder Winterquartiere zu erreichen. Verbauungen wie Wehre, Rampen zur Sohlstabilisierung oder Geschiebeabstürze, die durch Menschenhand geschaffenen wurden, zerschneiden die Fließgewässer in viele kleine, unüberwindbare Abschnitte. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie fordert nun im ökologischen Wassermanagement die Wiederherstellung der Gewässerdurchgängigkeit ein.
Am Wehr in Oberpeiching ist nun Folgendes passiert: Die Fischaufstiegshilfe ist rund 420 Meter lang und überbrückt eine Höhendifferenz von 8,6 Metern. Die Lech-Elektrizitätswerke (LEW) haben sie in Abstimmung mit Verbänden und Behörden gebaut. Sie besteht aus drei Abschnitten, innerhalb derer die Fische entgegen der Flussrichtung vom Unterwasser zum Oberwasser aufsteigen.
Dort leben Fische, Schnecken, Muscheln, Krebse und andere Tiere mehr
Unterhalb des Kraftwerks beginnt die Anlage mit einem technischen Einstiegsbauwerk. Daran schließt sich ein etwa 150 Meter langes, naturnah gestaltetes Umgehungsgewässer an, das an einen Bachlauf erinnert. Es dient als strukturreicher Lebensraum für Fische und andere Tiere wie Muscheln, Insektenlarven, Schnecken oder Krebse. Am Rand befinden sich Kieslaichplätze und Reptilienhabitate. Rund 150 Meter weiter oberhalb des Kraftwerks liegt das Ausstiegsbauwerk. Dort ist dann auch der Übergang ins Flussbett.
Landratstellvertreterin Claudia Marb lobte bei der Einweihung das gelungene Beispiel dafür, „wie technische Infrastruktur unfd Naturschutz Hand in Hand gehen können“. Hans-Joachim Weirather, Präsident des Fischereiverbands Schwaben, betonte: „Die Fischaufstiegshilfe in Oberpeiching steht exemplarisch für eine sehr gelungene Zusammenarbeit zwischen Kraftwerksbetreiber, Fischerei und Naturschutz.“ Christian Kunze, Prokurist der Rhein-Main-Donau GmbH, versicherte:
„Mit der neuen Fischaufstiegshilfe in Oberpeiching investieren wir gezielt in die ökologische Weiterentwicklung unserer Standorte.“ Von wahrgenommener Verantwortung sprach LEW-Vorstandsmitglied Dietrich Gemmel. Die neue Fischaufstiegshilfe sei Brücke zwischen Natur und Technik.“ Und Martin Glink, Geschäftsführer LEW-Wasserkraft, sprach davon, „nicht nur das Notwendige, sondern auch das Richtige zu tun“.
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