Vor genau 500 Jahren waren die Kar- und Ostertage für die Zisterziensermönche von Kaisheim wahrlich keine Zeit, sich auf das höchste christliche Fest vorzubereiten und es zu feiern. Im Gegenteil waren sie voller Angst, Bedrängnis und schließlich Flucht. Denn für 17 Tage floh der Konvent - mit Ausnahme von zwölf Mönchen - schließlich nach Donauwörth.
Das Ungemach drohte während des Bauernkriegs von zwei Seiten. Einerseits fürchtete man im Frühjahr die Bedrohung durch aufständische Untertanen, andererseits streckte das Herzogtum Pfalz-Neuburg die Fühler aus, um unter Ausnutzung der Notlage die Anerkennung ihrer Oberhoheit durchzusetzen. Johannes Knebel, seit 1500 Zisterziensermönch in Kaisheim, schrieb 1529 eine Chronik seiner Geburtsstadt Donauwörth und schuf 1530/31 im Auftrag von Abt Konrad Reuter eine illustrierte und detailreiche Chronik der Abtei. Als Kustos und Kellerer in die Verhandlungen mit Hauptmann Reinhard von Neuneck eingebunden, überlieferte er die Ereignisse „hautnah“.
Kloster-Untertanen griffen das Kloster an
Mit dem 1513 auf Empfehlung von Kaiser Maximilian I. erfolgten Beitritt zum Schwäbischen Bund hatte Kaisheim wohl den Schlüssel erworben, dass sich die Plünderungen in Grenzen hielten. Brandstiftung und große Zerstörungen blieben aus. Zwar rotteten sich Kloster-Untertanen aus Buchdorf, Baierfeld, Sulzdorf und Gunzenheim zusammen und griffen das Kloster an, wurden aber nach den Ausführungen des Chronisten besänftigt.

Die gefährlichere Bedrohung ging von den Truppen der Pfalz-Neuburger Herzöge aus, die „zum Schutz des Gotteshauses Kaisheim“, wie man vorgab, mehrfach auftauchten. Reinhard von Neuneck aus einem zwischen Schwarzwald und oberem Neckar ansässigen Adelsgeschlecht war als Hofmeister des jungen Pfalzgrafen Ottheinrich in Jerusalem zum Ritter geschlagen worden.
Er befehligte nun im Bauernkrieg für seinen Herrn kleinere Militäreinheiten. Am Montag der Karwoche, dem 10. April, erschien er mit vielen Pferden bei der Abtei und „sie wurden reichlich mit Speis und Trank, und Futter versehen, obgleich sie in des Bundes Besoldung lagen“. Am Dienstag zog Neuneck mit seinen Mannen ab, kehrte am Mittwoch aber zurück und „wurd ihnen bis am Karfreitag Nachmittag gutwillig und mit Rath Speis und Trank und Futter mehr denn auf 70 Pferd geben“, berichtet Knebel.

Die Flucht der Mönche nach Donauwörth
Abt Konrad ordnete nach Ostern bei seinem Aufbruch zum Schwäbischen Bund in Ulm an, dass man Neuneck bei einem weiteren Erscheinen in Kaisheim abweisen soll. Tatsächlich erschien der Hauptmann mit 100 Reitern am zweiten Sonntag nach Ostern (30. April) erneut und begehrte Einlass. Die Bitte wurde abgeschlagen mit der Bemerkung, nur ihm und Personen von Adel mit 10 oder 15 Pferden wolle man den Einlass nicht versagen – worauf Neuneck mit Drohungen antwortete.
Dem Konvent wurde bang, man fragte beim (neutralen) Donauwörther Rat, ob man sie dort einlassen würde. Nach der Zusage blieben zwölf Konventuale zurück, die anderen flüchteten am 4. Mai nachts nach Donauwörth, wo sich einiges an Adel, Mönchen und Nonnen angesammelt hatte. Die von den Aufständischen ausgehende Gefahr wurde durch deren Niederlagen im Allgäu oder auch bei der Bauernschlacht von Ostheim (7. Mai) nun geringer.

Der Konvent kehrte am Sonntag, 21. Mai, zurück. Neuneck hatte das Kloster täglich ausspähen lassen, seine Kundschafter erwarteten die rückkehrenden Mönche an der Pforte. Bereits am Montag – die sogenannte Bittwoche hatte begonnen – machte sich Neuneck mit 160 Reitern und mindestens 500 Fußknechten zur Belagerung auf. Aus den Pflegen Lauingen, Gundelfingen, Höchstädt und Graisbach kamen die Mannschaften.
Das Ausmaß des Schadens war groß
Der Einlass wurde bewilligt, aber die Belagerer hielten ihr Versprechen nicht, in diesem Fall gnädig zu sein. Die Fußknechte schlugen den Weinfässern den Boden ein, „nahmen den Wein mit Kübeln heraus, und lebten in allen Dingen wie die Säu“, berichtet der Chronist. Der Konvent unterzeichnete einige Forderungen, um weitere Übel abzuwenden, und ließen das geforderte Nachtessen auftragen. Als die Besatzer abgezogen waren, zeigte sich das große Ausmaß des Schadens: die Pfalz-Neuburger hatten unter anderem die Kirchenkästen aufgebrochen, Vorhänge, Geschirr und einen wertvollen niederländischen Teppich mitgenommen.

Die Mönche berichtete ihrem Abt nach Ulm, worauf dieser Beschwerde beim Schwäbischen Bund stellte. Der Chronist hielt sogar die Namen der Adeligen fest, die mit dem Hauptmann an der gewalttätigen Aktion beteiligt waren.
1526 wurde der Konflikt vorläufig beigelegt. Zunächst aberkannte der Schwäbische Bund auf das Vorbringen von Abt Konrad die Vogtei der Neuburger Herzöge über Kaisheim „mit Befehl, mittler Zeit das Kloster unangefochten zu lassen.“ Abt Konrad einigte sich mit Ottheinrich und Philipp, dass Pfalz-Neuburg das Kloster in zeitlichen – also vorübergehenden – Schutz nimmt und dafür jährlich 100 Gulden erhält. 1656 und nochmals 1757 konnte das Kloster seine Reichsunmittelbarkeit gegen die Pfalzgrafen von Neuburg gänzlich durchsetzen.
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