
Fasching 2023 in Rain: Nun heißt es "Showtime" in Tillynesien

Zum Jubiläum heißt das Motto "Der Fasching stirbt nie". Doch ist es vor allem eine Nacht der vielen Tänze. Garden und Prinzenpaare sind ein Augenschmaus.
Quirlige Kinder, attraktive Tänzerinnen und Tänzer, majestätische Prinzenpaare, ein neuer Ritter "Sieh auf", schillernde Kostüme, fleißige Bühnengeister hinter und Komiteemitglieder auf der Bühne: Es ist wieder Bunter Abend in Rain und opulentes Treiben verwandelt die sonst so zweckmäßige Sporthalle in einen Gala-Saal mit üppigem Showprogramm. Die prachtvolle Dekoration, das Bühnenbild und die Lichttechnik mit reizvollen Effekten geben den Rahmen für das viereinhalbstündige Programm. It's Showtime in Tillynesien!
Mehr und mehr sind es die Auftritte der Garden, die das Geschehen der Bunten Abende in Rain dominieren. Heuer zeigen fast 100 Akteure in sieben Formationen mit großer Hingabe ihre ausgeklügelten Choreografien. Dazu gleiten die Prinzenpaare in Walzertakt dahin und rocken in Showtanzrhythmen. Allesamt ein Augenschmaus! Ein Wasserballett-Trio hat sich zudem ebenfalls formiert. Conny Hahn, Jennifer Schober und Nicole Alex geben ihrer Nummer eine amüsante Note.
Was fehlte, waren Büttenreden und Lokalkolorit
Büttenreden oder andere karnevalistischen Possen mit Lokalkolorit sucht man indes vergebens. Solche prägenden Bestandteile des Faschings-Brauchtums liegen zum goldenen Jubiläum des FCRs gänzlich brach. Stattdessen sind es junge Akteure, die dem Abend eine entsprechend jugendliche Prägung geben, nicht aber die Ereignisse in der Stadt Rain in den Fokus rücken. Showtime im Tillynesien!

In der Jubiläums-Show steigt der FCR in eine Zeitmaschine. Auf dem Traumschiff-Surprise-Sofa beamt FCR-Präsident Florian Riehl sich und Rest-Tillynesien durch vergangene Jahrzehnte. Apropos Surprise: Eine Überraschung gab es auch für Riehl selbst, der just zum Jubiläum den Orden der Föderation europäischer Narren – eine ganz besondere Auszeichnung – verliehen bekommt. Flankiert wird der FCR-Chef von seinen charmanten Co-Moderatorinnen Anna Schmid (Hofmarschallin) und Maja Zinsmeister (Kinderhofmarschallin).
Tillynesien richtet zunächst die Augen auf die Kinder des närrischen Reiches. Mini-Rosenfee Ayleen I (Acikgöz), Mini-Zuckerbaron Constantin I. (Appmeir) und ihr Hofstaat machen ihre Sache gut! Ayleen in mintfarbenen Rüschen, Constantin im schwarz-goldenen Anzug schweben über die Bühne und richten Worte an ihre Untertanen. Mit den Speedys treten dann 19 Mädchen und ein Bub bezaubernd in Aktion. Auch die Minis stehen ihnen in nichts nach: 20 Mädels und ein Bub tummeln sich im Tanz auf der Bühne. Sie sind im wahrsten Sinn des Wortes springlebendig.

Das Präsidium selbst bringt sich auch ein. Unterstützt von Chillys und mit Helmen ausstaffiert, schlägt es sich mit luftgefüllten "Stangen" auf die Köpfe. So werden Töne erzeugt und am Ende kommt "Alle meine Entchen" heraus. Es gibt aber noch eine Steigerung: "Polonäse Blankenese".
Rosenfee Jessica I. und Zuckerbaron Max I. übernehmen die Regentschaft
Dann übernehmen Rosenfee Jessica I. (Schneider) und Zuckerbaron Max I. (Weber) den Thron, nicht ohne sich vorher den Untertanen Tillynesiens vorzustellen. Das ausladende Kleid der Prinzessin ist ein goldfarbener Glitzertraum, der Schwalbenschwanz-Frack des Prinzen hat eine elegante Note. Sie tanzen zu "A Thousand Years" über die Bühne. Doch so eine Regentschaft will auch offiziell besiegelt sein: Bürgermeister Karl Rehm übergibt den Stadtschlüssel in der Gewissheit, dass die Regenten nichts aus dem Rathaus heraustragen, sondern vielmehr "Humor und Lebensfreude" hineinbringen.

Höhepunkt des Abends ist der neue Ritter, dessen Identität stets wie ein Staatsgeheimnis gehütet wird. Laudator Karl Bittner machte es denn auch spannend: "Er hat sich für den FCR schon viele Nächte um die Ohren geschlagen, hat viele Texte für den Fasching geschrieben, ist seit über 30 Jahren engagiert, hat auf der Bühne getanzt, gesungen und gesprochen, ist mit seiner einstigen Rosenfee auch heute noch vermählt." Wolfgang Haschner ist der neue Ritter. In den vergangenen Jahren hat man ihn beim FCR vor allem in den Kabarett-Nummern der Problemzonen erlebt.
Seine Dankesrede ist sicherlich der Glanzpunkt der gesprochenen Worte. In Reim und Vers erinnert er an all seine närrischen Aktivitäten – vom Prinz zum Tänzer, Conférencier, bis hin zum Vize-Präsidenten und schließlich "Derblecker". Eine originelle Episode: "So stieg ich in Pumps, trug Mieder und Kleid, tanzte obszön durch die fünfte Jahreszeit." Nach seinem Ritterschlag trägt er fortan die Titel: Oberhaupt aller Problemzonen, des FCRs Wunderwuzzi, Großmeister der Prosaisten Tillynesiens. Zudem ist er Geheimberater.
Zwischenstopp im Jahr 1999: Erstmals wird "Wer wird Millionär" ausgestrahlt. Beim FCR suchen die Teens freilich den "Tillyonär" und finden ihn in Kandidatin Leni Lichtenstern, die von Quizmasterin Maja Zinsmeister examiniert wird. Die beste Frage der amüsanten Einlage: "Wie heißt der Landrat des Donau-Ries-Kreises? Pferdchen, Rößle, Pony oder Esel?" Das ist schwierig und so muss ein Telefonjoker her. Angerufen wird – der Landrat höchstpersönlich. Als O-Ton vom Band kommt Rößles Stimme, die denn auch die richtige Antwort findet.

Je später der Abend, umso ausgefallener die Choreografien der Gardetänze
Die Einlage "Tillyplayback" erinnert an die frühere "Mini Playback Show" im TV. Sonja Bücker stellt den Kandidaten Enrico Dietrich vor, der ironischerweise im Song "Tequila" nur drei Worte zu "singen" hat. Nämlich: Tequila, Tequila, Tequila. Um Alkoholisches geht es auch bei Mathias Straßer, der in Anlehnung an die Kindersendung "Löwenzahn" als "Peter Durstig" auftritt. Die Boygroup "Tripple B" (Umut Deniz, Berke Özyrek, Patrick Berner) erzählt von einem Barabend, den sie in Rain erlebt hat. Die drei Jungs beweisen starke Bühnenpräsenz mit ihrem Gesang und Rap.
Schlag auf Schlag kommen die Tänze. Je später der Abend, umso ausgefeilter die Choreografien, umso anspruchsvoller die Hebefiguren und Steher, ja die akrobatischen Sprünge und Formationen, die sich nur dem Anschein nach verwirren, letztlich aber auf wundersame Weise wieder auflösen. Da steckt unglaublich viel Arbeit dahinter und alle Garden sind ein wahrer Augenschmaus! Die Chillys beweisen sich als temperamentvolle Formation. Beim Marschtanz sind die Tillygirls heuer zwar so dezimiert wie nie., doch die sechs Damen bieten viel Synchronizität. Die Männergarde begeistert mit kraftvollen Hebefiguren, die in einem Handstand in luftiger Höhe enden. Jubel aus dem Publikum!

Der Musicalfilm "Flashdance" ist das Thema der Teens. Ihre schmissige Nummer besticht durch einige Aha-Effekte. Mit einer sehr rockigen Einlage glänzt auch nochmal das Prinzenpaar, ehe die Tillygirls und -boys den Abend beenden. Verwirrend erscheinende Figuren der 14 Akteure folgen einer raffinierten Ordnung und die Tänzerinnen schwingen sich immer wieder weit nach oben. Im großen Finale schart FCR-Präsident schließlich noch einmal alle Mitwirkenden um sich und stimmt ein letztes Mal dreifach donnernd an: "Tilly Johoo"!
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