
Erleben die Monheimer Turner eine verkürzte Saison ohne Würze?

Plus Während die Freizeitsportler des TSV Monheim sich noch gedulden müssen, sind die Wettkampfturner zurück in der Halle. Über Hygienekonzepte, vorbildliche Jungturner und eine Zweitliga-Saison als „Überraschungsei“.

Normalerweise befänden sich die Turner des TSV Monheim jetzt schon im Endspurt der Vorbereitung auf die neue Saison in der 2. Bundesliga, die normalerweise im September beginnt. Doch dieses Jahr ist bekanntlich alles anders.
Verkürzte Saison startet erst im Oktober
Lange konnten die Turner nicht in der Halle trainieren, mussten zu Hause üben – ohne die üblichen Geräte wie Reck oder Barren, was die Möglichkeiten deutlich einschränkte. „Der Trainingsausfall war zum Teil massiv, jetzt befinden wir uns wieder im Aufbau. Dafür können wir den August jetzt durchtrainieren“, sagt Trainer Mario Reichert. Bis zum Saisonstart hat das Team nun auch rund vier Wochen länger Zeit, denn wegen der Pandemie findet nur eine verkürzte Saison statt, die dann auch erst im Oktober startet.
„Für die Athleten ist es letztlich egal, ob sie sich für drei oder für sieben Wettkämpfe vorbereiten. Jeder muss fit sein, die Verletzungsgefahr wäre sonst zu groß“, erklärt Spartenleiter Peter Bullinger. Dennoch sei es schwer, die Motivation der Sportler hochzuhalten, schließlich gibt es in diesem Jahr keine Absteiger. Es bleibt zwar die Möglichkeit des Aufstiegs, doch Trainer Reichert ist da realistisch: „Ohne ausländische Turner in unserem Kader wird ein Aufstieg schwierig.“ Stattdessen setze der TSV wie schon in der vergangenen Saison auf Eigengewächse, die aus der zweiten Mannschaft nachrücken. Die Jungs wollen auch turnen“, bekräftigt der Trainer. Neuer Mannschaftskapitän der Ersten ist Klaus Kirchberger, nachdem Lukas Schlotterer – zumindest in diesem Jahr – mehr Zeit im Beruf benötigt. Bei Julius Rabenstein hofft Spartenleiter Bullinger darauf, dass dieser nach seiner Verletzung nun wieder voll zur Verfügung stehen könne. Im Verein ist er bereits noch mehr eingebunden, da er nun auch als Nachwuchstrainer eingestiegen ist.

Los geht es für die Monheimer in der 2. Bundesliga am 10. Oktober. Dann wird der TSV bei der KTV Straubenhardt II antreten, zwei Wochen später empfangen die Monheimer dann die KTV Koblenz, bevor am 14. November die KTG Heidelberg zu Gast ist. Am Ende gibt es einen vierten Wettkampf, bei dem es um die abschließende Platzierung in der Liga gehen wird.
Mit den Derbys fehlt dem TSV Monheim "das Salz in der Suppe"
Die Gegner verraten schon: Der TSV wurde wieder in die ungeliebte Nordgruppe der 2. Bundesliga eingeteilt. Damit fallen auch die Derbys gegen die KTV Ries und den TSV Buttenwiesen weg, die in der Südgruppe antreten. „Keine Derbys – da fehlt einfach das Salz in der Suppe“, findet Bullinger.
Daneben hat der TSV auch mit einem geeigneten Hygienekonzept für den Sport in der Halle einiges zu tun, wie Bullinger erklärt: „Nach wie vor ist es in der gesamten Abteilung schwierig, die Hygienemaßnahmen durchzuhalten. Vor allem für die Übungsleiter und Trainer ist das ein riesiger Aufwand. Für uns in der Abteilungsleitung ist es auch schwer, die Vorgaben den Sportlern zu vermitteln.“ Anfangs musste etwa jeder Athlet bei jeder Trainingseinheit ein Formular bzgl. der Hygienemaßnahmen ausfüllen, Minderjährige mussten bei ihren Eltern das schriftliche Einverständnis einholen. Für die Verantwortlichen beim TSV ein „riesen Verwaltungsakt“, wie Bullinger bestätigt. Alle Geräte und Materialien würden desinfiziert, was ebenfalls einen großen Aufwand bedeutet.
Positive Erfahrungen aus den Turn-Camps in Monheim
Bislang trainieren beim TSV nur die Wettkampfsportler. Darunter auch die Gauliga-Mädchen, deren Wettkämpfe zwar abgesagt wurden, die aber dennoch im Training bleiben möchten. Stufenweise hat man laut Bullinger die Gruppen ins Training geholt. Im September sollen dann auch die Freizeitsportler folgen. „Wir erarbeiten gerade einen Plan aus dafür“, so Bullinger. Eine Herausforderung werde dann beispielsweise auch die Einbindung der Seniorensportler sein, da diese ja eine Risikogruppe darstellen.
Positiv stimmen da die Erfahrungen, die der TSV Monheim gerade mit seinen Turn-Camps für Kinder und Jugendliche macht. Junge Turner aus ganz Bayern und auch darüber hinaus kommen nach Monheim, um dort ihren Sport eine Woche lang intensiv auszuüben. „Wir sind froh, dass wir die Camps durchführen können, wenn auch mit reduzierter Gruppenstärke. Das ist eigentlich noch schwieriger zu planen, da die Kinder hier übernachten und essen. Anfangs konnten wir uns nicht vorstellen, dass das funktionieren kann. Aber wir haben es beim Bayerischen Landessportverband gesehen, und wenn man sich damit beschäftigt, geht es doch“, sagt Bullinger. Er sei erstaunt, wie insbesondere Kinder die Vorgaben annehmen. „Die Eltern machen sich da oft mehr Gedanken. Für die Kinder ist es jetzt ganz normal, auf dem Weg zur Toilette die Maske zu tragen“, zeigt sich der Spartenleiter beeindruckt.
Das gibt Hoffnung für den September, wenn auch die jungen Turner des Vereins wieder in die Halle zurückkehren sollen. „Solange die Schule keinen Sportunterricht angeboten hat, haben wir das auch nicht. Es kann ja nicht sein, dass es in den Schulen wegen Corona keinen Sportunterricht gibt, und bei uns sind 30 Kinder in der Halle“, erklärt Trainer Reichert, der auch als Sportlehrer tätig ist.
Zweitliga-Saison der Turner wird "ein Überraschungsei"
Wenn dann für die Kinder und Freizeitsportler im nächsten Monat wieder das Training beim TSV Monheim beginnen soll, werden die Profis bereits in den Endzügen der Vorbereitung auf die neue Saison in der 2. Bundesliga sein. Eine Saison, in der wohl nicht nur die Würze der Derbys fehlen wird, denn es werden wahrscheinlich auch keine Zuschauer erlaubt sein, was auch finanzielle Einbußen zur Folge hat. „Es gab viele Diskussionen in der Liga, ob man überhaupt Wettkämpfe macht, denn neben den fehlenden Zuschauereinnahmen verhalten sich auch die Sponsoren zurückhaltend“, erklärt Reichert.
Deshalb sei auch die Stärke der Gegner schwer einzuschätzen, denn weniger Geld könnte bedeuten, dass der ein oder andere Verein auf die Hilfe von starken ausländischen Turnern verzichtet, für deren Aufenthalt man aufkommen müsste. Reichert ist sich deshalb sicher: „Diese Saison wird ein Überraschungsei!“
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