
Rekordkürbis aus Tapfheim: Züchter Luca Stöckl knackt 1000-Kilo-Marke


Mit einem 1052 Kilo schweren Exemplar stellt der 20-jährige Student einen neuen bundesweiten Rekord auf. Was das Geheimnis hinter seinem "Atlantic Giant" ist.
Luca Stöckl aus Tapfheim hat etwas, was niemand anderer in Deutschland sonst besitzt: einen Kürbis, der stolze 1052 Kilogramm auf die Waage bringt. Der 20-Jährige hat jetzt mit seiner Züchtung die magische 1000er Marke geknackt und damit etwas geschafft, was vor ihm keinem andere Kürbiszüchter bundesweit geglückt ist. Seine Freude darüber ist nicht zu überhören. Freude auch darüber, dass sein Exemplar als die Attraktion schlechthin auf der weltgrößten Kürbisausstellung in Ludwigsburg gilt. "Noch bis November ist er dort zu sehen", so der stolze Luca Stöckl. Er selbst allerdings weilt derzeit im englischen New Castle im Rahmen eines Auslandssemesters und kann sich daher gerade nicht seinem Hobby widmen - trotzdem ist er thematisch gar nicht weit weg davon, denn: "Ich studiere molekulare Biotechnologie und spezialisiere mich auf Pflanzengenetik."
Der Student ist ein alter Hase, was Wettbewerbe in Sachen Kürbis betrifft. Schon im Grundschulalter von etwa sechs oder sieben Jahren wurde er mit diesem Hobby infiziert. Beim Kürbis-Bauern Heinrich Gerstmeier kam er erstmals mit diesem Gemüse in Berührung. "Dort waren wir, um Zierkürbisse zu Dekozwecken für Haus und Garten zu kaufen", erinnert sich sein Vater Christian Stöckl "und da Luca großes Interesse zeigte, hat ihm der Kürbis-Bauer einen Kern von einem seiner großen, etwa 200 Kilo schweren Kürbisse versprochen."
Als 13-Jähriger landete Luca versehentlich bei den Europameisterschaften
Der Landwirt hielt Wort und damit nahm das ungewöhnliche Hobby seinen Lauf. Luca pflanzte den Kern in einer Parzelle neben dem Schrebergarten seiner Oma in Lauterbach (Landkreis Dillingen) an. Zufällig gab es damals gerade einen Wettbewerb für Kinder des Gartenbauvereins in Lauterbach: "Wer hat den größten Kürbis selbst gezogen", an dem Luca natürlich unbedingt teilnehmen wollte. Auf Anhieb gewann er mit seinem allerersten Kürbis, der etwas über 30 Kilo wog, diesen Wettbewerb. Es war sein erster Erfolg, dem noch ganz viele folgen sollten.
Denn jetzt war der Grundstein für seine Leidenschaft gelegt. Jahr um Jahr baute der Tapfheimer Bub nun auf dieser Parzelle seine eigenen Kürbisse an, hegte und pflegte sie und ging auch in der Folgezeit mehrfach als Sieger aus den Vergleichen des Gartenbauvereins hervor. Das stachelte ihn an und im Alter von 13 Jahren wollte er unbedingt an dem jährlichen Wiegen in Ludwigsburg mitwirken. Die Stadt in Baden-Württemberg gilt als Eldorado für Kürbiszüchter. Dort finden jährlich sowohl die Deutsche Meisterschaft, als auch eine Woche später die Europameisterschaft statt. "Unwissend wie wir waren", erzählt Vater Christian, "sind wir zufällig bei der Europameisterschaft gelandet."
Lucas Teilnahme mit einem 100 Kilo schweren Kürbis reichte unter den Teilnehmern aus Italien, Spanien, Polen und anderen Ländern seinerzeit nur für den letzten Platz. "Überwältigend war für mich aber die Aufnahme in den Kreis der renommierten Kürbiszüchter", erinnert sich Luca. "Sie haben mich alle so herzlich aufgenommen und mich mit vielen Tipps versorgt. Da war für mich klar: Jetzt mach ich weiter."
Luca kaufte seinen ersten Folientunnel und stellte ihn auf einem Grundstück in Tapfheim auf. Die beiden mehrfachen Deutschen Meister Matthias Wirsing und Robert Jaser, aber auch Kürbiszüchter aus Spanien und England haben den Jung-Züchter über all die Jahre stets mit guten Ratschlägen unterstützt.
2022 hatte Luca Pech: Beide Kürbisse gingen in der Wachstumsphase ein
Die Erfolge ließen auch nicht lange auf sich warten: Als 16-Jähriger hat Luca mit einem 468,4 Kilo-Kürbis in der Deutschen Meisterschaft den fünften Platz und in der Europameisterschaft den zehnten Platz belegt. 2021 wurde er Vierter in der Deutschen und Siebter in der Europameisterschaft mit einem Kürbis von 509,6 Kilo Gewicht. Doch auch Rückschläge galt es zu verkraften: 2022 hatte Luca Pech. Seine beiden Kürbisse gingen im Laufe des Wachstums kaputt.
Dafür wurde er nun heuer mit seinem sensationellen Ergebnis belohnt. Beim sogenannten Frühwiegen stellte er den neuen deutschen Rekord mit 1052 Kilogramm auf. Er ist überhaupt der erste deutsche Züchter, dem es gelungen ist die 1000er Marke zu knacken. An der Deutschen Meisterschaft am 1. Oktober kann er wegen seines England-Aufenthalts nicht teilnehmen. Zur Europameisterschaft am 8. Oktober wird er in Ludwigsburg aber mit seinem "Atlantic Giant" - so der Name der Sorte - teilnehmen.
Ist es allein das genetische Erbgut, dass diesen "Riesen" aus den USA so groß werden lässt? "Nein, dazu gehört vor allem die Qualität des Bodens", verrät Luca sein Geheimnis. "Ich habe meinen Boden selbst optimal von den Nährstoffen her zusammengesetzt, das hat ein paar Jahre gedauert. Zudem braucht es natürlich die richtige Pflege und dauert schon zwei bis drei Stunden am Tag." Am Ende der Ludwigsburger Ausstellung wird der Kürbis geschlachtet, stückweise weitergegeben und die Kerne werden "geerntet". Sie sind bei Züchtern begehrt und sehr wertvoll, haben einen Preis von mehreren hundert Euro. (mit AZ)
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