Die wirtschaftliche Stimmung im Landkreis verbessert sich – wenn auch nur leicht. Das ist das Ergebnis der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage. Trotz der erratischen Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump blicken die Unternehmen der Region also positiver in die Zukunft. Dabei ist der Landkreis besonders von den Exporten abhängig. Was die Betriebe derzeit sehr beschäftigt - und welcher Faktor dafür sorgt, dass die Region im Vergleich mit anderen schwäbischen Landkreisen bei der Stimmung schlechter dasteht.
Erhoben wurde die Umfrage im April. Das bedeutet, dass die Trumpschen Kapriolen in der Zollpolitik bereits eingepreist sind. Von daher ergibt sich ein aktuelles und realistisches Bild der Lage. Derzeit steht der Konjunkturindex bei 98 Punkten. Und damit einen Punkt über dem Niveau von der letzten Erhebungen im Januar. „Dabei muss man aber beachten, dass der Index damals deutlich nach oben gegangen ist“, sagt der IHK-Geschäftsführer im Bereich Nordschwaben, Matthias Hausmann. „Wir hatten hier im Landkreis also schon vorgelegt.“
Donau-Ries-Kreis bei wirtschaftlicher Stimmung auf den hinteren Plätzen in Schwaben
Dennoch: Der Landkreis liegt in Schwaben mit diesem Wert auf den hinteren Plätzen. Hausmann erklärt sich das durch zwei Aspekte. Einmal, dass die Unternehmen hier grundsätzlich etwas pessimistischer seien als anderswo im Bezirk. Aber auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen spielen laut Hausmann eine Rolle. Denn mit einer Exportquote von 48 Prozent ist man im Landkreis Donau-Ries besonders abhängig von Entwicklungen im Ausland. „Von den Zollentwicklungen sind wir dadurch direkt betroffen“, so Hausmann. So wurde bei der Umfrage auch abgefragt, welche Rolle die Auslands- und Inlandsinvestitionen spielten. Dabei brachen die Investitionen ins Ausland ein, wenngleich sie immer noch auf einem hohen Niveau waren. Anders sieht das bei den Investitionen ins Inland aus: Diese stiegen leicht an.
Die IHK fragte auch ab, was sich die Betriebe als Antwort auf die US-Zollpolitik wünschen. Ganz oben dabei: eine verstärkte Handelsdiplomatie, Handelsabkommen mit alternativen Märkten, aber auch die Vertiefung des EU-Binnenmarkts. „Dass die Unternehmen diesen Punkt nennen, freut uns ganz besonders“, erklärt der IHK-Geschäftsführer. Die größten Sorgen betreffen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Fast 70 Prozent nennen diesen Aspekt, weit vor dem Thema Fachkräftemangel. Das betrifft den Zollstreit mit den Vereinigten Staaten, aber eben auch die Politik der Bundesregierung. Diese wird von den Unternehmen mit Argusaugen betrachtet.
Der Koalitionsvertrag weckt dabei nur teilweise Hoffnung. Wichtig sei der versprochene Bürokratieabbau, sagt Hausmann. „Aber da muss eben auch geliefert werden.“ Auch bei den Energiepreisen seien, zum Beispiel durch die anvisierte Senkung der Stromsteuer, positive Aspekte dabei. Sorgen bereitet dagegen das Thema Arbeitskosten, dabei nicht zuletzt das Thema Mindestlohn. Den möchte vor allem die SPD bei 15 Euro sehen. „Ein solche Erhöhung wäre schwierig“, sagt Andreas Dirr, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Donau-Ries und Geschäftsführer des Fahrzeugbauers Fendt-Caravan. „Denn die Lohnerhöhungen ziehen sich dann durch alle Bereiche der Unternehmen.“ Das Problem sei nicht, dass die Firmen den Menschen das Geld nicht gönnten. „Aber wir sind ja nicht allein auf der Welt.“ Das System schaukele sich ansonsten immer weiter nach oben. Dirr sieht auch die Diskussionen über die Vier-Tage-Woche kritisch.
Demographieproblem beschäftigt Unternehmen im Donau-Ries-Kreis
„Wenn bei 40 Millionen Arbeitnehmern in Deutschland plötzlich acht Millionen fehlen, dann bringt uns die Fachkräftezuwanderung nichts.“ So viele Fachkräfte seien im Ausland schlicht nicht zu bekommen. Dirr pocht vielmehr darauf, wieder mehr arbeiten. „Nur so können wir unser derzeitiges Niveau halten.“ Er konstatiert eine „Neidkultur“ in Deutschland. „Das müssen wir drehen, um wirtschaftlich wieder stärker zu werden.“ Dennoch spielt das Thema Fachkräfte für Dirr in der Wirtschaft eine große Rolle. Das Demographieproblem werde man so schnell nicht mehr los. Und zwar nicht nur bei den Arbeitnehmern, sondern auch bei den Arbeitgebern.
Derzeit liegt das Durchschnittsalter der Unternehmer im Donau-Ries-Kreis bei über 51 Jahren – über dem schwäbischen Durchschnitt. Dirr verdeutlicht das Problem an Fendt-Caravan. Dort kämen viele Bauteile von mittelständischen Firmen. „Wenn da jetzt eine Firma nicht mehr da ist, weil sie keiner übernimmt, heißt es ganz schnell: Wo bekommen wir jetzt unsere Bauteile her?“ Wichtig sei insgesamt nun ein Rückenwind durch die neue Bundesregierung. Denn auch wenn die Stimmung leicht steigt, heißt das noch keine besseren Wirtschaftsdaten, wie Regionalgeschäftsführer Hausmann verdeutlicht: „Nur durch Hoffnung wird noch kein Euro verdient.“
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