Die Übergabe des Stabs ist ein entscheidender Moment bei einer Staffel. Wenn diese nicht klappt, ist vieles verloren. Und gewissermaßen steht derzeit auch auf dem Arbeitsmarkt vieles auf dem Spiel. Die Arbeitslosenzahlen steigen, die Sorgen der Beschäftigten wachsen. Bei der Arbeitsagentur in Donauwörth kommt es just in dieser Situation zu einem Wechsel. Auf den langjährigen Geschäftsführer Richard Paul folgt Silke Königsberger. Bei der offiziellen Staffelstabübergabe ging es um die Corona-Pandemie – und die Herausforderungen der Zukunft.
Welche Bedeutung die Arbeitsagentur in Donauwörth hat, ließ sich an der Gästeliste ablesen. Auf der Gästeliste standen Landräte genauso wie Verbandsvertreter aus der gesamten Region. Denn in Donauwörth sitzt die Verwaltung des gesamten Agenturbezirks, der für die Landkreise Donau-Ries, Dillingen, Günzburg und Neu-Ulm zuständig ist. Das Gebiet sticht nur wegen seiner Größe hervor, sondern auch aufgrund der außergewöhnlich guten Zahlen. So hat der Bezirk seit sieben Jahren die niedrigste Arbeitslosenquote in ganz Deutschland; derzeit liegt sie bei drei Prozent.
Corona-Pandemie war große Herausforderung für Arbeitsagentur Donauwörth
Kein Wunder, dass die Redner immer wieder das „hohe Niveau“ hervorhoben, das Königsberger von ihrem Vorgänger Paul erbt. Stellvertretend sei hier Landrat Stefan Rößle erwähnt, der die „hervorragende Bilanz“ Pauls lobte. Der kam 2016 nach Donauwörth und erlebte somit zwei existentielle Herausforderungen mit. Zunächst die deutliche Zunahme der Flüchtlingszahlen. „Besonders war, dass wir hier in Donauwörth auch noch ein Ankerzentrum hatten“, erinnerte sich Paul bei der Feststunde. Landrat Rößle hob „zahlreiche Initiativen“ hervor die Paul angestoßen habe, um die Menschen in Arbeit zu bringen. „Das hat auf jeden Fall geholfen.“
Für die Arbeitsagentur noch herausfordernder war aber wohl die Corona-Zeit. Rund 230.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gibt es im gesamten Agenturbezirk, rund die Hälfte bekam damals laut Paul Kurzarbeitergeld. „Ich weiß noch, dass wir am ersten Wochenende eine Telefon-Standleitung hatten, um alles zu organisieren.“ Letztlich habe das aber die Beschäftigten in der Agentur nur zusammengeschweißt. Ohnehin scheint Paul Herausforderungen zu schätzen. Zumindest ging das aus der Rede von Peter Michel, operativer Geschäftsführer der Regionaldirektion Bayern hervor. Michel schilderte den Werdegang Pauls, vom Saarland über die Kurpfalz bis ins Fränkische. „Du hast immer große Veränderungen mitgestaltet.“ In Franken hat Paul auch seine Wahlheimat gefunden und dorthin kehrt er als Geschäftsführer der Arbeitsagentur in Schweinfurt wieder zurück.
Seine Nachfolgerin kommt aus Bayerisch-Schwaben, genauer gesagt aus Kempten. „Sie sind in der Region verwurzelt und haben einen beeindruckenden beruflichen Werdegang vorzuweisen“, lobte Josef Meyer, Vorsitzender des Verwaltungsausschusses der Agentur für Arbeit Donauwörth die 54-Jährige. Seit 1. Januar ist Königsberger deren Geschäftsführerin, zuvor leitete sie fünf Jahre das Jobcenter in Augsburg. „Wir freuen uns darauf, mit ihnen neue Wege zu beschreiten“, gab die stellvertretende Vorsitzende des Personalrats, Marina Seiler, der neuen Geschäftsführerin mit.
Geschäftsführerin Königsberger möchte innovative Lösung für Arbeitsmarkt finden
Diese hat einige Vorstellungen, wohin die Reise in der Zukunft gehen soll. So gebe es eine Vielzahl von Informationen für die Kunden der Arbeitsagentur. Wichtig sei in der heutigen Zeit deren Vermittlung. „Es geht darum, Orientierung zu geben und auf die individuellen Bedürfnisse der Menschen einzugehen.“ Die Arbeitsagentur sei ein „Ort der Möglichkeiten“. Auch auf die zwei großen Herausforderungen dieser Tage ging sie ein. So gelte es, der steigenden Arbeitslosigkeit zu begegnen. Gleichzeitig sei in manchen Branchen ein erheblicher Fachkräftemangel zu verzeichnen. „Hier gilt es, innovative Lösungen zu finden, um wirklich alle Potenziale auszuschöpfen.“ Jeder Mensch könne sich mit der richtigen Unterstützung weiterentwickeln.
Königsberger blickt mit Vorfreude auf ihre neue Aufgabe – genau wie ihr Vorgänger Paul, der aber doch von einem lachenden und einem weinenden Auge sprach. „Ich habe mich hier wirklich sehr wohlgefühlt. Gleichzeitig freue ich mich aber auch, in meine Heimat zurückzukehren.“ Seiner Nachfolgerin traut er einiges zu: In der mehrmonatigen Übergangsphase führten die beiden viele Gespräche. Dass seine Nachfolgerin das Niveau halten kann, davon ist Paul überzeugt. „Vielleicht schaffen Sie es ja sogar, dieses noch zu steigern.“
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden