Wie kriege ich mein Kind vom Bildschirm weg?
Der neue "Flimmo"-Ratgeber gibt Eltern Tipps zur Medienerziehung von Kindern und Jugendlichen – inklusive Ratschläge gegen Geschrei beim Ausschalten und Ampelsystem für altersgerechte Inhalte.
Ein 13-Jähriger ist nachts so lange mit seinem Handy beschäftigt, dass er morgens einfach nicht aufsteht. Da er schon öfter unentschuldigt in der Schule gefehlt hat, schauen Polizisten in seinem Kinderzimmer vorbei – und scheuchen den übermüdeten Jugendlichen aus dem Bett. Was klingt wie eine Drohung verzweifelter Eltern, hat sich in Unterfranken kürzlich so zugetragen. Eltern, die ähnliche Szenarien vermeiden wollen, finden im neuen „Flimmo“- Ratgeber für TV, Streaming und YouTube von der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien (BLM) Tipps.
Kinder schlafen schlechter, wenn sie abends das Smartphone nutzen
Dänische Forscherinnen und Forscher haben jüngst bewiesen, dass Kinder und Jugendliche schlechter und weniger schlafen, wenn sie abends Smartphones, Tablets und Co. benutzen. Das blaue Licht, das Bildschirme ausstrahlen, unterdrücke die Produktion des Schlafhormons Melatonin. Die Folge seien eine kürzere Schlafdauer. Die Leipziger Wissenschaftlerin Tanja Poulain hat in einer Längsschnittstudie herausgefunden, dass Kinder, die schlechter schliefen, auch tagsüber dazu neigen, mehr Medien zu konsumieren. Es entstehe ein Teufelskreis.
Um den zu vermeiden oder zu durchbrechen, gibt die BLM Eltern Ratschläge zur Medienerziehung. Zudem bietet „Flimmo“ einen Überblick, welche Inhalte im TV, auf Streamingdiensten oder auf YouTube für welche Altersgruppen geeignet sind. Erfahrene Medienpädagoginnen und -pädagogen eines Münchner Instituts stecken hinter dem Projekt.
Experten raten: Gemeinsame Regeln, festes Wochenkontingent für Medien
Im Ratgeber wird empfohlen, schon vor dem Einschalten gemeinsam Regeln zu vereinbaren. Ab dem Grundschulalter biete sich ein festes Wochenkontingent an. Für Kinder ab neun Jahren raten die Experten beispielsweise zu einer Zeitspanne von acht bis zehn Stunden pro Woche. So könne ein Film mal etwas länger dauern, dafür bleibt der Bildschirm am nächsten Tag aus. Auch feste medienfreie Zeiten gehören zu solchen Abmachungen – zum Beispiel beim Essen oder vor dem Schlafen. Die sollten bestenfalls für die ganze Familie gelten.
Gerade bei kleineren Kindern ist das Geschrei beim Ausschalten des Geräts oft vorprogrammiert. Generell sollten altersgerechte Portionen gewählt werden, die der Ratgeber online genauer beziffert. Bei Streaming-Plattformen und YouTube sei ein erster Schritt das Abschalten der automatischen Wiedergabe. So geht nach einem Video nicht gleich das nächste los. Eltern sollten konsequent bleiben, dann verstehen Kinder auch, dass gegen das „Aus“ kein Wutausbruch ankommt.
Apps helfen, die schlimmsten Inhalte zu blockieren
Technischer Jugendschutz könne dabei helfen, dass Buben und Mädchen keine Inhalte sehen, die nicht ihrem Alter entsprechen. Einstellungen bezüglich Altersgruppen gebe es bei Streaming-Anbietern, App-Stores, Betriebssystemen und WLAN-Routern. So können drastische und sexualisierte Inhalte ausgeblendet werden – die Medienerziehung ersetze das aber nicht.
Damit Eltern bei dem schier unendlichen Angebot an Filmen, Serien und Videos nicht den Überblick verlieren, bietet „Flimmo“ eine Orientierungshilfe. Neben allerlei Inhalten leuchtet ein Ampelsystem: Grün ist für das angegebene Alter geeignet, Gelb kennzeichnet aus pädagogischer Sicht problematische Inhalte und Rot warnt vor ungeeignetem Material. Mithilfe von Altersfiltern können Mütter und Väter bei unterschiedlichen Anbietern nach passendem Stoff suchen.
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