
Der ewige Streit um das Taschengeld

Regelmäßiges Taschengeld hilft Kindern, den Umgang mit Geld zu lernen. Doch Eltern sind oft unsicher: Wie viel soll es sein und ab wann? Diese Empfehlungen gibt es.
Der Weg vorbei am Süßigkeiten-Regal im Supermarkt ist bei Familien mit Kindern oft mit Diskussionen verbunden. Wenn die Eltern nicht einknicken wollen, können sie versuchen, auf das Taschengeld hinzuweisen. Da kommen die Kinder dann vielleicht ins Grübeln und überlegen, ob sie die begehrte Süßigkeit in diesem Moment wirklich wollen oder das Taschengeld lieber für etwas anderes aufsparen sollen.
In einer Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2021 wurden 500 Eltern mit Kindern im Grundschulalter von sechs bis neun Jahren über ihren Umgang mit Taschengeld befragt. Im Durchschnitt bekommen die Kinder 3,50 Euro pro Woche. Ganze 45 Prozent der Befragten zahlen aber kein Taschengeld an ihre Kinder aus.
Ist Taschengeld also wirklich so wichtig? "Grundsätzlich ist Taschengeld ein ganz wichtiges Element in der Gelderziehung, das Eltern unbedingt einsetzen sollten", erklärt Alexandra Langmeyer-Tornier vom Deutschen Jugendinstitut in München. Dafür spreche auch die große Zahl von Jugendlichen, die überschuldet sind.
Zu viel Geld überfordert kleinere Kinder
Wenn man sich nicht sicher ist, welche Summe in welchem Alter angemessen ist, könne man sich an den Empfehlungen der Jugendämter orientieren. "Neben den Tabellen ist es auch ein gutes Maß, auch andere Eltern zu fragen, also in den Austausch zu gehen", rät die Expertin. Wichtig sei es, sich an den Richtwerten zu orientieren und nicht viel mehr Taschengeld zu geben als empfohlen. "Man denkt schnell: Oh, das ist ein bisschen wenig, dann gebe ich etwas mehr. Aber man muss aufpassen, weil Kinder mit zu viel Geld auch schnell überfordert sind", erklärt Langmeyer-Tornier.
Spätestens ab der Einschulung sollte jedes Kind regelmäßig einen kleinen Betrag für die eigene Tasche bekommen. "Da bekommen Kinder langsam ein Gefühl für Geld", sagt Stephan Junghans vom Amt für Kinder-, Jugend- und Familienarbeit im Landkreis Würzburg. Es sei sinnvoll, das Taschengeld mit dem Alter des Kindes zu staffeln. Kindern bis zehn Jahren sollte man das Geld besser wöchentlich auszahlen. In diesem Alter sind Kinder noch nicht in der Lage, einen ganzen Monat lang zu planen. Ab dem zehnten Lebensjahr kann man dem Kind das Geld dann auch guten Gewissens monatlich geben. "Je früher man Kinder zur Selbstständigkeit erzieht, dazu gehört auch das Finanzielle, umso besser", so Junghans.
Taschengeld sollte nicht an Bedingungen geknüpft sein
Die Höhe des Taschengeldes richtet sich auch immer nach der finanziellen Situation der Familie. Wenn es den Eltern nicht möglich ist dem Kind ein Taschengeld zu geben, sollte man das offen kommunizieren. "Man kann ihnen das schon deutlich sagen", so der Experte. "Vielleicht ist es dann ja möglich von anderer Seite, etwa von Großeltern, Freunden der Eltern oder vom Onkel etwas zu bekommen."
Die Auszahlung an Bedingungen zu knüpfen, ist keine gute Idee. "Taschengeld ist etwas, wo man die Autonomie der Kinder richtig würdigt", so Junghans weiter. Kinder sollten über das Taschengeld unabhängig von Leistungen verfügen. "Ich würde es nicht als Belohnung bezahlen, etwa für eine gute Schulnote, was auch häufig gemacht wird. Höchstens vielleicht bei Bestehen des Schuljahres", so der Experte. Das Taschengeld als Strafmittel zu verwenden, sieht der Junghans ebenso kritisch. "Man sollte Kinder nicht für schlechte Noten bestrafen. Da helfen eher andere Maßnahmen, wie Nachhilfeunterricht", so Junghans.
Der wichtigste Rat: Im Gespräch bleiben
Bei der Frage, ob man dem Kind ein Zeugnisgeld auszahlen sollte, sind die Experten uneins. Nach einer Forsa-Umfrage von 2018 belohnen knapp 60 Prozent der Eltern ihr Kind - mit Geld, Unternehmungen oder anderen Geschenken. 40 Prozent finden das Zeugnisgeld nicht sinnvoll. Viel wichtiger sei das regelmäßige Interesse der Eltern an den schulischen Leistungen ihres Kindes. "Es ist etwas schwierig, das Kind mit Geld zu belohnen. Da muss man sehr aufpassen, weil Kinder z.B. nicht aus Böswilligkeit schlechte Noten schreiben, sondern weil es ihnen schwerfällt", erklärt Langmeyer-Tornier.
Fazit: Beim Thema Taschengeld kommt es immer auf den Einzelfall an. Entscheidend ist, was richtig ist für das eigene Kind. "Es ist leider bei uns in Deutschland so, dass Geldthemen richtige Tabuthemen sind. Man redet nicht darüber." Deshalb sagt Langmeyer-Tornier: "Immer mit dem Kind ins Gespräch gehen."
Hinweis: Dieser Text ist im Rahmen eines Kooperationsprojekts unserer Redaktion mit dem Master-Studiengang Fachjournalismus der TH Würzburg-Schweinfurt entstanden.
Die Diskussion ist geschlossen.