"Uns war früh klar, dass wir Familie wollen – auch wenn anfangs Gegenwind kam"
Philipp R. ist 31, Pferdebesitzer und Vater von zwei Töchtern. Für die Familie hat er seinen ersten Traumberuf aufgegeben. Heute ist sein Leben anders – und er glücklich.
Was bedeutet Familie heute? Was macht sie aus? Und was hält sie zusammen? Wir stellen diese Fragen denen, die sie am besten beantworten können. In unserer Serie "Familienalbum" erzählen Menschen aus der Region, wie sie leben, was ihre Familie besonders macht und auf welche Art sie den Alltag organisieren. Diesmal mit Papa-Blogger Philipp (@paparocktdasschon) aus Krumbach. Gemeinsam mit seiner Frau hat er sich klar für die Familie entschieden – auch gegen Widerstände.
Familie Zu meiner Kernfamilie gehören meine Frau und meine zwei Töchter. Ich bin 31, meine Frau Joanna ist 37 Jahre alt, unsere Große mittlerweile sechs und unsere Kleine gerade zwei. Als Familie schauen wir immer, dass wir das Beste aus der jeweiligen Situation machen. Zwar planen wir auch manche Dinge, aber wenn es nicht mit der Arbeit zu tun hat, leben wir eher spontan in den Tag.
Anfänge Für Joanna und mich war schon ganz früh klar, dass es zwischen uns passt und wir gemeinsam eine Familie gründen wollen. Über einen Arbeitskollegen haben wir uns 2011 kennengelernt, seit 2012 sind wir zusammen und 2014 haben wir schon geheiratet. In der Anfangszeit gab es für uns Gegenwind, denn Joanna hatte schon einmal geheiratet und ihre Scheidung lief noch. Da waren die Eltern auf beiden Seiten nicht so begeistert, es hieß oft: So schnell macht man das doch nicht! Aber uns war das egal, wir haben stark zusammengehalten und 2015 wurde schon unsere erste Tochter geboren.
Alltag Von Beruf war ich lange Zeit Koch, für meine letzte Stelle bin ich in aller Früh nach Ulm gefahren und ab sechs Uhr im Dienst gewesen. Abends kam ich oft erst gegen zehn, elf Uhr nach Hause. Die ersten vier Monate im Leben meiner großen Tochter habe ich deswegen fast verpasst. Überhaupt wurde mein Job damals zur Bestandsprobe für alle: Immer wieder kam ich so müde nach Hause, dass ich direkt auf dem Sofa, in der Badewanne oder im Bett eingeschlafen bin. Auch finanziell musste ich aus der Gastronomie raus, denn ich hatte die Verantwortung für meine Familie und wir hatten uns gerade ein Haus gekauft. Ich bin meiner Frau sehr dankbar, dass sie mich damals in meinem Jobwechsel begleitet und unterstützt hat. Mittlerweile arbeite ich in einer großen Molkerei in der Industrie im Vier-Schicht-System. Das ist zwar auch manchmal hart, aber es ist ganz klar, wann ich Dienst habe und wann nicht – und auch die Urlaubsplanung ist verbindlich möglich.
Meine Frau war jeweils zwei Jahre in Mutterschutz, heute arbeitet sie in Teilzeit und übernimmt den größeren Teil an Haushalt und Kinderbetreuung. Alleinlassen würde ich sie aber nie. Auch wenn wir keine festen Aufgaben verteilt haben, packe ich einfach immer dort mit an, wo ich gerade gebraucht werde. Frühschicht, Nachtschicht und Wochenend-Schicht mit der Familie unter einen Hut zu bekommen, ist einfacher, als ich es mir vorgestellt habe: Gerade unsere Große ist sehr rücksichtsvoll und versteht, dass ich nach der Nachtschicht schlafen muss. Oft schnappt sie sich bewusst die Kleine, damit auch die Mama ein bisschen Ruhe hat. Durch die Wochenend-Dienste habe ich wochentags immer wieder freie Tage, die wir als Familie besonders genießen. Zuerst frühstücken wir vier ganz in Ruhe, dann überlegen wir, ob Termine anstehen, ob wir einkaufen müssen oder ob wir spontan etwas ganz anderes tun.
Auszeit Wenn ich mal ein bisschen Zeit für mich brauche, fahre ich zum Pferd, das auf dem Hof meiner Eltern steht. Ich setze mich drauf, bin drei bis vier Stunden im Wald unterwegs und kann sehr gut durchatmen. Auch unsere Töchter setzen sich immer gern auf unser Familienpferd. Sonst gehen wir mit ihm auch gern Spazieren oder im Winter Schlittenfahren. Eine große Auszeit mit der ganzen Familie gönnen wir uns zwei bis drei Mal im Jahr, wenn wir für zwei Tage in einen großen Freizeitpark fahren. Dort erleben wir extrem viel zusammen und sind bei der Rückfahrt fix und fertig. Aber wir haben für uns den Reset-Knopf gedrückt und haben wieder Energie für die Herausforderungen im Alltag.
Streitpunkte Meine Frau und ich sind zwar nicht immer, aber doch sehr oft einer Meinung. Haben wir etwas zu besprechen, löst sich das meist auch in fünf oder zehn Minuten, denn wir sind nicht nachtragend. Etwas schwieriger war es, wie schon erwähnt, eine Zeit lang mit unseren Familien. Gerade meine Eltern hatten sich gewünscht, dass ich noch etwas länger bei ihnen wohnen würde und nicht ein eigenes Haus mit meiner Frau kaufe. Ein Jahr lang lief es nicht so gut, das haben meine Frau und ich gemeinsam durchgestanden. Aber mittlerweile ist ein Neustart gelungen, mein Vater hatte dazu den ersten Schritt gemacht.
Glücksmomente Die echten Glücksmomente sind im Alltag oft die Kleinigkeiten. Wenn unsere Kleine ganz unverhofft einen wichtigen neuen Schritt im Leben macht, weil sie erstmals etwas kann, mit dem wir noch gar nicht gerechnet hatten. Oder wenn die Große etwas bestimmtes von der Schule heimbringt, was sie dort neu gelernt hat.
Was ist Ihre Geschichte? Wollen Sie auch von Ihrer Familie erzählen und verraten, was Sie und Ihre Lieben besonders macht? Dann melden Sie sich – gern mit einer Telefonnummer – unter der Mail-Adresse familienalbum@augsburger-allgemeine.de. In der Serie "Familienalbum" erzählen wir die Geschichten von großen und kleinen Familien, von Regenbogenfamilien, Patchworkfamilien oder Mehrgenerationenfamilien, kurz: von jedem, der sich als Familie fühlt. Alle Artikel aus der Reihe finden Sie gebündelt auf einer Sonderseite.
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