
"Es gibt viele, die sagen, Tinder oder Dating-Apps seien – platt gesagt – richtig scheiße"

Plus Am 12. September 2012 kam die Dating-App Tinder auf den Markt – und veränderte das Kennenlernen grundlegend. "Dr. Tinder" Johanna Degen rät, auch mal offline zu daten.

Frau Degen, mehr als die Hälfte der Paare in Deutschland lernt sich online kennen. Ziemlich oberflächlich, jemanden direkt auszusortieren, wenn das Foto nicht ganz passt.
Johanna Degen: Es ist so, dass das inzwischen einfach der Hauptort ist, wo man sich trifft, und dass wir das Gefühl haben, woanders würde es nicht mehr klappen. Der öffentliche Raum hat sich so verengt, dass wir nicht mehr gut in Kontakt kommen. Und wir ziehen uns dann in vermeintlich sichere Sphären zurück. Das ist natürlich oberflächlich, weil wir uns sehr schnell und nur aufgrund des visuellen Eindrucks entscheiden. Und weil die Kommunikation asynchron ist. Das ist eine gestellte Szene. Man wählt ein spezifisches Bild von sich aus, bearbeitet es häufig noch und überlegt, wie der Text im Profil aussehen soll. Das ist ganz weit weg von einer spontanen Reaktion.
Welche Auswirkungen hat das?
Degen: Wir versuchen über eine quantitative Logik den Zufall unter Kontrolle zu bringen. Indem wir uns durch so viele Profile wie möglich wischen. Verliebtheit lebt aber vor allem auch von Spontanität und dafür haben wir heutzutage wenig Zeit. Wir wollen alles im Griff haben; wollen sicher sein, dass wir jemanden finden; wollen am Freitagabend nicht allein aufs Konzert. Aber die Liebe entzieht sich, wenn wir versuchen, sie unter Kontrolle zu bringen. Die Liebe fällt nicht dorthin, wo wir es gerne hätten. Selbst dann nicht, wenn man ganz viel unternimmt, um sich zu verlieben. Wenn man alles auf Knopfdruck und geplant macht, verschwindet die Spannung. Und dann geht auch der Spaß verloren. Es gibt viele, die sagen, Tinder oder Dating-Apps seien – platt gesagt – richtig scheiße.
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