
Wie Eltern und Schüler die richtige Nachhilfe finden

Immer mehr Schüler haben deutlich bemerkbare Lernlücken. Professionelle Nachhilfe kann Abhilfe schaffen. Doch nicht jedes Angebot ist seriös.
Ist der Notenschnitt bis zum Sommer noch zu retten? Und kann die schlechte Mathenote noch rechtzeitig ausgebügelt werden? Viele Schülerinnen und Schüler haben Probleme in der Schule. Besonders relevant werden schlechte Schulnoten, wenn die Versetzung gefährdet ist, der Abschluss bald ansteht oder wenn es um den Übertritt an eine weiterführende Schule geht. Mit professionellen Nachhilfeinstituten können viele Schüler noch die Kurve kriegen. Die richtige Wahl zu treffen ist jedoch nicht einfach. Denn es gibt auch unseriöse Angebote. Wie also findet man eine gute Nachhilfeschule?
Professionelle Nachhilfe: Zunehmend jüngere Kinder brauchen Unterstützung
Frust, Angst, Wut und Verzweiflung. Tränen fließen. Auf dem Esstisch liegen ein karierter Block, ein Taschenrechner und ein Geodreieck. Es sind nur noch zwei Tage bis zur Matheklausur, doch der Lernstoff will einfach nicht im Kopf bleiben. Auch die Übungsaufgaben waren viel zu kompliziert. Eine bekannte Situation für viele Schüler, wie die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2021 zeigen. Demnach verfehlt beinahe jedes fünfte Kind der 4. Klasse die Mindeststandards im Fach Mathematik. Im Bereich Lesen sieht es ähnlich aus. Ein alarmierendes Ergebnis. Mit professioneller Nachhilfe kann dieser Entwicklung entgegengewirkt werden. Doch die Wahl der Nachhilfe will gut überlegt sein.
Dass vor allem zunehmend jüngere Schüler Nachhilfe brauchen, ist auch David Bohnenschuh aufgefallen. Er kann aus der Praxis berichten. Seit über vier Jahren gibt er bei einem professionellen Nachhilfeinstitut neben seinem Studium Unterricht in Mathe, Englisch und Fächern mit Wirtschaftsbezug. „Viele Schüler haben Einstiegsprobleme nach dem Übertritt auf eine weiterführende Schule. Der Lernumfang steigt nämlich enorm an. Einige sind das nicht gewöhnt und schaffen es nicht, allein am Ball zu bleiben“, so der 24-Jährige. Um gewährleisten zu können, dass David über die notwendigen Kompetenzen in seinen Nachhilfefächern verfügt, wurde er von seinem Institut überprüft. Schulzeugnisse, Noten aus dem Studium und sein polizeiliches Führungszeugnis musste er offenlegen.
Nachfragen, wie das Nachhilfeinstitut die Lehrer ausgewählt hat und was sie qualifiziert
Ein notwendiges Vorgehen, das den Unterschied zu laienhafter Nachhilfe markiert: „Erst sobald ein Überprüfungsprozess stattgefunden hat, kann man von professioneller Nachhilfe sprechen“, so Patrick Nadler, Vorstandvorsitzender des Vorstandsteams des Bundesverbandes Nachhilfe und Nachmittagsschulen, kurz VNN. Der VNN vertritt die institutionellen Nachhilfe-Einrichtungen in Deutschland und setzt sich vor allem für Transparenz und verlässliche Qualität ein. „Als Elternteil sollte man genau nachfragen, wie die Lehrer ausgewählt werden. Besonders das Führungszeugnis ist wichtig, schließlich vertraut man fremden Leuten sein Kind an. Die Sicherheit hat oberste Priorität“, erklärt der Nachhilfeexperte.
Abseits der Wissensgrundlage ist das Zwischenmenschliche zentral für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Das berichtet auch David Bohnenschuh aus seinem Alltag als Nachhilfelehrer. „Die Chemie zwischen Lehrer und Schüler muss stimmen“, erklärt er. Dass das Kind und der Lehrer mal zusammen nicht harmonieren, ist normal und sollte offen kommuniziert werden, so der 24-Jährige.
Eine kostenlose Probestunde vereinbaren
Derselben Auffassung ist der VNN-Vorstandsvorsitzende: „Wenn kein Vertrauensverhältnis herrscht, profitiert niemand von der Nachhilfe.“ Genau deshalb ist eine kostenlose Probestunde enorm wichtig. „Bei meiner Nachhilfestunde ist es so, dass in der ersten Stunde vor allem das Kennenlernen im Fokus steht.
"Man schaut den aktuellen Stand an und findet heraus, ob man sich untereinander versteht“, erklärt David Bohnenschuh. „Fallen bei der ersten Stunde bereits Kosten an, sollte man die Finger von dem Nachhilfeinstitut lassen“, so Patrick Nadler.
Auf TÜV-Siegel oder die VNN-Verbandsmitgliedschaft achten
Weitere hilfreiche Kriterien sind Online-Bewertungen und Güte-Siegel. „Nachhilfeschulen die weniger als 4,5 Sterne im Durchschnitt haben, sind oft unprofessionell. Haben Nachhilfeschulen ein TÜV-Siegel oder eine VNN-Verbandsmitgliedschaft, können diese Angebote als vertrauensvoll eingestuft werden. Um derartige Siegel zu erhalten, werden die Schulen von unabhängigen Prüfstellen genau unter die Lupe genommen und die internen Prozesse überprüft“, so der Nachhilfeexperte.
Ebenfalls ist die Dauer der Nachhilfe ein gutes Indiz, ob es sich wirklich um Profis handelt. Bei David Bohnenschuh ist der Zeitraum der Nachhilfe eher kurz: „Im Durchschnitt begleite ich meine Nachhilfeschüler über 3 bis 4 Monate. Zum Teil aber auch ein ganzes Jahr. Mindestens einmal pro Woche ist eine Nachhilfestunde angesetzt. Meistens sind es 5 bis 6 Nachhilfestunden pro Monat.“ Ist die Vertragszeit ungewöhnlich lang, ist Vorsicht geboten. „Bei Anbietern die Verträge über mehrere Jahre anbieten ist nicht der Lernerfolg des Kindes das Ziel, sondern ganz klar der Gewinn“, sagt Patrick Nadler.
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