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Foto: Munk-Gruppe
Foto: Munk-Gruppe

Wer passt in den Ferien auf die Kinder auf? Die Munk Gruppe aus Günzburg hat für ihre Angestellten eine Lösung: Sie bietet ein Ferienprogramm an.

Sommerferien
04.08.2022

Wie Arbeitgeber bei der Kinderbetreuung in den Ferien unterstützen

Von Christina Heller-Beschnitt

Plus Wohin mit den Kindern in den Ferien? Eine Frage, die sich viele Eltern stellen. Manche Arbeitgeber versuchen, ihren Angestellten die Betreuung zu erleichtern.

Vermutlich alle Eltern kennen dieses Problem: Ihre Kinder haben mehr Ferientage als sie selbst Urlaub. Zieht man die Samstage ab, die in offiziellen Statistiken dazugezählt werden, kommen bayerische Schülerinnen und Schüler im Jahr auf 63 Ferientage – ihre Eltern im Schnitt auf 28,3 Urlaubstage. Selbst wenn beide Elternteile immer getrennt Urlaub nähmen, würde es also nicht ausreichen. Wohin also mit den Kindern, wenn Mama und Papa arbeiten?

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Die Munk-Gruppe in Günzburg – zu der etwa Günzburger Steigtechnik gehört – hat eine Antwort auf diese Frage gefunden. Seit 2015 bietet das Unternehmen für die Kinder der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein zweiwöchiges Ferienprogramm an. Organisiert wird es von Margit Werdich-Munk. Die Kinder gehen dann etwa auf eine Alpaka-Wanderung, in ein Ferienlager im Hochseilgarten oder machen einen Ritter-und-Burgfräulein-Tag. Eine Altersgrenze gibt es nicht. Werdich-Munk sagt nur: "Es können alle Kinder kommen, die laufen können bis zu dem Alter, in dem sie keine Lust mehr haben." Das Ganze sei kostenlos und werde sehr gut angenommen, und zwar von den Eltern und den Kindern. "Dieses Jahr sind auch drei Enkelkinder angemeldet", erzählt sie. Die benachbarte Firma Bendl-Bau aus Günzburg schließt sich dem Ferienprogramm an – und hat so ebenfalls die Möglichkeit, Eltern die Betreuung während der Ferienzeit zu erleichtern. Denn gerade für kleinere Betriebe ist es schwieriger, eigene Angebote zu organisieren.

Kuka, Renk, MAN und Airbus Helicopters arbeiten mit anderen für ein Ferienprogramm zusammen

Viele große Arbeitgeber in der Region machen es ähnlich wie die Munk-Gruppe. Das Landratsamt Augsburg etwa, das mehr als 900 Menschen beschäftigt, bietet seit 30 Jahren ein Programm für die Sommerferien an. Der Augsburger Roboterbauer Kuka ist genau wie etwa MAN Energy Solutions, Renk, Erhardt und Leimer, die Uniklinik Augsburg oder die Lechwerke Partnerunternehmen der Augsburger Sommerkinder. Die Firmen organisieren kein eigenes Programm, sondern beteiligen sich an einem Angebot, das die Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi) in Augsburg auf die Beine stellt. Ähnlich wird es beim Landratsamt Donau-Ries gehandhabt. Auch dort können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Kinder bei den Sonnenscheinkindern anmelden, die vom Roten Kreuz organisiert werden. An dem Programm, das auch in den Oster- und Pfingstferien angeboten wird, beteiligen sich auch Airbus Helicopters und der Materialaufzugbauer Geda.

Mit diesen Angeboten nehmen die Arbeitgeber Eltern eine Sorge ab. Das zeigt eine kleine Umfrage unter unseren Leserinnen und Lesern. Wir wollten von ihnen wissen, welche Tipps und Tricks sie für die Betreuung während der Ferien haben. Die meisten schreiben: Während der Ferien passten die Großeltern auf die Kinder auf. Andere berichten, dass sie ihre Kinder zu Ferienprogrammen anmelden, die zum Beispiel von Sportvereinen, Städten und Gemeinden ausgerichtet werden. Immer wieder kommt aber die Antwort: "Wir nehmen die Urlaube nur getrennt."

Kinderbetreuung in der Ferienzeit: Viele Arbeitgeber setzen auf flexible Arbeitszeiten

Ein Unding, findet Bettina Feierabend. Sie leitet bei der Unterallgäuer Firma Baufritz die betriebseigene Krippe und sagt: "Urlaubszeit ist Familienzeit." Damit meint sie, wenn die Eltern Urlaub nehmen, dann sollten sie die freie Zeit gemeinsam mit den Kindern und dem Partner verbringen können. Sie sollten nicht hauptsächlich freinehmen, um die Betreuung der Kinder zu regeln. Damit die Angestellten bei Baufritz das so handhaben können, öffnet die Krippe in der Ferienzeit ihre Türen auch für ältere Kinder. Normalerweise werden dort nämlich nur Kinder im Alter bis zu drei Jahren betreut.

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Dass es Arbeitgeber in der Region gibt, die ihrer Belegschaft solche Angebote machen, ist nicht selbstverständlich, bestätigt Andrea Hammermann. Sie arbeitet beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln und forscht dort zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Nur acht Prozent aller Firmen mit mehr als fünf Beschäftigten haben Ferienprogramme, das zeigt eine Erhebung des Bundesfamilienministeriums. Die Tendenz ist allerdings steigend. 2015 waren es nur 4,8 Prozent. Die Erfahrung von geschlossenen Schulen und Kitas während des Lockdowns habe deutlich gemacht, "wie wichtig eine gute Betreuungsinfrastruktur für das Arbeitsleben von Eltern ist", sagt Hammermann. Und: Arbeitgeber, die solche Angebote haben, steigern ihre Attraktivität. Ein wichtiger Faktor in Zeiten des Fachkräftemangels. "Auch Beschäftigte, die selbst noch keine Kinder haben, schätzen das familienfreundliche Angebote als Ausdruck einer guten Unternehmenskultur und wertschätzen es, wenn die familienfreundlichen Maßnahmen ihres Arbeitgebers ihre Lebensplanung unterstützten", sagt Hammermann.

Neben Ferienprogrammen setzen viele Arbeitgeber auf Arbeitszeiten, die ihren Angestellten die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern – auch in der Ferienzeit. Das teilen etwa der Bezirk Schwaben oder die Stadtsparkasse Augsburg mit. Beide Arbeitgeber tragen ein Siegel, das sie als familienfreundlich ausweist. Es gebe etwa die Möglichkeit, Überstunden anzusammeln und diese dann in Ferienzeiten abzubauen. Oder durch flexible Arbeitszeiten dann zu arbeiten, wenn die Betreuung geregelt ist. Die Lechwerke bieten ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durch Arbeitszeitkonten auch die Möglichkeit, in den Ferien Minusstunden zu sammeln, die dann zu anderer Zeit ausgeglichen werden, teilt das Unternehmen mit. Am Hauptstandort in Augsburg gebe es zudem ein Eltern-Kind-Büro, das genutzt werden könne.

Die Corona-Pandemie hat außerdem dazu beigetragen, dass es in vielen Unternehmen möglich ist, im Homeoffice zu arbeiten. Eine dauerhafte Lösung ist das allerdings nicht, sagt die Forscherin Hammermann: "Homeoffice und Notfallbetreuungen (etwa Eltern-Kind-Zimmer im Betrieb) schaffen zwar notwendige Flexibilität für Betreuungsaufgaben, aber um sich wirklich auf die Arbeit konzentrieren zu können, braucht es ein störungsfreies Arbeitsumfeld und die Gewissheit, dass die Kinder während der Arbeitszeit gut aufgehoben sind."

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