3D-Boom von "Oben" bis "Toy Story"
Hamburg (dpa) - Mit dem Animationsabenteuer "Toy Story 3" aus der Kreativschmiede Pixar setzt das Team um Regisseur Lee Unkrich neue Maßstäbe: Für "Toy Story 3" haben die Filmemacher die Möglichkeiten der digitalen 3D-Technik voll ausgeschöpft. Der 3D-Effekt fungiert dabei als Fenster, durch das die Zuschauer in die Welt der Spielzeuge eintauchen können.
Um die Story aus der Sicht von Woody, Buzz Lightyear und ihren Freunden zu erzählen, kreierten die Filmemacher eine eigene 3D- Bildsprache mit einen verblüffenden Effekt: Alltägliche Gegenstände wie Stühle, Tische und Autos wirken im Film überlebensgroß. Ermöglicht wurde diese Spielzeugfiguren-Perspektive durch die 3D- Kameratechnik.
Bei der Aufnahme von sogenannten stereoskopischen 3D-Filmen werden jeweils zwei Bilder aufgezeichnet: Ein Bild für das linke und ein Bild für das rechte Auge, die zusammen betrachtet für den räumlichen Tiefeneffekt des 3D-Bildes sorgen. Damit das 3D-Bild den menschlichen Sehgewohnheiten entspricht, wird der Abstand zwischen den beiden Kameras dabei dem Augenabstand eines Menschen angepasst. Bei "Toy Story 3" haben die Filmemacher den Augenabstand auf ein Achtel reduziert, wodurch normale Gegenstände überlebensgroß erscheinen.
Bis dahin war es technisch ein weiter Weg: Die klassischen Animationsfilme wurden traditionell in 2D gezeichnet. Die Figuren in Zeichentrickklassikern wie "Dschungelbuch" sahen stets flach aus. Ein neuer Look, der die Charaktere plastischer als in 2D wirken lässt, folgte erst mit dem Einzug der Computeranimation in die Trickfilmstudios. Mit "Toy Story" präsentierten die Pixar Studios 1995 den ersten computeranimierten Film.
Bei diesen CGI-Filmen (computer generated images) werden sämtliche Elemente wie die Figuren oder Hintergründe mit Hilfe von 3D-Modellen im Rechner generiert. Dadurch entstand eine neue Form des Zeichentrickfilms: Der 3D-Animationsfilm, dessen Look sich stark von den klassisch gezeichneten Trickfilmen in 2D unterscheidet. Inzwischen stellen die computeranimierten Filme im Animationsbereich den Standard dar. Doch es gibt auch eine Rückbesinnung auf 2D. Bei der Walt Disney-Produktion "Küss den Frosch" (2009) entschied der Kreativ-Chef John Lasseter aus künstlerischen Gründen, den Film im klassischen Stil à la "Dschungelbuch" in 2D zu produzieren.
Mit Filmen wie "Monsters vs. Aliens", "Oben" oder "Toy Story 3" haben seit einigen Jahren auch stereoskopische 3D-Filme Einzug in den Animationsbereich gehalten, die dem Zuschauer durch zwei parallel aufgenommene Bilder den 3D-Effekt bescheren. Dadurch erhalten die einzelnen Elemente mehr Tiefe beziehungsweise ragen optisch in den Zuschauerraum hinein. Um in den Genuss dieser Effekte zu kommen, benötigt der Kinobesucher eine spezielle 3D-Brille.
Dem neuen 3D-Kinoboom können sich auch deutsche Produzenten nicht verschließen. Als erster deutscher stereoskopischer 3D-Animationsfilm kommt diesen Herbst die Adaption des Erich Kästner-Klassikers "Konferenz der Tiere" ins Kino. Ihren ersten Stereo-Animationsfilm produziert derzeit auch die Ulysses Filmproduktion in Hamburg und Bremen mit "Legends of Valhalla - Thor".
Thor, der bekannte Donnergott aus der nordischen Sagenwelt, begibt sich darin als junger Schmied auf eine Reise, um mit einem magischen Hammer seine entführten Freunde aus den Klauen der Riesen zu befreien. Für Regisseur Toby Genkel stellt die Stereoskopie ein zusätzliches Werkzeug dar, da die Tiefe und die daraus resultierenden Effekte neue Möglichkeiten des Erzählens eröffnen. "Wir haben sehr genaue Überlegungen angestellt", berichtet Genkel, "wo wir die Effekte einsetzen." Wichtig sei dabei, den Einsatz von Effekten nicht überzustrapazieren, damit sie den Zuschauer nicht ermüden - die Edda- Sagen sollen Stoff für insgesamt drei Kinofilme bieten.
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