Autorenfilmer Jacques Doillon wird 65
Paris (dpa) - An dem französischen Regisseur Jacques Doillon scheiden sich die Geister. Für die einen sind seine Filme über Gefühlswirren von Jugendlichen und Dreiecksbeziehungen einzigartige Autorenfilme, andere, vor allem französische Kritiker halten sein Oeuvre für langweilig.
Doillon, der am 15. März 65 Jahre alt wird, hat ein ganz persönliches Kino geschaffen. Während er zu Beginn noch als Erbe der Nouvelle Vague gefeiert wurde, hat der Filmemacher und Schauspieler einen eigenen Stil entwickelt, der sich durch inszenatorische Kargheit auszeichnet sowie durch Schauspieler, die so lange miteinander reden, bis sich ihr Innerstes nach außen kehrt. So auch in dem auf der Berlinale 2008 gezeigten Film "Just anybody", der von der 20-jährigen Camille handelt, die ihre Liebe dem Erstbesten schenken will.
Lange Dialoge, körperliche Gesten und der Wunsch, die Schicksale der Personen nicht von außen, sondern von innen heraus zu betrachten, durchziehen seit knapp 30 Jahren das Werk des in Paris geborenen Regisseurs. Seit seinem ersten Langfilm "Die Finger im Kopf" (1974) gilt Doillon als Autorenfilmer par excellence, denn für fast alle seine mehr als 25 Spielfilme hat er das Drehbuch geschrieben, den Schnitt im Wesentlichen mitbestimmt und in einigen sogar mitgespielt. Bevor Doillon selber Filme zu drehen begann, studierte er Philologie. Mit 22 Jahren beschloss er jedoch, Cutter und Assistent bei Regisseuren wie Alain Robbe-Grillet und Eddy Matalon zu werden.
In seinem Œuvre wechselt Doillon zwischen Sujets wie Verletzbarkeit junger Gefühle, Beziehungskonstellationen von Mann und Frau, Vater und Tochter sowie das Auflösen der Institution Ehe und Familie. So stellte er in seinem 1978 realisierten Film "Die Frau, die weint" das Scheitern einer Ehe dar. Den Film drehte er in seinem Haus und mit seiner Tochter, die aus der Beziehung mit der englischen Sängerin Jane Birkin stammt. Doillons Filme sind oft Produktionen mit geringen finanziellen Mitteln. Einen Film von "kammerspielhafter Art" nannte die "Süddeutsche Zeitung" damals die Geschichte über die Ehekrise, bei der Doillon nicht nur Regisseur und Drehbuchautor war, sondern auch männlicher Hauptdarsteller und Produzent.
Sein nur ein Jahr später gedrehter Film "Ein kleines Luder" wurde zum offiziellen Beitrag Frankreichs zu den Filmfestspielen in Cannes erkoren. Darin wird die Geschichte eines zu Hause misshandelten Mädchens und ihres jungen Entführers François erzählt, die sich vor der feindlich gesinnten Welt zurückziehen. Den schmerzhaften Abschied eines Vaters von seiner Tochter thematisiert Doillon in "Der Mann, der weint" aus dem Jahr 1985.
Weitere Filme, mit denen der eigenwillige Franzose Schlagzeilen machte, sind "Der kleine Gangster", "Ponette" und "Ich habe dich nicht um eine Liebesgeschichte gebeten". In all diesen Werken setzt Doillon auf die Zusammenarbeit mit Laien. "Profis haben nach zehn, fünfzehn Jahren eine Vorstellung davon, wo sie "gut" sind, und wo es gefährlich für sie wird. Oft gerät man dann nicht so sehr an einen Schauspieler als an ein Bild, das er von sich hat und das er mit aller Kraft durchsetzen will", sagte der Regisseur, der sehr zurückgezogen lebt.
Seine Stieftochter Charlotte Gainsbourg, mit der er "L'amoureuse" (etwa: Die Verliebte) drehte, beschrieb ihn als strengen und unnachgiebigen Regisseur. "Dreharbeiten sind nicht dazu da, dass man sich amüsiert. Ich möchte, dass mir die Leute viel von sich geben. Dafür müssen sie sich konzentrieren", meinte Doillon, der nicht nur hohe Ansprüche an seine Schauspieler stellt, sondern auch an seine Zuschauer.
Die Diskussion ist geschlossen.