Nolan träumt mit DiCaprio von "Inception"
Los Angeles (dpa) - Mit "Memento" servierte der britische Regisseur Christopher Nolan 2001 einen preiswert gedrehten, mehrfach preisgekrönten Thriller, der Wahrheit und Wahrnehmung gegeneinander ausspielt. Vor zwei Jahren konnte Nolan Hollywood beweisen, dass er auch mit einem Budget von rund 180 Millionen Dollar umgehen kann.
Mit "The Dark Knight" drehte er einen Action-Blockbuster mit Tiefgang, der Heath Ledger als Joker posthum einen Oscar einbrachte. Der Batman-Streifen schaffte es mit einem Einspielergebnis von mehr als einer Milliarde Dollar auf Platz 6 auf der Liste der erfolgreichsten Filme aller Zeiten.
Jetzt meldet sich Nolan mit dem weltumspannenden Science-Fiction- Thriller "Inception" zurück, der die Zuschauer in die "intime und unendliche Welt der Träume" führt, so verspricht es das Filmstudio Warner Bros. Pictures. Wer "Memento" mochte, der wird von "Inception" enttäuscht sein. Nicht mit Fingerspitzengefühl, sondern mit actiongeladenen Verfolgungsjagden und Schießereien schickt Nolan sein Team von Industriespionen in die komplizierten Tiefen des Unterbewusstseins. Und das zweieinhalb Stunden lang.
Nolan würde philosophische Fragen anreißen, "aber am Ende ist er zu taktvoll, zu ängstlich oder einfach zu beschäftigt, um darauf einzugehen", rügte die "New York Times" den mangelnden Tiefgang. Der Kritiker des Branchenblattes "Hollywood Reporter" ließ sich dagegen von der Action mitreißen: "Eine teuflisch komplizierte, schlaue und unterhaltsame Sci-Fi-Reise durch eine Traumlandschaft, die einen völlig fesselt", so das Lob für die rund 160 Millionen Dollar teure Produktion, die sich auch bei "James Bond"-Filmen bediente.
Leonardo DiCaprio spielt Dom Cobb, einen cleveren Dieb, der mit Hilfe von Extraktion Gedankengut stiehlt. Bis ein japanischer Auftraggeber (Ken Watanabe) das Gegenteil verlangt: Cobb und seine Spezialisten, die sich samt ihren betäubten Opfern in eine gemeinsame Traumwelt begeben, sollen einem reichen Manager (Cillian Murphy) durch "Inception" eine Idee einpflanzen. Cobb heuert eine junge Studentin (Ellen Page) als "Architektin" an, die gleich bei ihrem ersten Testausflug ins Unterbewusstsein ein Pariser Stadtviertel in die Luft hebt und auf den Kopf stellt. Joseph Gordon-Levitt ist ein gewiefter Forscher, Oscar-Preisträgerin Marion Cotillard ist Cobbs tote Ehefrau, die in seinen Träumen gefährlich lebendig wird.
Fast zehn Jahre hat Nolan nach eigenem Bekunden an dem Skript geschrieben. Träume hätten ihn schon immer fasziniert, erzählte der Brite der "New York Times". Vor allem die Vorstellung, eine Traumwelt mit anderen teilen zu können. "Ich wollte das Gefühl erzeugen, dass am Ende des Film absolut alles möglich ist. Es musste im großen Umfang passieren", sagte er über sein Traumprojekt, das unter anderem in Paris, Tokio, London, Marokko und den kanadischen Bergen gedreht wurde. Zum dritten Mal griff Nolan auf das deutsche Filmmusik-Genie Hans Zimmer zurück. Schon bei "Batman Begins" und "The Dark Knight" fegte der Oscar-Preisträger jeden Anflug von Müdigkeit mit seinem fetzigen Soundtrack sofort weg.
Sie hätten "eine verrückte Menge Geld" ausgegeben, um etwas "in jedem Sinne äußerst Anspruchsvolles" zu liefern, sagte Nolan vor dem US-Kinostart der "New York Times". Leise lachend fügte er hinzu: "Natürlich gibt es auch jede Menge äußerst anspruchsvolle Reinfälle". Egal, wie gut "Inception" läuft, sein nächstes Projekt hat er mit "Batman 3" schon in der Tasche. Die Dreharbeiten sollen im kommenden Frühjahr anlaufen. Fans können sich auf den Start des Action- Spektakels im Sommer 2012 freuen.
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