"shrink - Nur nicht die Nerven verlieren" auf DVD
Hamburg (dpa) - Für die Stars ist er der Star: Dr. Henry Carter (Kevin Spacey) ist der gefragteste Seelendoktor Hollywoods, ein "shrink" eben. Doch nach dem Selbstmord seiner Frau ist es der Doktor selbst, der eines dringend braucht: Hilfe!
Henry Carter leidet an einer tiefen Depression. Weder die Arbeit mit seinen Klienten noch die sich sorgenden Freunde können dem Therapeuten helfen, die Krankheit zu überwinden. Allein die gute Beziehung zu seinem Marihuana-Dealer lassen ihn den Alltag ertragen, den er mehr schlafend als wach verbringt.
So beginnt der Tag schon mal mit einem Joint, wenn gute Nachrichten eintreffen. Sein Buch "Ab sofort glücklich" klettert auf Platz 7 der Bestsellerliste - ganz schlecht für den Depressiven: Erfolgsnachrichten sind reines Gift für die Seele.
Was sich wie ein Desaster anhört, ist auch eines. Und niemand anderes verkörpert dieses besser als Kevin Spacey. Zehn Jahre nachdem er für die beste männliche Hauptrolle im Vorstadtdrama "American Beauty" den Oscar erhielt, ist Kevin Spacey zurück auf der Leinwand als Verkörperung des US-amerikanisches Mannes in der Midlife-Crises schlechthin. Gäbe es Spacey nicht - man hätte ein Gesicht für die Rolle des Dr. Carter erfinden müssen und es hätte so ausgesehen wie seines: voller Drogen, voller Selbstmitleid und mit einem unerschöpflichen Vorrat an lakonischer Gleichgültigkeit ausgestattet.
Auch die junge Jemma (Keke Palmer, "Cleaner") hat einen Verlust erlitten, ihre Mutter hat sich ebenfalls umgebracht. Auf Empfehlung des Schulleiters geht sie zum Therapeuten, zum Vater Carters, der gibt ihre Akte an seinen Sohn weiter. Die Begegnung mit Jemma ändert Carters Leben, zwar langsam nur, aber grundlegend: Er wird wieder gebraucht.
"shrink" reiht sich ein in das Psychiaterfilmgenre des US-Kinos, ist aber kein vordergründiger Klamauk wie "Reine Nervensache". Als Drama getarnt ist der Film eine melancholisch-zynische Komödie über den Hollywood-Betrieb. Die Story wird begleitet von kleinen Sidekicks, wie dem Therapiegespräch mit dem alkoholsüchtigen Altstar Jack, verschmitzt in Szene gesetzt von Robin Williams.
Die Shortcuts um exzentrische Produzenten, laszive Filmsternchen und erschlichene Drehbücher setzen sich am Ende zu einem einzigen Plot um den schönen Schein in Beverly Hills zusammen. Das Bonusmaterial der DVD fällt mit 13 Minuten eher spärlich aus, beinhaltet aber drei Interviews, darunter eines mit Spacey selbst.
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