
Streichelprozess mit der Kettensäge

Johannes Hofbauer reduziert Holz auf das Wesentliche, mal tief durchfurcht, mal fein und glatt
Friedberg Künstler Johannes Hofbauer ist viel in der Natur unterwegs. Vor allem die Struktur von Holz fasziniert ihn und findet sich überall in seinen Werken wieder – jetzt auch in der Ausstellung „Die Reduktion der Form“ im Friedberger KunstWerk. Die dort ausgestellten Plastiken zeigen, wie der Künstler bewusst Risse, Jahresringe und Löcher in der Oberfläche der Hölzer in seine Werke einbezieht. Er löscht die Spuren der Vergänglichkeit nicht und öffnet so die Tür zu einer verborgenen Welt.
Die weit in den Raum weisenden Skulpturen fordern den Betrachter der Ausstellung auf, die Arbeiten einerseits als plastische, räumliche Gebilde wahrzunehmen, um dann wieder die Aufmerksamkeit der Oberfläche zu widmen. Mit der Kettensäge aus dem Holzblock „herausgeschält“ und anschließend zu ihrer endgültigen Form ausgearbeitet – so entstehen Hofbauers in ihrem Grundgestus oft zart geschwungene Holzobjekte.
Während die natürlichen Eigenheiten des Materials und die Spuren vergangenen Wachsens vor allem zu Beginn des Arbeitsprozesses ihren Einfluss auf die Gestaltung der Holzarbeiten nehmen, tritt nach und nach die eigene Inspiration in den Vordergrund, bis der Bildhauer seine Ideen in dem Holz wiederfindet. Mal tief durchfurcht – mal fein und glatt.
Ein wichtiges Thema ist die vorangehende Auseinandersetzung mit dem Material. „Dem Holz nähere ich mich mit Lust. Ich habe manchmal das Gefühl, dass so wie das Holz vor mir liegt, ich darin eine weiterführende Form in die Tiefe sehe, in die ich dann mit dem Sägeschwert hineingleite. Das ist fast wie ein Streichelprozess“, schwärmt Johannes Hofbauer. „Es ist wie ein Geheimnis lüften, wenn ich dabei auf Holzpartien stoße, die ich von außen, wenn die Borke zu ist, nicht gesehen habe und das Holz seine Schönheit aus der Tiefe heraus entfaltet.“
Hofbauer geht an die Grenzen der Belastbarkeit und Formbarkeit dieses Werkstoffes, reizt aus, wie stark der künstlerische Eingriff sein darf, ohne dass das Holz an Festigkeit und Stabilität einbüßt: abstrakte Gebilde, einfache Stelen, hängende und liegende Bögen. Hier interessiert den Künstler vor allem die Wirkung von Materie im und auf den Raum und die Gegensätze von Bewegung und Statik, aber auch die Bewegung innerhalb des Materials selbst. So wechseln die Oberflächen der Arbeiten zwischen glatten, nicht polierten und von der Kettensäge durchfurchten, unebenen Flächen, die jene ganz unterschiedlichen Möglichkeiten des Materials offenlegen.
Geöffnet ist die Ausstellung „Reduktion der Form“ von Johannes Hofbauer im Friedberger KunstWerk, Bauernbräustraße 50, bis 7. April von Donnerstag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr.
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