
Wie Patrick Schneider mit der Wasserwacht zum Lebensretter wurde

Plus Patrick Schneider von der Wasserwacht hat mit Tauchern einen Syrer aus dem Friedberger See gerettet. Mit den Kollegen hält er zusammen wie in einer Familie.

Es geschah am 23. Juni. Patrick Schneider wollte nur ein Paket für die Feier zum 60. Jubiläum der Friedberger Wasserwacht bei der Hütte am Friedberger See vorbeibringen. Gerade in der Bude am Südufer angekommen, hörte er plötzlich laute Schreie. „Zwei Taucher im Wasser wollten wissen, ob jemand von der Wasserwacht helfen kann.“ Die beiden jungen Münchner hatten wenige Augenblicke zuvor gesehen, wie ein Badegast vor dem Südufer des Sees unterging. „Zum Glück habe ich meine Badehose immer hier, deshalb war ich schnell im Wasser“, sagt Schneider heute.
Rettung von Mann aus Friedberger See war glücklicher Zufall
Dabei waren sowohl seine Anwesenheit als auch die Hilfe der Taucher reiner Zufall. Der 21-jährige Syrer im See hätte tot sein können. „Die Taucher waren wahrscheinlich entscheidend“, sagt Schneider. Zu dritt brachten die Retter den jungen Mann ans Ufer. „Er war ansprechbar, hat sich aber mehrfach übergeben. Wir haben ihn weiter betreut, bis die Rettungskräfte eintrafen“, erzählt Schneider. Er habe sich sehr über die Nachricht gefreut, dass es dem jungen Syrer mittlerweile wieder gut gehe.
Der 23. Juni war ein Tag, an dem es am Friedberger See ruhig war. „Deswegen gab es bei uns die Entscheidung, nicht mit der Wasserwacht präsent zu sein“, sagt Schneider. Die Saison der Wasserwachtler läuft von Mai bis Ende September. „In der Zeit besetzen wir unseren Posten am Südufer samstags, sonntags und an Feiertagen“, so Schneider. Mehr sei ehrenamtlich nicht zu stemmen. Derzeit gibt es am Friedberger See 14 aktive volljährige Mitglieder der Wasserwacht.
Wasserwacht in Friedberg: Schwimmer überschätzen sich oft
Gerade wegen der nur zeitweisen Überwachung des Gewässers hält Schneider die Tage mit wenig Betrieb für besonders gefährlich: „Erstens gibt es dann weniger Badegäste, die etwas mitbekommen können. Zweitens sind wir nicht vor Ort.“ Vor zwei Jahren habe es eine Hitzewelle gegeben, bei der er täglich im Dienst am See gewesen sei. „Da ist über einen längeren Zeitraum nichts passiert. Dann kam der erste Tag mit schlechtem Wetter und fast wäre jemand ertrunken“, erinnert sich der 23-Jährige. Er weist auf die Verantwortung von Eltern für ihre Kinder hin – und zwar auch, wenn der Wachposten besetzt ist: „Wir können nicht alles sehen.“
In unserem Podcast erzählt ein Retter der Wasserwacht von seinem harten Job – und wie er dramatische Einsätze verarbeitet.
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Häufig gerieten Schwimmer in Not, weil sie sich selbst überschätzten. „Dann kriegen sie Krämpfe und werden panisch“, so Schneider. Noch schwieriger erkennbar seien Fälle, in denen der Kreislauf der Schwimmer aufgrund des Gefälles von heißer Luft und kaltem Wasser plötzlich absackt. „Die sinken von jetzt auf gleich zu Boden wie ein Stein“, berichtet Schneider. Er empfiehlt Schwimmnudeln, falls man sich nicht sicher fühle. Diese können sich Besucher des Friedberger Sees bei der Wasserwacht ausleihen. Schneider ist nicht der Meinung, dass das Gewässer besonders gefährlich sei: „Tückisch ist nur der schnelle Anstieg der Tiefe am Südufer. Am Nordufer ist eine Badestelle für Familien, an der es deutlich flacher reingeht.“
Kritische Situationen wie Ende Juni sind am Friedberger See dennoch gar nicht so selten. „Ich habe selbst schon zahlreiche erlebt, seit ich vor 15 Jahren aktiv angefangen habe mitzuhelfen. Vor ein paar Wochen waren wir zu zweit auf unserem Posten und mussten dann ein Kind retten, dass zwischen den beiden Badeinseln am Südufer unterzugehen drohte“, sagt Schneider. Der Trend geht aus Schneiders Eindrücken dahin, dass es zwar weniger Nichtschwimmer gebe, aber mehr Leute, die schlecht schwimmen.
Im Friedberger See gibt es regelmäßig Einsätze der Wasserwacht
„Wenn etwas passiert, ist das Handeln wie auf Knopfdruck. Nachdenken kannst du dann nicht mehr“, erläutert Schneider. Doch wie stecken die freiwilligen Helfer solch brenzlige Situationen weg? „Mir hilft mein Hauptberuf da enorm“, sagt Schneider. Er arbeitet als Rettungssanitäter beim Roten Kreuz in Friedberg. Er könne somit zwar kritische Einsätze besser wegstecken als andere. „Dennoch ist es jedes Mal ein Adrenalin-Schub und man denkt später darüber nach“, gesteht er.
In diesen Lagen seien die Kollegen von der Wasserwacht besonders wichtig. „Wir funktionieren wie eine Familie. Wir sind füreinander da und passen aufeinander auf.“ Man führe viele Gespräche. „Dabei ist es am besten, mit einer neutralen Person zu sprechen, die nicht am Einsatz beteiligt war.“ Zusammen gehe man dann durch, an welchen Stellen man hätte anders handeln können. Um bestens vorbereitet zu sein, trainieren die Mitglieder der Wasserwacht regelmäßig. „Es können immer neue Herausforderungen warten und wir wollen auf alles gefasst sein. Kein Einsatz ist wie der andere“, so Schneider.
Dass er für die Rettungsaktion vom Polizeipräsidenten Michael Schwald geehrt wurde, empfindet Schneider als Wertschätzung. „Die erfährt man im Ehrenamt nicht alle Tage. Dabei verdienen sie alle Kollegen für das, was sie hier tun. Mich macht es stolz, dass ich etwas für die Allgemeinheit leiste.“ Der überwiegende Teil seiner Zeit am See sei von schönen Erlebnissen und nicht von Katastrophen geprägt. „Ich sage gerne: Das ist pure Entspannung – unterbrochen von Momenten totaler Panik.“
Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Tom Trilges: Einsatz, der wirklich zählt
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