Geboren in einer Regentonne
Kissing ist um einen waschechten Gemeindebürger reicher. Ein Pool passt nicht ins Wohnzimmer
Ruben Samuel öffnet seine Äuglein, blinzelt, schließt sie wieder. Sein Bruder gibt ihm ein Küsschen auf den Kopf, dann geht es zurück in die Arme von Mama Christina. Ruben trägt eine blaue Latzhose mit einem aufgestickten roten Segelschiff. Und irgendwie passt das. Denn der Kleine hat einen besonderen Geburtsort: Er kam in einer Regentonne zur Welt.
Samstagnacht um 2.30 Uhr – Ruben Samuel erblickt das Licht der Welt. 49 Zentimeter lang und 2860 Gramm schwer. Bei der Geburt dabei ist Vater Primoz Zugelj, Hebamme Mirjam Jocham-Puzzo und Schwester Linda. Sie wollte unbedingt geweckt werden, um ihren kleinen Bruder im Leben zu begrüßen. Die Hausgeburt – gewünscht. Die Regentonne – auch kein Versehen. Die Familie Zugelj wollte eine Geburt in den eigenen vier Wänden. Linda, die älteste Tochter, wurde vor sechs Jahren im Friedberger Krankenhaus geboren. Vor zwei Jahren kam Sohn Aaron daheim zur Welt. Die erste Hausgeburt war für die Familie eine tolle Erfahrung: keine Fahrerei, kein Krankenhausstress, Rundumbetreuung durch Hebamme Mirjam Jocham-Puzzo. Deshalb sollte auch Ruben daheim geboren werden – bei einer Wassergeburt. „Das Wasser lindert den Geburtsschmerz“, sagt Mirjam Jocham-Puzzo. Für einen Pool war im Wohnzimmer jedoch kein Platz, deshalb musste für Mama Christina eine Alternative her: „Ich bin in den Baumarkt gefahren und habe eine Regentonne gekauft.“ Da muss auch Kissings Bürgermeister Manfred Wolf schmunzeln, der mit Blumen und Schnuffeltuch vorbeischaut, um den gebürtigen Kissinger in seiner Heimat zu begrüßen. „Früher war eine Hausgeburt ganz normal. Heute ist es etwas Besonderes“, sagt Manfred Wolf, der selbst als Geburtsort „Gemeinde Kissing“ in seiner Geburtsurkunde stehen hat. „Aber eine Regentonne, das ist ja stark. Das habe ich vorher auch noch nicht gehört.“ Der Tag der Geburt lief ruhig ab. „Am Nachmittag hatte ich ein paar Wehen. Als ich wusste, jetzt geht es los, habe ich Mirjam angerufen. Eineinhalb Stunden hat es gedauert, dann war er auch schon da.“ Auch Papa Primoz blickt gelassen auf das Ereignis vor vier Wochen zurück: „Es war alles ganz entspannt.“ Das ruht laut der dreifachen Mutter nicht nur daher, dass es eine Geburt fernab vom Krankenhaustrubel war, sondern auch an der individuellen Betreuung durch Hebamme Mirjam, mit der die Familie vertraut ist. „Im Krankenhaus kommt es vor, dass Hebammen Schichtwechsel haben. Meine Hebamme war während der Geburt nur für mich da“, so Christina Zugelj. Auch wenn Mirjam Jocham-Puzzo schon viele Geburten betreut hat, darunter auch die von Rubens Bruder Aaron, muss sie zugeben: „Es ist jedes Mal ein Wunder.“
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